Freitag, 13. Juni 2014

Thilos WM-Tagebuch 2014 - Tag 1, abends: Brasilien vs Kroatien

Ich wollte an dieser Stelle eigentlich die Eröffnungsfeierlichkeiten kommentieren, habe es mir aber dann anders überlegt. Dann habe ich aber nachgedacht und gefunden, ich solle doch etwas dazu sagen. Denn was der Dings recht ist, ist mir billig. Also aufgemerkt: Ja, war nett. Kann man lassen. Wenigstens haben keine Russen die komplette brasilianische Geschichte nachgetanzt, was allerdings sowieso kurz gewesen wäre.

Im ersten des Spiel dieser überragenden und so ersehnten WM treffen der Gastgeber Brasilien und der Geheimtipp Kroatien aufeinander und egal, was bei dieser WM auch passieren mag: die Braslianer werden auf keinen Fall nach Hause fahren. Weil sie schon da sind.

Die Kroaten gelten ja als eine sehr unangenehme Mannschaft, was aber nicht daran liegt, dass sie zum Großteil aus unangenehmen Menschen bestünde, sondern daran, dass sie hässliche Trikots haben. Auffallend übrigens: wenn die Spieler eingeblendet werden, dann drehen sich da alle um und verschränken die Arme. Wird das jetzt neue Mode?

Nachdem es die Kroaten durch die eigens für sie eingerichteten Waffenkontrollen geschafft haben, dürfen sie ihrer Rolle als gedachtes brasilianisches Kanonenfutter gerecht werden, denn bereits nach 10 Minuten schießen die Brasilianer das erste Tor. Allerdings auf der falschen Seite und während die Kroaten noch feiern und der brasilianische Torwart den Ball zwei Meter hinter der Torlinie aus dem Netz fischt, zeigt sich, dass „Goal Control“ tatsächlich funktioniert, denn eine Computersimulation (oder was immer das auch war) bestätigt, dass der brasilianische Torwart zu Recht ein trauriges Gesicht macht.

Der Torschütze Marcelo schießt somit nicht nur das erste Tor dieser WM, sondern das erste Eigentor Brasiliens ever bei einer Weltmeisterschaft und geht so in die Geschichtsbücher ein. Schätzungsweise kann er dies nur durch den Siegtreffer im Endspiel wieder wett machen. Wenn es denn so weit kommt.

In der Folge feiern die Kroaten, während die Brasilianer in der vierundzwangzigsten Minute die gelbe Karte gegen Neymar mit dem Schiedsrichter auszudiskutieren versuchen und einen kleinen Knäuel bilden. Das ganze stellt sich aber als gut gemachter Bluff heraus, denn während die Kroaten noch nach ihren beschlagnahmten Waffen suchen, gleicht der eben Verwarnte aus Rache auf 1:1 aus.

Im Anschluss mühen sich die Brasilianer redlich und wehren sich die Kroaten mit dem Mut der Verzweiflung und zu meiner Überraschung ist Olic, der älteste der kroatischen Feldspieler (sagt Bela Rethy) auch der agilste und taucht mehr als einmal zum Entsetzen der brasilianischen Verteidiger vor deren Strafraum auf.

Nach dem Seitenwechsel zappeln und wackeln sich die Brasilianer einen ab, scheitern aber immer wieder an den Kroaten und wenn man die Augen zusammenkneift, sieht es ein wenig so aus, als würde der BVB gegen die Bayern spielen.

In der 69sten Minute schließlich verlassen einen Brasilianer die Kräfte und er sinkt ermattet zu Boden. Da er dies aber im kroatischen Strafraum tut, bekommt Brasilien einen Elfmeter geschenkt. Und weil die Kroaten heute kein Glück haben, kommt noch Pech dazu, denn der kroatische Torwart hält. Fast jedenfalls, denn der Ball geht doch rein, die WM hat gleich im ersten Spiel ihren ersten Skandal, ich wünsche mir ein „penalty-control“ und der japanische Schiedsrichter verliert für den Rest des Spiels die Bezeichnung „Unparteiischer“.

Obwohl sich die Kroaten wirklich und ehrlich bemühen – aber gegen Brasilien und den Schiedsrichter ist das brotlose Kunst. Folgerichtig machen die Brasilianer versehentlich noch das 3:1 in den letzten fünf Minuten und die Kroaten können zumindest Sachen, die sie nicht GANZ DRINGEND brauchen, bereits wieder packen.

Insgesamt ein munteres Spiel, die Brasilianer haben 4 Tore geschossen, die Kroaten 3 kassiert und wenigstens in Sao Paolo kann heute Abend gefeiert werden.

Morgen geht es dann weiter mit dem Geheimtipp Mexiko gegen den Geheimtipp Kamerun und ich schalte ab, als Oliver Welke herumzuexperteln beginnt. Und womit schalte ich ab? Mit Recht. Ich will keine 20 Kameraperspektiven für ein Tor. Drin ist drin.

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