Samstag, 16. Februar 2013

Malta im Februar

So, da bin ich wieder. Eine Woche Malta hab ich hinter mir.

Tja, was kann man über Malta erzählen? Malta ist eine sehr kleine, aber breite und ziemlich braune Insel. Das hat Malta mit den Malteken (nicht "Maltesern", aber dazu später) gemeinsam. Malta liegt ziemlich bräsig und faul im Mittelmeer herum und weil es so gut wie keine Sandstrände hat, können die Malteken ihren Hobbies "seltsame Sprache sprechen", "Hasen essen" und "gebrauchte Kleinwagen fahren" ziemlich ungestört von den großen Tourismusströmen nachgehen, sicher gelegentlich unterbrochen von Kreuzfahrtschiffen mit italienischen Kapitänen, die eigentlich Mallorca anfahren wollten.

Malta kann auf eine sehr reiche Geschichte zurückblicken, die leider immer die Geschichte von anderen Nationen ist, die gerade Malta erobert hatten. Die Ureinwohner Maltas waren Gerüchten zufolge Schimpansen, die Malta aus Versehen irgendwann in der Kreidezeit besiedelt haben. Diverse über die Landschaft verstreute Felsbrocken geben darüber ungefragt Auskunft.

Ansonsten haben sich auf der Insel abwechselnd Phönizier, Griechen, Karthager, Römer, Normannen, Araber, Italiener und Türken die Füsse plattgetreten, wenn ihre Schiffe dort gestrandet sind und sie von den Ureinwohnern ausgeraubt und geplündert wurden. Diese schöne Tradition hat sich bis heute im Bezug auf Fremde erhalten.

Am Längsten haben es auf Malta die maltesischen Ritter des Johanniterordens ausgehalten, die die Insel quasi als Entschuldigung für die Weigerung zu helfen bekommen haben, als sie von den Türken aus Zypern geschmissen wurden. Und es sind tatsächlich die Malteser, die Malta ihren Stempel aufgedrückt haben, indem sie das Eiland in freudiger Erwartung eines Angriffs von vorne bis hinten mit Festungen überzogen haben. Und weil es ein sehr gläubiger Ritterorden war, haben sie das auch mit Kirchen getan, alles in einem Aufwasch. So kommt es, dass heute auf einen Malteken zwei Festungen und drei Kirchen kommen. Die Malteser haben sich ausserdem aus Frust jeden Tag eine Flasche Schnaps gegeben (und nicht nur sich, denn als ungeschickte und barmherzige Ärzte auch ihren Kranken und Verwundeten) und damit, das ist auch schon so ziemlich der einzige Kulturbeitrag Maltas zum Welterbe, der Welt den "Aquavit" spendiert.

Es gibt im Vergleich zu Budapest nur ganz sporadisch und vereinzelt Denkmäler auf Malta, denn während die Ungarn wenigstens sinnlose Sachen erfunden haben, beschränken sich die technischen Innovationen der Malteken auf den Gebrauch eines Stuhls, um an ein höherliegendes Regal zu kommen. Die vereinzelt herumstehenden Monumente erinnern allesamt an die Ereignisse, bei denen es fremden Invasoren nicht gelungen ist, die Insel und ihre Hasen und Bewohner nicht zu erobern. Deswegen sind es so wenige.

Das moderne Malta zahlt heute in Euro, hat Linksverkehr, als offizielle Sprache so eine Art Englisch und exportiert in der Hauptsache Müll. Denn mit Sauberkeit und Ordnung hat es der Malteke nicht so. Gerne werden Verpackungen oder leere Dosen und Plastikflaschen einfach da fallengelassen, wo sie unnütz geworden sind, was Malta neben den hochgradig bröckelnden Fassaden der Uraltstädte einen gewissen pittoresken und orientalisch anmutenden Charme verleiht. Ausserdem auch den entsprechenden Geruch, wenn es warm ist. Es gibt zwar überall Mülleimer, deren Funktion ist allerdings dem Harry Normalmalteken unbekannt, weswegen sie auch eher dekorativen Charakter haben. Man könnte, wenn man wollte, aber man muss ja nicht. Malteken sind durch den Aquavit ziemlich seuchenresistent.

Die Hauptstadt Maltas heisst "Valetta" und wurde von einem Typen gegründet, der zufällig Valleta hiess, sonst hiesse sie vielleicht Müller oder Schmidt. Valetta hat eine sehr schöne und auch einzigartige, vermutlich auch die einzige Haupstrasse, auf der man beim Flanieren die Fastfoodlokaldichte der Stadt bewundern kann, schlicht, indem man die Namen auf den weggeworfenen Müllstücken liest.

Zu erwähnen ist vielleicht noch, dass die Kathedralen und Kirchen auf Malta allesamt zwei Uhren besitzen, die unterschiedliche Zeiten anzeigen, der Legende nach, um den Teufel zu verwirren, der Praxis nach aufgrund der Unfähigkeit maltekischer Uhrmacher, wenigstens zwei annähernd synchron laufende Uhrwerke zu bauen. So sind die einzigen, die verwirrt sind, die Malteken, weswegen Pünktlichkeit auch nicht zu den Primärtugenden des Malteken zählt.

Doch, war schön da. Es hat wenigstens nicht geschneit.

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