Und da sitze
ich dann nach der Knutschorgie („tschaue Bello, isse schön, dasse Du komme“)
da, nehme einen tiefen Schluck meiner heißen Schokolade und da sehe ich SIE da
sitzen.
SIE ist
schlank, blond, gut angezogen, hübsche feste Figur und hat genau das richtige
Alter für mich: nicht mehr so jung, dass SIE meine Tochter sein könnte und ich
mich als Pädophiler fühlen würde, wenn ich SIE anspräche, aber auch noch nicht
so alt, als dass SIE nicht mehr auf das Cover des Playboy passen würde. Perfekt.
Toll. Makellos. Ein Hingucker vor dem Herrn.
Während ich
an der Schokolade nippe, lege ich mir SIE auf das berühmte Eisbärfell vor dem
Kamin in der Blockhütte am Kaminfeuer. Gute Güte, was könnten wir für
schweinische Sachen machen. Einmal das Kamasutra rauf und wieder runter und von
vorn und hinten.
Problem
dabei: ich bin verheiratet. Dies bedeutet, ich bin a) aus der Übung, was das
Ansprechen wildfremder Frauen angeht und b) glücklich verheiratet und c) meine
Frau versteht mich sehr wohl und d) würde das allen meinen Vorstellungen von
Treue und Ehre widersprechen. Außerdem e) bin ich intelligent. Und das ist das
Haupthindernis.
Die blonde
Göttin sieht zu mir herüber und lächelt mich an. WOW, sie hat mich bemerkt, wie
geil ist DAS denn?
Ich denke
einen Schritt weiter: also, die Nummer mit dem Eisbärfell in der romantischen
und verschwiegenen Hütte haben wir durch und sie ist nach einer heißen Liebesnacht
mit viel Wein und Romantik und scharfem Sex in meinen Armen eingeschlafen.
Geweckt wird
sie am Morgen danach durch einen krachenden Furz, weil ich Rotwein normalerweise
nicht vertrage, sie erschrickt dann und ich wache auch auf. Und dann hockt sie
auf dem Eisbärfell, nicht mehr nackt, sondern nur noch nackig und ungepflegt.
Und ihr erster Satz wird „ich muss pinkeln“ sein. Und ich sehe ihr dann
hinterher, wie sie mit baumelnden Brüsten ihre Unterwäsche sucht und dann aufs
Klo geht, rücksichtsvollerweise lasse ich Ihr nämlich den Vortritt, weil, wenn
sie nach mir ins Bad ginge, sie an einer Gasvergiftung sterben würde.
Ich suche unterdessen
meine Socken und meine Unterwäsche (was habe ich heute an? Die gute
Schiesser-Doppelripp mit Eingreifschlitz, aber wenigstens ohne Muster) und ziehe
mir Hose und T-Shirt an. Und sehe aufs Handy, auf denen sich drei SMS meiner
Frau befinden, wo ich denn bliebe und dass ich mich melden soll, weil sie sich
Sorgen macht.
Aus der
Badezimmertüre kommen Kotzgeräusche, weil SIE es anscheinend entweder auch
nicht so mit Wein hat oder mich bei Tageslicht gesehen hat, während ich mir
fieberhaft eine Ausrede überlege, denn eines ist auch klar: mir würde die
Chuzpe fehlen, nach Hause zu gehen, meiner Frau zu erklären, dass ich sie heute
Nacht betrogen habe, aber es sei nur was Sexuelles und sie solle es bitte nicht
persönlich nehmen und ich ihr jetzt im Übrigen meine dreckige Unterwäsche in
den Wäschekorb schmeiße. Schönen Tag noch.
Während ich
mir das Gesicht meiner Frau dabei vorstelle, lächelt mich die GÖTTIN am Tisch
gegenüber schon wieder an und ich lächle charmant zurück. Verdammte Kacke, das
wäre die Chance…
Mal so aus
dem Ehetrott ausbrechen, gell? Ist ja nichts dabei. „Abenteuer 18, für
Menschen, die in einer Beziehung leben und kein Geld im Bordell ausgeben wollen“.
So ein kleiner Seitensprung würde natürlich auch die Ehe auffrischen, man würde
zueinander finden und wüsste mal wieder, was man so aneinander hat oder auch
nicht hat, es würde mal so ein bisschen Pepp in die Beziehung bringen und das
Gesicht der GÖTTIN verwandelt sich in das Gesicht meiner Gefährtin und
plötzlich liegt meine Frau auf dem Eisbärfell, allerdings nicht mit mir,
sondern mit irgendeinem debilen Idioten, der sie in irgendeiner italienischen
Szenekneipe mit aufdringlicher Wirtin aufgerissen hat.
Das wiederum
ist nun eine Vorstellung, die mir so gar nicht gefällt. Denn gleiches Recht für
alle. Ich würde dem dummen Arschloch zuerst die Beine und dann die Arme brechen
und die Koffer meiner Frau würden schneller auf der Straße stehen, als sie den
Satz „ich kann das erklären“ zu Ende bringen kann. Keiner fasst meine Frau an
außer mir. Fakt. Punkt. Keine Diskussion und „nein“, wir würden auch „keine
Freunde bleiben“.Die GÖTTIN steht auf, lächelt ein letztes Mal und geht, ohne dass sie mein Eisbär- und Brusthaarfell kennengelernt hat. Ich zahle auch, gehe noch mal kurz auf Toilette und erfahre, warum sie mich angelächelt hat: mein Gesicht ist mit Schokolade verschmiert und ich sehe wie ein Clown aus, der ich wahrscheinlich auch bin.
Schön wär´s
gewesen. Schön blöd.