Mittwoch, 10. August 2011

Was bringts?

Neulich sitze ich so im Büro und blättere so in meinem Visitenkarten herum (wer zum Teufel war „Versicherungen und Aloe Vera Markus Schipkowski aus Hinterndrüsen“ und warum habe ich von dem Vogel eine Visitenkarte?) und da fällt mir das Kärtchen von Ilka in die Hand, die jetzt bei „Hair-Solutions Limited Edition“ als „Key account customer client relationship“-Dingenskirchen arbeitet.

Woher ich DIE Karte habe weiß ich. Ilka war so mit 17/18 meine Freundin, damals schon extrem launisch und ziemlich neben der Spur und eigentlich schon 1984 ein Fall für den Psychiater, der ihr heute ein erstklassiges Borderline-Syndrom attestieren würde. Ich fand sie nach drei Monaten einfach nur anstrengend und außerdem hing ich zu sehr am Leben.

Auf jeden Fall hatten wir uns vor zwei Jahren auf dem Stadtfest getroffen und da hat sie mir ihr Kärtchen in die Hand gedrückt. Dann sind wir zusammen Mittagessen gegangen, es war nett und das war es dann.

Und weil mir gerade langweilig ist und ich mich nicht mit Markus in Hinterndrüsen am Deich treffen will, denke ich mir, „Thilo“ denke ich mir, „ruf doch mal die Ilka an“.

Ilka von „Hair-Solutions Limited Edition“ geht auch gleich ans Telefon, relationshipped mich, ja hallo und ich frage artig, ob Sie mal wieder mit mir essen gehen will.

Und sie gibt zur Antwort: „was soll das bringen?“

Tja.

Gute Frage, nächste Frage.

Früher, als ich es noch nötig hatte, hätte ich ihr jetzt dank meines überragenden Intellekts sehr klipp und klar dargelegt, warum es sehr sinnvoll wäre, mit mir essen zu gehen, denn ich hätte bezahlt, wir hätten beide unseren Hunger gestillt, ein bisschen von den alten Zeiten geschwätzt und vielleicht spaßeshalber ein wenig geflirtet, so, wie sich das für zwei anständige Mitvierziger mit leichtem Übergewicht gehört. Einfach so. Das hätte es gebracht.

Ich habs aber nicht mehr nötig, denn im Grunde ist mir Ilka so egal wie ein Baumstumpf in der Lüneburger Heide. ´s wär halt einfach nett gewesen. Aber wenn sie Krieg will, den kann sie haben…

„Hmm“ mache ich ins Telefon „eigentlich hast Du Recht. Ich dachte mir eben, vom Grunde her gehen wir miteinander essen, dann fahre ich Dich mit meinem Auto durch die Gegend, wir hören dabei etwas romantische Musik von früher, knutschen anschließend am Flussufer, dann fahren wir zu Dir und schlafen miteinander, Du wirst dann schwanger, bringst aber aufgrund Deines, seien wir offen und ehrlich, doch schon etwas fortgeschrittenen Alters ein behindertes Kind auf die Welt, für das ich dann zahle, übrigens nebst dem Unterhalt für meine Frau und die anderen Kinder, weil die sich spontan scheiden lässt, ich bin ruiniert und begehe nach einem dreiviertel Jahr Selbstmord, weil mich die Alimente umbringen und Du hockst daheim und lebst von Sozialhilfe, weil Du Dich den ganzen Tag ums Kind kümmern musst und keine Customer-Clients keyaccounten und relationshippen kannst. So war der Plan.“

Zuerst sagt sie „oh“.

Dann sagt sie „klingt gut“.

Dann sagt sie „morgen beim Mexikaner um 13 Uhr, zieh frische Unterwäsche an“.

Dann legt sie auf.

Die Frau macht mich nach wie vor wahnsinnig. Vielleicht werde ich sie morgen um 13 Uhr töten. Nach dem Essen.

Gibt es einen Mexikaner in Hinterndrüsen?

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