Jetzt,
kurz nach Fasching, findet man sie wieder überall. Angebunden an
Fahrradständer, Laternenmasten oder ausgesetzt an Autobahnraststätten: Partner,
die keiner mehr haben möchte. Meist sind sie etwas zerlumpt, in den meisten
Fällen frierend und ja, auch etwas depressiv.
Bevor
Sie sich also einen Partner zulegen, muss die erste Frage lauten: habe ich
überhaupt einen Platz dafür? In meiner Wohnung und meinem Leben. Partner sind
in der Regel sehr putzige Gesellen, mit denen man viel Spaß und Freude hat,
wenn man ein paar einfache Grundregeln beachtet. Ansonsten können sie sehr
schnell stressig und unangenehm und zu einem dauernden Ärgernis werden, über
das sich schließlich Nachbarn und Vermieter beschweren.
Ein
Partner braucht zuerst einmal Platz. Sie sollten in der Lage sein, ihm ein
Bett, ein Fach im Kleiderschrank und ein Plätzchen im Badezimmerschrank zur
Verfügung stellen zu können. Partner gehen zwar gerne auf die Couch, mit etwas
Zureden und bei guter Erziehung setzen sie sich aber auch auf den Boden, wenn
Sie dem Partner sein Lieblingskissen zur Verfügung stellen. Ein Partner im Bett
ist immer eine individuelle Geschmacksache, der eine mag es, der andere nicht,
aber wenn Sie einen hygienischen Partner haben, dann spricht nichts dagegen,
ihn unter Ihre Decke zu lassen. Wichtig ist, dass Sie ihm seinen festen Platz
zuweisen und ihm das auch erklären und beibringen können.
Der
Partner benötigt nicht viel Nahrung, er lebt in der Regel von etwas Luft und
viel Liebe und dem, was bei Ihnen vom Küchentisch abfällt. Als Flüssigkeit
genügen bei den billigen Exemplaren Bier ("Hefeweizen" ist bei den
ganz Günstigen Grundnahrungsmittel! Obacht!) und Wein aus dem Tetrapack, die
etwas Besseren bevorzugen schottischen Single-Malt oder Martini oder trockene
Weißweine. Füttern Sie ihren Partner zu sehr, dann wird er fett, kriegt
Diabetes und dann bekommen Sie ihn auch nicht mehr vom Sofa herunter. Er
vernachlässigt sich dann und beginnt zu schmutzen, was dann ein ständiges
Ärgernis darstellt. Außerdem wird er faul und bräsig.
Ein
Partner braucht nicht viel Auslauf, aber etwas Bewegung muss sein. Nehmen Sie
ihn doch mal mit ins Kino oder in eine Kneipe. Dann wird er, wenn er gut
erzogen ist, keinen Dreck machen und ein amüsanter Begleiter sein, mit dem es
sich gut unterhalten lässt. Und die Rechnung übernehmen. Im Gegenzug dankt er
Ihnen Ihre Behandlung, indem Sie ihn herzen und knuddeln dürfen, wie Sie
möchten. Manche Partner bevorzugen lange Spaziergänge, was besonders im Winter
oder bei Scheißwetter sehr lästig sein kann, wenn er es nicht gelernt hat, die
Schuhe auszuziehen. Dann macht er Dreck in der Wohnung und versteht nicht,
warum er ihn wieder beseitigen soll.
Gönnen
Sie Ihrem Partner gelegentlich die Befriedigung seines Geschlechtstriebes.
Versäumen Sie dies aus Desinteresse oder Fahrlässigkeit, dann neigt Ihr Partner
dazu, sich ein anderes Herrchen oder Frauchen zu suchen oder sich anderweitig
zu bedienen und Sie sind ihn los. Das geht "rubbeldiekatz" und ist
besonders dann ärgerlich, wenn Sie viel Zeit und Geld in seine Erziehung und
Pflege investiert haben, schlimmer noch, manche Partner tendieren dann sogar zu
einer finanziellen Vernichtung ihres vorhergehenden Besitzers. Der Biologe
nennt diesen Vorgang "Scheidung".
Achten
Sie darauf, dass Sie, wenn Sie sich mehrere Partner gleicher oder
unterschiedlicher Güte zulegen, diese stets strikt getrennt voneinander halten,
da gleichgeschlechtliche Exemplare dazu neigen, ansonsten in Stress zu kommen
und sich gegenseitig wegzubeißen. Das ist nicht schön und sorgt in der Regel
für unangenehme Aufgeregtheiten. Meistens werden dann einer oder sogar beide
Partner sehr laut, was immer unangenehm für alle Beteiligten ist,
schlimmstenfalls laufen Ihnen beide davon und Sie haben gar nix mehr.
Sofern
Sie in der Hege und Pflege der Partnerschaft keine allzu grossen Fehler machen
und öfter auch mit Ihrem Partner reden, dann erhalten Sie einen wunderbaren
Gefährten, manchmal sogar bis an Ihr oder sein Lebensende, der mit Ihnen durch
dick und dünn geht und Ihnen auch die sprichtwörtliche Hand vor den Arsch hält,
wenn es hart auf hart kommt. Aber etwas Beziehungsarbeit müssen Sie
investieren, keine Frage.
Ausgewachsene
und gut erzogene Exemplare werden für Sie und Ihren Nachwuchs sorgen und Ihnen
den Lebensunterhalt sichern, wodurch Sie ihren eigentlichen Interessen
nachgehen können. Allerdings sind diese Luxus-Exemplare sehr selten und scheu
und benötigen viel Hingabe und Loyalität, da sie sonst dazu neigen, ihre Energie
anderweitig zu fokussieren, was sehr ärgerlich sein kann.
Wenn
Sie also ein geeignetes Exemplar gefunden haben, dann halten Sie es fest und
geben Sie es nicht mehr her. Sollten Sie hingegen eine Niete gegriffen haben,
die nicht Ihren Vorstellungen entspricht, dann werden Sie sie schnell wieder
los, wenn Sie sie entweder einem Freund oder Bekannten vermitteln (falls er
oder sie ein gebrauchtes Exemplar haben möchten) oder Sie erklären Ihrem
Partner, dass Sie ja noch Freunde bleiben können, was in etwa das Adäquat zum
Einschläfern tollwütiger Haustiere ist. Töten dürfen Sie ihn aber nicht, dies
ist leider gesetzlich verboten.
In
diesem Sinne wünsche ich Ihnen eine erfolgreiche Suche und rasche
Entscheidungsfindung, greifen Sie zu, solange der Vorrat reicht. Sie finden
gute neue und auch gebrauchte Exemplare in jeder guten Autorenlesung oder
Kunstausstellung, billige Partner für eine Nacht erhalten Sie bereits ab zwei
Drinks in jeder Nachtbar. Waidmanns Heil.