Hansi
Flick hat Sprechverbot. Heute soll er beim Frühstück gesagt haben,
die Deutschen müssten die Holländer mit bedingungslosem Gehorsam
und fanatischem Willen angreifen und deren Strafraum besetzen, Gott
sei auf der Seite der stärkeren Sturmspitzen. So etwas darf man aber
nicht sagen. Das ist fast so schlimm, wie Gomez das Wundliegen
ersparen zu wollen. Fast.
Heute
Abend ja im ersten Spiel ein absoluter Fussballleckerbissen in der
Todeslangweilergruppe A: der nachwievor geheime Geheimtipp
Griechenland gegen den noch streng geheimeren Geheimtipp Tschechien,
die wirklich etwas reissen können, wenn sie gegen Mannschaften wie
Luxemburg oder Vatikanstaat spielen. Von den Russkis haben sie aber
eine auf den Sack gekriegt, dürften also dementsprechend motiviert
sein.
Und
das sind die Tschechen auch. Nach 3 Minuten, die Griechen griechen
noch auf ihre Positionen, rauscht es zum ersten Mal im griechischen
Tor. Und während die Griechen noch mit dem Schiri diskutieren, warum
sie das jetzt irgendwie nicht so gut finden, zappelt der Ball schon
wieder im griechischen Fischernetz.
Das
ist doof. Für die Griechen. Und das Spiel.
Denn
die Tschechen beschliessen jetzt, ihre Mitarbeit an der EM2012
einzustellen und stellen sich nur noch nach hinten und zeigen
hervorragendes Stellungsspiel. Die Herren aus Hellas müssen nun
plötzlich arbeiten und sie rackern auch, aber eben genau so, wie sie
„rackern“ verstehen, deswegen kommt bis zur Halbzeit auch nichts
zusammen.
In
der Pause ruft Frau Lagarde den scechischen Torwart Tschech in der
Kabine auf dem Handy an und bittet um Gnade für die armen Griechen,
die ja außer Fussball nichts mehr haben. Peter mit der Zipfelmütze
tut ihr den kleinen Gefallen und lässt nach der Pause beim Fangen
mal einen Ball für einen griechischen Stürmer durch, der vor
Schreck den Ball zum Anschlusstreffer verwandelt.
In
Griechenland keimt Hoffnung auf, das kennen sie von ihrer
Staatskrise. Und ebenso hier wie da wird diese Hoffnung enttäuscht
werden. Die Griechen wollen zwar, können aber nicht, die Tschechen
könnten, wollen aber nicht mehr. Die Hellenen zeigen zauberhaften
Kombinationsfussball, sie kombinieren nämlich, dass hohe Bälle in
den Rücken der griechischen Abwehr noch zum Ausgleich führen,
leider vergessen sie dabei, da irgendwo auch Stürmer zu platzieren
und so bleibt es bei einem sicher berechtigten, aber irgendwie
langweiligen und unspektakulären 2:1 für den größeren der beiden
Fussballzwerge. Die Hellenen können schon mal Koffer packen. Sie
waren aber auch, das muss man fairerweise sagen, in der Slawengruppe
ein echter Exot.
Der
eigentliche Kracher folgt aber erst danach: Geheimtipp Polen gegen
Geheimtipp Russland. Ein Leckerbissen für Fussballfans, wenigstens,
wenn man auf bäuerliche Hausmannskost steht. Die Ausgangslage
jedenfalls ist klar: 11 hässliche Polen spielen gegen 11 hässliche
Russen.
Polen
gegen Russland, das ist immer Kampf, das ist immer Leidenschaft, das
ist immer Herzblut, das ist immer ganz große Kacke.
Die
Polen machen mit den Russen zu Spielanfang das, was sie auch in der
EU machen: sie stören früh. Nur leider sind die russischen Spieler
in einem Alter, in dem man sich von Jüngeren eben nicht mehr
unbedingt stören lässt und so werden die Russkis erst dann etwas
aktiver, als die Polen mangels spielerischer Qualitäten den
Ex-Sowjets die Gehhilfen wegtreten. Zu allem Überfluss hat die UEFA
einen feinen Sinn für Ironie beweisen, als sie ausgerechnet einen
deutschen Schiedsrichter das Spiel pfeifen lässt, der sich somit den
Hass des kompletten ehemaligen Warschauer Paktes zuzieht und man darf
auf geharnischte diplomatische Noten gefasst sein, sollte einer der
beiden Mannschaften ein fälliger Elfer verweigert werden.
Wie
auch immer, die Russen spielen heute spöttisch und mit angezogener
Handbremse, was gegen die erschreckend schwachen Polskis immer noch
zu einem 1:0 nach einer Standardsituation reicht.
In
der Pause jedenfalls scheint der polnische Träner seinen
Schützlingen erklärt zu haben, dass es irgendwie nett wäre, wenn
sie bei einer EM im eigenen Land wenigstens die Vorrunde überstehen
würden und außerdem die Fans wüssten, wo ihre Häuser stehen, denn
nachdem die Toten und Schwerverletzten beider Seiten von den Rängen
entfernt wurden, kommen unsere slawischen Nachbarn mit neuem Effet
auf den Platz, der im Moment noch den Namen „Platz der Schande“
trägt.
Die
Russen haben das jedenfalls unterschätzt oder sie wollen einfach nur
nett sein: während St. Petersburg eine Großchance nach der anderen
verdaddelt und abgibt, wo Direktschuss notwendig wäre und direkt
schiesst, wo eine Abgabe sinnvoll gewesen wäre, machen die Polski
irgendwie und mit einem ausnahmsweise schönen Tor den Ausgleich.
Danach wird es etwas dramatisch, weil sich beide Mannschaften
gegenseitig von den Beinen holen und gelegentlich auch einen Knäuel
bilden und nur dem beherzten Eingreifen des deutschen Unparteiischen
(kicher) ist es zu verdanken, dass kein Notarztwagen aufs Feld muss.
Es
bleibt beim 1:1 und beide Mannschaften haben noch gute Chancen, in
die nächste Runde zu kommen, weil wohl niemand mit klarem Verstand
damit rechnet, dass ausgerechnet die Griechen die Russen schlagen und
noch Hoffnung besteht, dass die Tschechen gegen die Polen wie gegen
die Russen spielen.
Eine
persönliche Anmerkung: sollte ich jemals Diktator von Deutschland
werden, werde ich Waldi Hartmann und Matze Knob zwingen, sich „Waldis
EM-Club“ 7 Tage in Endlosschleife anzusehen.
Schalten
Sie also auch morgen wieder ein und hören Sie Mehmet Scholl sagen
„es ist nicht die Aufgabe eines Verteidigers, Tore zu machen“.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen