Donnerstag, 2. August 2012

Business all time flat professional

Ein altes Sprichwort sagt: wechsle nie die Pferde im Strom. Auf Deutsch und als Mahnung an die geneigten Leser und Hörer und Zuschauer und Mitfühlenden: wenn etwas funktioniert, dann pfusch nicht drin herum. Finger weg. Lass den Scheiß. Es funktioniert und das ist alles, was es soll. Funktionieren. Nicht weniger, aber auch nicht mehr. Alles gut.

Beispielsweise mein Handy. Es funktioniert. Ich kann Apps laden, SMS und MMS verschicken, Fotos machen, Spiele spielen, Musik hören und im Internet surfen. Und manchmal kann ich damit auch telefonieren. Wenn ich ein Funknetz habe. Diese archaische Kommunikationsform, wo man noch seine Stimme modulieren und gelegentlich zuhören muss und während der Unterhaltung nicht einfach aufs Klo flitzen oder nebenbei Fernsehen gucken kann oder das Ding einfach beiseite legt, damit es sich selbst Nachrichten schreibt.
Mein Iphone ist mein treuer Begleiter auf allen Wegen. Und deswegen ging ich leichtsinngerweise dran, als es mit den Glockentönen von BigBen die Anwesenheit eines Menschen signalisierte, der anscheinend zwischenmenschliche Kommunikation mit mir wünschte.

„Hallo, Herr ThiloS, mein Name ist Susanne Berger von eplusbaseoutootelecomcommunicationsinternationalmobilevodafonelimited („Ja hallo“) und Sie sind ja Kunde bei uns im Call and Surf professional. Wir wollten mal nachfragen, wie zufrieden sie sind.“

Ich habe einen guten Tag heute und schalte schnell:
„Meinen Sie generell, mit meinem Job, meiner Ehe oder mit dem Iphone oder mit Ihnen als Firma oder Ihnen persönlich?“

„Hihi, neinnein, mit Ihrem Call and Surf Tarif.“

„Ich kann telefonieren. Das ist okay.“
„Aha“ (wahrscheinlich hätte ich ihr auch sagen können, dass ich derzeit und einem Schwerlaster liege und eine schwedische Krankenschwester mich soeben beatmet, sie hätte in jedem Fall „aha“ gesagt).

„Wir hätten nämlich da einen neuen Tarif für Sie, mit dem Sie günstiger als in Zukunft telefonieren.“
…und während ich noch grüble, ob das jetzt ernst gemeint oder eine freud´sche Fehlleistung war, spricht das Susanne hemmungslos weiter:

„Wenn Sie nämlich in den Business-comfort-flat-scream-and-squeak-Tarif wechseln würden, dann erhielten Sie 120 Freisekunden in das Festnetz der Kaiman-Inseln, dazu gratis 10 SMS ab 1 Gigabyte Festplattenspeicher, ein Messerset aus chinesischem Blattgold und zehn reichverzierte Wassermühlen mit Fernbedienung. Na, wie klingt das?“
Tja.

Eigentlich ganz gut soweit.
Ich habe da allerdings eine Frage, und zwar telefoniere ich im Moment over den Fireabend-Tarif mit allen Verbindungen ins französische Festnetz, mit Standleitung zur russischen Raumstation „Glasnost“ und habe außerdem 20 Silben im Monat frei, wenn gerade Freitag ist und die Sonne nicht scheint. Was ist damit?

„Das ist gar kein Problem, Herr ThiloS, die Freisilben können wir übertragen und wenn Sie das Super-Event-Entertainment-Paket dazubuchen, dann können Sie Nachts zwischen 23 und 3 Uhr bei schönem Wetter die Sterne betrachten und dank des Star-Wars-Pakets dem Funkverkehr auf Beta Geuze folgen“
„Hmmm“… das ist natürlich ein verlockendes Angebot, andererseits…

„Gesetzt den Fall, ich würde mit meinem neuen Scram-and-Squeak-Paket einsteigen, bekäme ich dann noch ein Handy für meine Frau?“
Susanne Berger ist ein echtes Ass und reagiert schnell: „in diesem Falle können wir Ihnen das private-Talk-and-Walk-Package inklusive 120 Freischwimmer-Minuten in alle deutschen Schwimmbäder, ein Monatsabo der Zeitschrift „Frau am Herd“ via Download oder read-per-view und eine warme Mahlzeit in einer Bahnhofsmission Ihrer Wahl anbieten!“

„Das ist ja alles schön und gut, aber ich schreibe mir im Monat ca. 300 Beiträge hinter die Ohren und meine Frau geht sowieso nie dran, wenn sie sieht, dass ich es bin, könnten wir dann da eine Rufnummer- und Frauenunterdrückung einbauen und sie zwingen, an das Handy zu gehen, also so eine Art „women-suppress-force“-Paket mit cleaning-dishes-Option?“
„Hihi.“ Susanne kichert. „Das ginge, aber dann müssten Sie das Girlfriend-divorce–big-tits-mature-woman-want-you“-XXL Paket für lediglich 10,- € pro Minute in alle polnischen Sex-hotlines dazubuchen, da kämen Sie dann im Grundbetrag auf ca. 1.000,- € im Monat“

„Ja, sehr geil! Das klingt gut, das nehme ich! Nur noch eine Frage an Sie als Profi zum Schluss und im Vertrauen: welches Paket haben Sie eigentlich gebucht?“

„Ich?“ Susanne ist jetzt ehrlich überrascht. „Ich telefoniere nicht, das ist mir mit den Tarifen zu umständlich. Ich habe sozusagen ein Face-to-face-social-network-Paket und treffe mich einfach so und persönlich mit Freunden.“
Ich lege auf: jemand, der sich noch persönlich mit anderen Leuten trifft, ist mir suspekt und mit dem möchte ich auch nichts zu tun haben.

„Persönlicher Kontakt“… vielleicht sogar noch mit Händedruck zur Begrüßung oder was?
In welcher Zeit lebt die dumme Nuss eigentlich?

2 Kommentare:

  1. Schön, dass du wieder schreibst...

    Aber schade, dass du die EM-Berichterstattung nicht fortgesetzt hast

    AntwortenLöschen