Dienstag, 30. Dezember 2014

In Maditas Küche

Ein schönes Zitat (von mir) sagt: „Ehen werden im Schlafzimmer geschlossen und in der Küche geschieden“.

Von allen Räumen in einem Haus ist die Küche der wichtigste. Hier wird gekocht, geschnippelt, gepresst, geschlagen, gerührt, püriert, gebacken, gebraten, gesotten, gepinselt, gespült, abgewaschen und abgerieben und garniert. Und manchmal passiert das sogar mit Lebensmitteln oder solchen, die man dafür hält.

In Maditas Küche gibt  es da ein Plätzchen, direkt neben der Heizung, am Fenster, in Sichtweite der Kaffeemaschine und einem Aschenbecher. Das ist mein persönlicher Lieblingsplatz und mutmaßlich nicht nur meiner. Das ist der Platz, auf dem sich jeder, der sich da niederlässt, gepflegt über seine Problemchen und Wehwehchen, seinen Liebeskummer, seine Schulnoten, seine größten Misserfolge und seine persönlichen Gefühle und Befindlichkeiten (in 3-D und Stereo und Technicolor) auslassen darf. Ein Platz, der den Beichtstuhl des Pfarrers und die Couch des Psychiaters ersetzt.

Und während ich da sitze und mich schön über die Schlechtigkeit der Welt im Allgemeinen und die Boshaftigkeit meiner nächsten Angehörigen im Besonderen und die Schönheit von Madita im Expliziten auslassen, sitzt Madita da und hört zu, analysiert, philosophiert, spült  die Sorgen, püriert persönliche Eitelkeiten, flambiert mein Ego und garniert wenig schmackhafte Wahrheiten mit ein-/zwei Esslöffeln Mitgefühl, einer Messerspitze Mitleid und einem Schuss Sarkasmus von in etwa 6000 Scoville, damit niemand ernsthaft verletzt wird, auch wenn es einem gelegentlich die Tränen in die Augen treiben kann. Aber das verleiht dem Ganzen immerhin Würze!

Ich mag mein Plätzchen bei Madita, ganz ehrlich. Es ist urgemütlich, sauber und stets gibt es auf jeden Fall einen Kaffee mit zwei Löffeln Humor und einem guten Schuss Weisheit, damit der Kaffee nicht ganz so bitter schmeckt. Im Gegenzug qualme ich ihr dann die Bude zu und beobachte, wie sich meine Gedanken im Rauch des Zigarillos auflösen.

Madita hat für jede Lage ein Patentrezept mit teilweise geheimen Zutaten aus dem Familienfundus und für jede  verkrustete  Schmutzstelle des Gewissens den passenden Schwamm mit einem Reinigungsmittel. Ich sitze da, lasse mich aus and get the flow und weiß, dass Madita bei mir ist. Ich mag das, denn es justiert mich hin und wieder und lässt mich Dinge aus anderen Perspektiven betrachten, die ich ohne Madita wohl nicht eingenommen hätte.  

Fairerweise sei aber auch gesagt, dass Madita hierfür keine Gegenleistung haben möchte, so auf gar keinen Fall. Wenn Du nämlich Cocktails mit Übermut, Frechheit und einem Arroganzgehalt von wenigstens 10% mitbringst und meinst, diese Madita unterjubeln zu müssen, dann reagiert sie empfindlich und reisst Dir mit dem scharfen Messer ihres Intellekts den Kopf ab. Ich habs probiert, schön war das nicht.

Was Du aber tun kannst, ist, Madita dann beim Abwasch zu helfen oder wenigstens ihre eigene Spülmaschine einzuräumen. Dieses Angebot nimmt sie gerne an und Du darfst dann wiederkommen. Zum Abendessen. Es gibt lange gebrodelten Problemlösungsauflauf mit Weisheitsfüllung im Speckmantel der persönlichen Eitelkeit mit Ironiehäppchen.

Ich wünsche allen meinen  Facebook-Freunden ein wunderschönes 2015 und einen immer warmen Platz in Maditas Küche.


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