„When the
Postman don´t calls on Valentines Day…“ 14.02.2015
Gibt es etwas Traurigeres, als wenn der Postbote am
Valentintstag nicht bei Ihnen klingelt? Die Antwort darauf lautet: Ja, aber
sicher! Pestepedemien, Erdbeben, Kriege und den Tabellenplatz von Borussia
Dortmund. Und jede Faschingsveranstaltung.
Für aber alle diejenigen, die heute am Valentinstag nur
Rechnungen, Kreditangebote und den neuen Prospekt des Billigklamottenanbieters
aus dem Briefkasten geangelt haben, seien zum Trost ein paar Fakten über den
Valentinstag genannt:
Der Valentinstag an sich geht nicht, wie man meinen könnte,
auf das Valentinstagmassaker 1929 zurück, an dem die Chicagoer Gangsterbanden
geschäftliche Unstimmigkeiten robust ausdiskutierten, sondern auf den heiligen Valentin von Terni, der im
Jahre 268 n. Chr. enthauptet wurde, da er Paare nach christlichem Ritus traute.
Wäre diese hübsche Tradition beibehalten worden, dann gäbe es heute keine
kirchlichen Trauungen und auch keinen Valentinstag. Wie viel Elend hätte
abgewendet werden können…
So aber wurde der Valentinstag zum Gedenktag für alle
Liebenden, die kopflos durch die Gegend rennen und ihre Holde mit Rosen und
Schokolade bewerfen, in der Hoffnung, dass die sich über Heuschnupfen und
Diabetes freut und die Geschenke in körperlichen Gefälligkeiten zurückzahlt. Oder
wenigstens so tut.
Die Tradition des Valentinstages ist in Deutschland recht
neu und wurde, wie alles hier, von den amerikanischen Besatzern so um das Jahr
1950 eingeführt. Damals beschenkten an diesem besonderen Tage die GI ihren
deutschen Frauleins mit Zigaretten, Nylonstrümpfen, Schokolade und Nachwuchs,
weswegen die Geburtenjahrgänge ab 1950 als besonders stark gelten. Wer also
heute kurz vor der Rente steht und im November/Dezember Geburtstag hat, der
kann davon ausgehen, dass er das Ergebnis von Lucky Strike und einer Packung
Feinstrumpfhosen ist. Und außerdem der unbekannte Erbe irgendeiner Ranch in Texas.
Man sieht es nicht, aber der Valentinstag ist heute ein
Wunder an Logistik, das es locker mit einem Truppenaufmarsch am persischen Golf
aufnehmen kann. Alleine Lufthansa-Cargo hat 2013 am Valentinstag über 1.000
Tonnen Rosen nach Deutschland transportiert. Es hätte also tatsächlich Rosen
regnen können. Und da sind die Rosen in LKW, privaten KFZ, Roseé-Weinen und
Gürtelrosen noch gar nicht mitgerechnet. Wer also heute keine Rose erhalten
hat, der kann davon ausgehen, dass er entweder einen extrem sachlichen oder
extrem vergesslichen oder extrem rebellischen oder extrem gar keinen Geliebten
hat, was einerseits zwar doof ist, andererseits aber auch vor der Verpflichtung
bewahrt, etwas zurückschenken zu müssen, was in den heutigen, harten Zeiten ja
auch nicht schlecht ist.
Heute wird der Valentinstag hauptsächlich von Blumenhändlern
beworben, die ganz Pfiffigen haben ihren Laden nur kurz vor Valentinstag und
dem Muttertag geöffnet, den Rest des Jahres können sie getrost geschlossen
halten. Auch Ihren Süßwarenhändler können Sie nach dem Valentinstag in der
Regel vor allem in Autohäusern antreffen, wo er sich die neuesten Modelle
ansieht oder Sie fahren auf die Seychellen, um hier ihren Floristen und seine
Familie zu treffen. Die sind ab Rosenmontag nämlich finanziell in der
Mittelschicht angekommen.
Gegen so viel geballte Werbepower können natürlich die
Hersteller von Küchengeräten nicht anstinken, denn keine Frau freut sich am
Valentinstag über ein neues Bügeleisen, den Staubsauger oder den Küchenmixer,
obwohl das zwar nützlichere und zielführendere Geschenke wären, aber nicht sehr
mit der Romantik der Liebenden, sondern eher der Nüchternheit der Pragmatiker
in Verbindung gebracht werden. Deswegen hat beispielsweise Krups entsprechende
Werbefeldzüge ziemlich fix wieder fallen gelassen.
Etwas verblüffend ist, dass im Zeitalter der Emanzipation
trotzdem eher wenig Männer von ihrer persönlichen Lady Godiva zu diesem
besonderen Floristenmarketinggagtag Rosen oder Schokolade oder wenigstens ein
multifunktionales Schraubenzieherset geschenkt bekommen. Und dass die Grünen bisher
keine Ambitionen gezeigt haben, den Valentins-Tag wegen Sexismus zu verbieten.
Anscheinend schlummern in unserer aufgeklärten Gesellschaft noch so ein paar
bittere Reste von Geschlechterungleichheit, die einzuebnen sich noch niemand
die Mühe machen wollte.
Daher, liebe unberost und unbeschokoladet gebliebene Frauen,
die Ihr nicht mehr mit „Hasi“ oder „Mausi“ oder „Bärli“, sondern nur noch mit „Schatzi“
oder „Du da“ angeredet werdet: ergreift selbst die Initiative und schenkt dem
eventuell vorhandenen verkommenen Subjekt Eurer Begierde heute mal etwas Hübsches, vielleicht Selbstgebasteltes. Ihr
könnt Eurem Galan beispielsweise eine besonders schöne Szene machen oder wunderbaren
Ärger bereiten oder etwas Leckeres vor Zorn kochen oder einen Streit vom Zaun
brechen. Er wird es zu schätzen wissen!
Schönen Valentinstag noch.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen