Ein schönes
Zitat (von mir) sagt: „Ehen werden im Schlafzimmer geschlossen und in der Küche
geschieden“.
Von allen
Räumen in einem Haus ist die Küche der wichtigste. Hier wird gekocht,
geschnippelt, gepresst, geschlagen, gerührt, püriert, gebacken, gebraten,
gesotten, gepinselt, gespült, abgewaschen und abgerieben und garniert. Und
manchmal passiert das sogar mit Lebensmitteln oder solchen, die man dafür hält.
In Maditas
Küche gibt es da ein Plätzchen, direkt
neben der Heizung, am Fenster, in Sichtweite der Kaffeemaschine und einem
Aschenbecher. Das ist mein persönlicher Lieblingsplatz und mutmaßlich nicht nur
meiner. Das ist der Platz, auf dem sich jeder, der sich da niederlässt,
gepflegt über seine Problemchen und Wehwehchen, seinen Liebeskummer, seine
Schulnoten, seine größten Misserfolge und seine persönlichen Gefühle und
Befindlichkeiten (in 3-D und Stereo und Technicolor) auslassen darf. Ein Platz,
der den Beichtstuhl des Pfarrers und die Couch des Psychiaters ersetzt.
Und während ich
da sitze und mich schön über die Schlechtigkeit der Welt im Allgemeinen und die
Boshaftigkeit meiner nächsten Angehörigen im Besonderen und die Schönheit von
Madita im Expliziten auslassen, sitzt Madita da und hört zu, analysiert,
philosophiert, spült die Sorgen, püriert
persönliche Eitelkeiten, flambiert mein Ego und garniert wenig schmackhafte
Wahrheiten mit ein-/zwei Esslöffeln Mitgefühl, einer Messerspitze Mitleid und
einem Schuss Sarkasmus von in etwa 6000 Scoville, damit niemand ernsthaft
verletzt wird, auch wenn es einem gelegentlich die Tränen in die Augen treiben
kann. Aber das verleiht dem Ganzen immerhin Würze!
Ich mag mein
Plätzchen bei Madita, ganz ehrlich. Es ist urgemütlich, sauber und stets gibt
es auf jeden Fall einen Kaffee mit zwei Löffeln Humor und einem guten Schuss
Weisheit, damit der Kaffee nicht ganz so bitter schmeckt. Im Gegenzug qualme
ich ihr dann die Bude zu und beobachte, wie sich meine Gedanken im Rauch des
Zigarillos auflösen.
Madita hat für
jede Lage ein Patentrezept mit teilweise geheimen Zutaten aus dem
Familienfundus und für jede verkrustete Schmutzstelle des Gewissens den passenden
Schwamm mit einem Reinigungsmittel. Ich sitze da, lasse mich aus and get the
flow und weiß, dass Madita bei mir ist. Ich mag das, denn es justiert mich hin
und wieder und lässt mich Dinge aus anderen Perspektiven betrachten, die ich
ohne Madita wohl nicht eingenommen hätte.
Fairerweise sei
aber auch gesagt, dass Madita hierfür keine Gegenleistung haben möchte, so auf
gar keinen Fall. Wenn Du nämlich Cocktails mit Übermut, Frechheit und einem
Arroganzgehalt von wenigstens 10% mitbringst und meinst, diese Madita
unterjubeln zu müssen, dann reagiert sie empfindlich und reisst Dir mit dem
scharfen Messer ihres Intellekts den Kopf ab. Ich habs probiert, schön war das
nicht.
Was Du aber tun
kannst, ist, Madita dann beim Abwasch zu helfen oder wenigstens ihre eigene
Spülmaschine einzuräumen. Dieses Angebot nimmt sie gerne an und Du darfst dann
wiederkommen. Zum Abendessen. Es gibt lange gebrodelten Problemlösungsauflauf
mit Weisheitsfüllung im Speckmantel der persönlichen Eitelkeit mit Ironiehäppchen.
Ich wünsche
allen meinen Facebook-Freunden ein
wunderschönes 2015 und einen immer warmen Platz in Maditas Küche.
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