Freitag, 8. Juni 2012

EM-Tagebuch 2012 Tag 1: Not gegen Elend

So, es geht wieder los. Die anderen paar Völker der Welt schauen auf Europa. Aber nicht wegen der EM in diesen seltsamen Ländern mit wilden Eingeborenen, sondern wegen der Euro-Krise. Aber das ist mir egal, ich bin eh in Sachwerten investiert.

Drei dieser Sachwerte habe ich für die EM ins Heim abgeschoben und meine Frau hat die Kreditkarte bekommen, damit sie mich nach dem Catering in Ruhe EM gucken lässt und ich mir nicht dauernd Kommentare a lá „wieso hat der jetzt die gelbe Karte bekommen? Nur wegen des Faustschlages oder was war da eben?“ anhören muss, was sehr lästig ist, wenn der Verwarnte ein Deutscher war.

Nachdem also beste Voraussetzungen für eine ruhige und konzentrierte EM-Teilnahme gegeben sind, heißt es jetzt: Fernseher an! Ich habe mir extra einen schönen großen Flat von Samsung besorgt, mit dem man auch dreidimensional gucken kann, weil ich darauf stehe, wenn mir ein Spieler ins Wohnzimmer spuckt.

Man muss ja ehrlich sagen, dass sie sich viel Mühe gegeben haben, die slawischen Fussballzwerge, um rechtzeitig zur WM im eigenen Wurstland fertig zu werden und tatsächlich sind die meisten Strassen gebaut und gelegentlich liegt sogar Kanalisation drunter, ein klares Zeichen, dass Polen und die Ukraine endlich in Europa angekommen sind – allerdings im Europa des Jahres 1950. Aber wir wollen nicht maulen, wenigstens bleiben wir Deutschen für DIESMAL nicht auf den Kosten hocken. Die haben Lukaschenko und der polnische Dingenskirchenski nun an der Backe.

Die Eröffnungsfeier ist sehr schön, wenn man bedenkt, welche Länder die EM ausrichten. Die kleinen Polinnen haben sich als Pilze verkleidet und lustige Badekappen auf. Die rennen da alle drucheinander und gelegentlich ergeben sich dann Bilder wie ein Fussball oder UEFA oder WIR GRÜSSEN KIM YONG UN und so. Wer die Eröffnungsfeier verpasst hat, ein guter Tipp dazu: nicht downloaden. Das frisst nur unnötig Pixel.

Das erste Spiel des heutigen Tages lautet Not gegen Elend oder auch Polen gegen Griechenland. Die Polen als Gastgeber sind natürlich ein Geheimfavorit dieser EM und tragen so klingende Namen wie, ehm, beispielsweise, also.. auf jeden Fall irgendwas mit -owski am Schluss und waren automatisch als Gastgeber qualifiziert. Die Griechen hingegen haben in die EM-Endrunde auf dem gleichen Weg wie in die europäische Währung gefunden: irgendwie hineingemogelt. Deswegen gelten sie auch als klarer Geheimfavorit und man darf gespannt sein, wie sich die Hellenen nebst ihren vom Rettungsfonds gesponserten Trikots gegen die Polskis schlagen werden.

Um es kurz zu machen: Die Griechen machen das, was sie am Besten können, nämlich nichts und stehen den Polen dauernd im Weg herum, was für die wackeren noch nicht Verlorenen ein ständiges und frustrierendes Anrennen bedeutet und so ein wenig an nervöse BMW-Fahrer erinnert, denen ein LKW den Überholstreifen blockiert. Nach 5 Minuten bekommt man den Eindruck, beide Teams spielen auf Ergebnis. Die Polen zappeln, die Griechen wackeln und doch: in einem unbeobachteten Moment schiesst irgendein Pole versehentlich das 1:0.

Das frustriert die Griechen und jetzt kommt zum „in der Landschaft herumstehen“ das ein- oder andere elende Foul, was der Schiedsrichter letztlich mit der Massnahme quittiert, die auch die Europäische Zentralbank mit dem kompletten Land machen sollte: er schmeisst einen Griechen raus.

Sicher, die Verwarnung ist etwas unglücklich, aber das sind die Griechen dafür und mit dem Rückstand sowieso, da fällt das nicht weiter auf. Während die Polen (oder besser: Borussia Dortmund) zur Halbzeit kichernd in den Katakomben verschwinden, schubsen sich die Restgriechen gegenseitig enttäuscht. Als die Polen erst langsam wieder aus der Halbzeitpause geschlichen kommen, gleicht irgendein -dopoulos derweile schon mal aus und es steht nur noch 1:1. Das ist für die Polen, die eigentlich den Ball sicherheitshalber mitgenommen hatten, dann doch etwas ärgerlich.

Die Griechen haben mittlerweile spitz bekommen, dass es vielleicht um etwas gehen könnte und zeigen, was sie können, was aber immer noch nicht wirklich viel ist, immerhin jedoch dazu reicht, dass der polnische Towartschinski einen griechischen Stürmer flachlegt und dafür in einem Akt ausgleichender Gerechtigkeit jetzt seinerseits vom Platz fliegt. Der anschliessende Elfmeter wird von den Griechen verwandelt. Und zwar in eine Blamage, denn der neue polnische Torwart hält diese hilflose Kopie eines Strafstosses von irgendeinem der Kasperdopouli. In der Folge wird, während der Schiedsrichter berechtigterweise versucht, beide Mannschaften zu dezimieren, mit gewechselten Fronten gespielt: die Polen stehen nur herum, während die Griechen hilflos über und neben das polnische Tor ballern und zu Strafe den einzigen Schuss, der noch ins polnische Netz findet, auch noch abgepfiffen bekommen.

Nachdem der griechische Trainer weggedämmert ist und sich der polnische Trainer betrinkt, trennen sich nach endlosen 90 Minuten Rumpelfussball die Anfänger da unten auf dem Platz gleichermassen unverdient mit 1:1.

Im Zweiten Weltkrieg dieses Abends treffen Not auf Elend, nämlich die Tschechen auf die Russen, die ja bekanntermassen dem russischen Oligarchen Wladimir „Vlad Dracu“ Putin gehören. Die Tschechen gelten ja seit dem Gewinn des Landfrauencups der böhmischen Bäuerinnen 1954 zu den absoluten Geheimtipps jeder EM, während die Russen alleine schon aus Angst, von russischen Agenten umgelegt zu werden, als Geheimtipp dieser EM gelten. Man darf also gespannt sein!

Die Russen starten mit der ältesten – im Fussballjargon „erfahrensten“ - Mannschaft des Turniers, die Spieler wurden aus allen Altenheimen von Mitterchen Ruuussland zusammengecastet. Die Tschechen wissen das natürlich und gehen es dementsprechend entspannt an. Jedenfalls bis sie nach 15 Minuten das 1:0 kassieren. Nun wären die Tschechen nicht die Tschechen, wenn sie sich dadurch aus der Ruhe bringen liessen, denn immerhin haben sie mit dem Kappentschechen, der auch so heisst, einen der besten Torhüter im Kasten. Der kassiert dann auch entspannt das 2:0 und dann ist Halbzeit.

Mehmet Scholl wird sagen, dass die Russen das System haben, sich den Ball zu holen. Das ist für mich überraschend, macht aber in einem Sport wie Fussball durchaus Sinn.

In der Kabine fangen die Russen derweil an zu feiern, weil das gut aussieht und dopen sich mit Wodka, den Tschechen wird lebenslang Soljanka angedroht. Das rächt sich nach der Pause und die Tschechen machen den Anschlusstreffer, während die Russen geistig noch in der Kabine sind.

Die Russkis sind deshalb schlagartig ernüchtert und rennen wie die roten Teufel. Das wiederum konsterniert die Tschechkis, die zwar gerne noch ein Tor geschossen hätten, aber entweder ist es Respekt vor dem Alter oder schlichtes Unvermögen, sie kommen nicht durch. Die Russkis hauen dem bedauernswerten Czechen Tschech mit der Mütze noch zwei Dinger in den Kasten und dann ist Schluss und der erste Geheimfavorit ist letzter der Gruppe A, was wenigstens die Griechen tröstet.

Aus dem deutschen Führerhauptquartier klingt die Meldung, dass alle den Stahlhelm aufziehen und dann durchs Turnier. Claudia Roth hat viel geweint und Grass ein Gedicht geschrieben.

Schalten Sie auch morgen wieder ein, wenn Mehmet Scholl sagt, dass es die Aufgabe des Torwarts ist, keinen Ball reinzulassen!

1 Kommentar:

  1. Hallihalloo :)

    netten Blog hast du da, gefällt mir recht gut, mach aufjeden Fall so weiter! Werd dich auch mal verfolgen


    Schau doch mal auf meinem Blog vorbei, ich poste viele fotos und berichte über mein Leben oder auch Stars und freue mich über jeden Leser ♥

    Liebste Grüße;*
    Yannick

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