Donnerstag, 25. November 2010

Jesus ist sauer

Angeregt durch eine kleine Diskussion in einem Internetforum habe ich mich mal mit der Frage beschäftigt, wer wohl dieser Jesus wirklich war.

Wir kennen ja alle mehr oder weniger die Bibel. Da heisst es im Johannes-Evangelium 2, 1-11:

Und am dritten Tage ward eine Hochzeit zu Kanaan in Galiläa, und die Mutter Jesu war da. Jesus aber und seine Jünger wurden auch auf die Hochzeit geladen. Und da es an Wein gebrach, spricht die Mutter Jesu zu ihm:. Sie haben nicht Wein. Jesus spricht zu ihr: Weibe, was habe ich mit dir zu schaffen? Meine Stunde ist noch nicht gekommen. Seine Mutter spricht zu den Dienern: was er euch sagt, daß tut. Es waren aber allda sechs steinerne Wasserkrüge gesetzt, nach der Weise der jüdischen Reinigung, und gingen in je einen zwei oder drei Maß. Jesus spricht zu ihnen:. Füllet die Wasserkrüge mit Wasser. Und sie fülleten sie bis oben an. Und er spricht zu ihnen:. Schöpfet nun, und bringt es dem Speisemeister. Uns sie brachtens. Als aber der Speisemeister kostete den Wein, der Wasser gewesen war, und wußte nicht, von wannen er kam (die Diener aber wußtens, die das Wasser geschöpft hatte), ruft der Speisemeister den Bräutigam und spricht:. Jedermann gibt zuerst den guten Wein, und wenn sie trunken geworden sind, alsdann den geringeren; du hast den guten Wein bisher behalten. Das ist das erste Zeichen, daß Jesus tat, geschehen zu Kanaan in Galiläa, und offenbarte seine Herrlichkeit. Und seine Jünger glaubten an ihn.

Jesus und Maria hocken also da auf einer Hochzeit. Die Mutter bemerkt so mehr oder weniger beiläufig, dass es nichts zu trinken gibt. Und prompt KACKT sie Jesus an - "Was geht mich das an, ich hab doch damit nichts zu schaffen. Wunder sind nicht zur Volksbelustigung da" (trinkt er keinen Alkohol?). Seine Mutter aber ignoriert das anscheinend und steckt den Dienern, sie sollten sich an Anweisungen ihres Sohnes halten, so er welche gäbe.

Nun scheint sie den doch leicht angefressenen Jesus irgendwie dazu gebracht zu haben, sich doch um Wein zu bemühen (so, wie Mütter das wohl seit Menschengedenken machen: "Ich hab Dich neun Monate im Bauch herumgetragen auf der Flucht waren wir gewesen und im Stall haben wir gepennt und da bittet Dich Deine Mutter EIN MAL um einen Gefallen und dann weigerst Du Dich. Kinder sind der reinste Segen. Na klasse. So "Mutter ehren", Jesus, hast Du das schonmal gehört? Ja? Kommt Dir das bekannt vor? Aber wenns dann ernst wird, dann hat der feine Herr nichts anderes zu tun, als pampig zu werden, schliesslich ist er ja Gottes Sohn" uswusf. ).

Auf jeden Fall lässt Jesus nun den Catering-Service sechs Krüge mit Wasser füllen, dann Wein schöpfen und diesen dem Maitre de Cuisine bringen. Der, ein Kenner scheint er zu sein, geht nun auf den Bräutigam los und erklärt ihm, dass man normalerweise zuerst guten Wein reicht und erst dann, wenn alle rappeldicht sind, den billigen Fusel aus dem Tetrapack. Es sei wohl eine Unverschämtheit, dass das in diesem Falle umgekehrt sei.

Mal neben dem, dass Jesus hier sein erstes Wunder gewirkt hat - stelle ich mir den Hintergrund nun plastisch vor, hat Jesus seinen Gastgeber erste Sahne düpiert, indem es sich nicht nur herausgestellt hat, dass der nicht nur billigen Fusel gereicht hat, sondern obendrein auch noch zu wenig von dem Gesöff geordert hat, was nicht gerade für eine gute Organisation seitens des an diesem Tage wohl eher weniger glücklichen Brautpaares spricht.

Und, besonders charmant, Jesus scheint ebenfalls Weinkenner gewesen zu sein, denn zumindest hat er ja nicht irgendeinen Wein gezaubert, sondern einen, der sogar den Kellermeister überzeugte.

Was war eigentlich das Motiv von Maria, ihren Sohn zum Wundern zu zwingen? Geltungssucht? Eitelkeit? "Wollt Ihr mal sehen, was mein Sohn machen kann"? Oder haben ihr die Hochzeitsleute einfach leid getan und sie wollte ihnen einen Gefallen tun?

Wie ging das weiter? Was haben die gemacht, als sie dann alle blitzeblau waren? Getanzt? Maria an den Hintern gefasst, wie das bei Besoffenen üblich ist? Wann ist Jesus gegangen? Oder hat er mitgepichelt?

Was waren das für Leute, die da die Familie Christus eingeladen haben? Verwandte? Bekannte? Nachbarn? Wo war Josef? Was haben die zur Hochzeit mitgebracht? Wein war es jedenfalls nicht!

Allemal spannende Fragen. Und nur ganz wenige Menschen können wohl sagen, sie hatten den leibhaftigen Jesus als Hochzeitsgast. Was haben die später wohl ihren Kindern von jener denkwürdigen Hochzeit erzählt?

Das war wohl sein erstes Wunder überhaupt, aber am Ende des Tages hat er Jünger, die an ihn glauben. Und hackezu sind. Natürlich glauben die an ihn - der hat ständig Wein dabei. Nächste Frage also: "Jünger"? "Saufkumpane" wäre wohl passender! Und welche Typen waren das? Unterm Strich hat Jesus also seine Jünger durch die Ausgabe von kostenlosem Alkohol gewonnen. Das muss man sich mal reinziehen!
Der Gedanke lässt mich nicht mehr los...

Mittwoch, 24. November 2010

Endlich - wahrer Grund für "Neinillevens" entdeckt

...ein erst jetzt aufgetauchtes Videobild zeigt den wahren Grund für die Katastrophe des WTC.

Da ich aufgrund der Zensur das Originalbild nicht bringen kann (und an wikileaks und den Kopp-Verlag verkauft habe), hier eine originalgetreue Nachzeichnung:



Tja, damit hätten sich dann wohl sämtliche anderen Verschwörungstheorien allesamt erledigt!

Montag, 22. November 2010

Kalle Rummenigge kämpft bis zur letzten Patrone

Wahr ist, Karl-Heinz "Kalle" Rummenigge will um die Deutsche Meisterschaft bis zur letzten Patrone kämpfen. Hat er gesagt:

http://www.merkur-online.de/sport/fc-bayern/bis-letzten-patrone-1017753.html]?Bis zur letzten Patrone? - FC Bayern - Sport - merkur-online

Eine wahrscheinlich plumpe und bodenlose Fälschung hingegen ist jenes Pamphlet, das angeblich an alle Spieler und Aktive des FCB verteilt wurde und das mir von böswilliger Seite zugespielt wurde. Ich gebe es hier im Originalwortlaut wieder. Also Obacht!


Geheimsache! Nur durch Spielerführer!


Mannschaftskameraden und Kader des FC Bayern,

nach der vernichtenden 1:1 Niederlage gegen Leverkusen geht es für unseren geliebten Verein um Leben und Tod. Der Feind hat uns abgehängt und steht vor dem Gewinn der Herbstmeisterschaft.

Jetzt geht es um Alles. Um unsere Frauen und unsere Kinder. Ein Hundsfott, der jetzt sagt, wir könnten den Endsieg nicht mehr erringen. Ein Defätist und Vereinsverräter, der jetzt sagt, wir seien maximal noch in der Lage, Platz 2 zu erreichen. Es kommt jetzt nicht mehr darauf an, schön zu spielen. Es gilt jetzt nur noch der Endsieg. Für jeden Spieler ist der fanatische Glaube an und der eiserne Wille zum Sieg jetzt Pflicht.

Unsere Vereinsführer arbeiten Tag und Nacht an neuen Wunderspielern, unsere fleissigen Forscher, Ärzte und Spielerbeobachter haben sich allesamt bedingungslos unserer Sache verschworen. Nur wer jetzt erbarmungslose Härte zeigt, wer sein Herz eisenhart und seinen Glauben fest macht, wer keine Gnade und Barmherzigkeit mit den Gegenspielern mehr kennt, wird am Schluss den Siegeslorbeer erringen.

Für uns kann es jetzt nur Meisterschaft oder Tod heissen. Wenn wir nur noch unsere heilige Pflicht gegenüber unserem geliebten Verein kennen, dann wird uns aus der Hand der Vorsehung auch der Kranz des Meisters geflochten werden.

Ich verpflichte jeden Mannschaftskameraden zum bedingungslosen Gehorsam gegenüber der Vereinsführung, seinem Trainer und seinem Mannschaftskapitän. Feiglinge und Schwache werden wir gnadenlos aussortierten, Verräter und Hetzer erhalten Stadionverbot. Wer nicht für uns ist, ist gegen uns. Tausende und Abertausende von Fans erwarten, dass wir nicht nur unser Allerbestes, sondern auch unser Letztes geben.

Jetzt zählt nur noch der Sieg. Schiessen sie ein Tor, schiessen wir zwei Tore. Greifen sie uns an, dann werden wir stehen wie eine Wand und sie vor dem Strafraum verbluten lassen, greifen wir an, dann tun wir dies mit dem unbedingten Willen und fanatischen Glauben an den Torerfolg ohne "wenn und aber" und kennen keine Rasse und keine Klasse mehr! Es gibt für uns nur noch Endspiele und damit den Endsieg!

Heil dem FC Bayern München


Ich meine, gut, wenns hilft...

Freitag, 12. November 2010

Wechselmonat November

Von allen Monaten des Jahres ist der November der beschissenste Monat. Aber nicht wegen des Wetters (man beachte die geschickte Verwendung des Genitivs), das lustig zwischen Sturmflut, Hitzewelle, Orkan und Vulkanausbruch variiert, sondern wegen dieser unsäglichen Bewerberei.

Und damit meine ich nicht die Nikoläuse, die allenthalben bereits seit September um die Ecke lugen und Weihnachten androhen, sondern die deutsche Versicherungswirtschaft.

Früher, als Leonid Breschenew mit Honni noch Zungenküsse austauschte, da ging man zum Versicherungsvertreter um die Ecke und fragte, ob die Autoversicherung nächstes Jahr billiger würde. Bejahte er, dann nahm man noch zwei Werbekuli mit und war zufrieden, verneinte er, dann kaufte man sich eine Stiftung Warentest und ging zu dem, der auf der Vergleichsliste ganz oben stand und nahm trotzdem zwei Werbekuli mit.

Heute ist das passé. Ich weiß nicht, welche Deppengesellschaft den Anfang gemacht hat, ich nehme mal an, es waren die lustigen Gesellen mit der roten Linie, die anfing, Rentenversicherungen über einen Hamburger Kaffeeröster zu verticken, die dann folgerichtig auch den Namen "Röster-Rente" trug.

Anders: wozu braucht es bitte den Ausbildungsberuf "Versicherungskaufmann", wenn jede Tussi, die in der Lage ist, fehlerfrei ein Pfund Kaffee über den Tresen zu reichen, gleichzeitig auch plötzlich für eine Rentenberatung qualifiziert ist? Sollte man angehenden Bank- und Versicherungskaufleuten dann nicht besser beibringen, wie man einen anständigen Kaffee kocht?

Aber ich schweife ab: zurück zum Thema Wechselmonat November. Ich finde es spannend, was mittlerweile alles geht. Zum Beispiel brüllt mich bei meiner Tankstelle, deren Teilzeitjobber normalerweise zu blöde sind, um meinen Reifendruck zu messen, ein riesiges Plakat an:
JETZT WECHSELN! ERSTE ALLGEMEINE VERUNSICHERUNG AUTOVERSICHERUNG NUR EINSEURO AM TAG.

Ja, abgesehen davon, dass keine Versicherung täglich von meinem Konto abbuchen würde: wie sieht es eigentlich mit der Prämie in der Nacht aus? Auf meine diesbezügliche spitzfindige Frage antwortete mir die Ladendunsel doch tatsächlich, dass der Beitrag nur für Fahrer gelte, die ihr Fahrzeug bei Tageslicht bewegen.

Nun könnte man ja meinen, die war clever und hat den Joke verstanden und mir entsprechend geantwortet, aber auf meine Nachfrage, dass dies ja wohl ein Witz sei, meinte sie ganz ernst, dass dies so in den Bestimmungen stehe. Ja, wer verarscht hier eigentlich wen?

Dass sich ein Kaufhauskette durch den Verkauf billig produzierter Stretchhosen für übergewichtige Hausfrauen ab 40 dazu qualifiziert sieht, auch Kranken-, Renten- und Autoversicherungen anzubieten, kann ich ja noch halbwegs nicht nachvollziehen, schließlich hat man mit Schufa-Auskünften von gelegentlichen Ratenzahlungsverweigerern schon einschlägige Versandhaus-Erfahrungen gemacht, aber welcher Wahnsinnsknecht ist denn auf die Idee gekommen, dass die Klientel, die bei Alpha&Omega zehn Paar Socken für 5,- € kauft, da auch gleich im Zusammenhang die Autoversicherung wechseln will?

Mir kommt das bald so vor wie bei "Obelix GmbH und Co":
"Beim Kauf von 1.000 Paar Socken gibts die Autoversicherung gratis"

Man kann sich nicht retten: ob beim Sockenkauf, beim Kaffeeerwerb, beim Tanken, in der Metzgerei oder im Bordell: überall und an jeder Ecke kannst Du im November "die KFZ-Versicherung wechseln".

Der Kracher dabei ist: wer ins Detail geht, wird auf bizarre Preiskalkulationen der verzweifelten Versicherungsheinis stoßen: So zahlt dann letztlich ein einbeiniger Dackelbesitzer (also der Besitzer, nicht der Dackel), der im Sternkreiszeichen "Schütze" nach Einbruch der Dunkelheit vor 1923 geboren ist, dann einen extrem günstigen Beitrag, wenn er im Besitz eines Zahnarztgutscheines ist und sein Auto nur Montags Mittags bewegt. Aber nur bei der "Griechischen Hirtenkasse". Exclusiv jetzt in jeder "Schlucker"-Filiale.

Übergewichtige Justizvollzugsbeamte, die über mehr als 5 Kinder im Alter zwischen 3 und 30 im Haushalt zu leben haben UND die wenigstens zwei Mal geschieden sind UND ihr Auto nachts in einer Waschstrasse parken, sind DANN gut bei der "L+T" (für "Lug und Trug") aufgehoben, wenn sie ein Premiere-Abo haben und einen Verbandskasten nicht älter als 3 Jahre mit sich im PKW führen. Hol Dir Deine KFZ-Versicherung jetzt bei Jumbo im Spar-Abo und sende eine SMS mit dem Kennwort "Vollspack" (für nur 2,49 € pro SMS) an die 0190-666 666.

Von Tarif-Feinheiten wie "Neu für Alt", "Rabattstaffeln und -Rückstufungen", "Wildanprallklauseln" und "Neuwertentschädigung" sei in diesem Zusammenhang gnädig der Mantel des Schweigens gebreitet.

Ich kann mir auch nicht wirklich vorstellen, nach einem Unfall in die örtliche Pick- und Beklopptenburg-Filiale zu marschieren und der Piercingmaus, die gerade beim Kunden vor mir einen Wintermantel auf Briefmarkengröße gefaltet hat, das Geständnis zu machen, dass ich soeben mit dem Corsa in einen freilaufenden Fasan mit Suizidambitionen geballert bin und mein Kühler jetzt im Moment ebenso zerknittert wie eben jener Wintermantel nach dem Auspacken ist.

Ja, was will die mir denn dann sagen? "Wir haben jetzt Warnwesten im Sonderangebot"?

Ich bin alt. Ich bin über 40. Ich gehe zu meinem Versicherungsvertreter und frage ihn, ob ich zwei Werbekuli bekomme, wenn ich die Autoversicherung bei ihm abschließe. Da hab ich dann wenigstens was in der Hand und wähl die Kulinummer, wenns gerauscht hat.

Ob es bei der Alpha&Omega -Versicherung wohl als "grobe Fahrlässigkeit" gilt, wenn man im Winter auf schneeglatter Fahrbahn einen Unfall hat, ohne Alpha&Omega -Socken getragen zu haben?

Dienstag, 2. November 2010

Konspirative Zellen des Feuers

In Griechenland gibt es eine Terrorgruppe, die eigentlich mehr eine ungeschickte Terrorstümpergruppe ist. Die Amateuere von der linksextremen Heilsbringerfront nennen sich, und das finde ich charmant, "Konspiration der Zellen des Feuers" und verschicken mit der griechischen Post kleine Päckchen an alle möglichen Botschaften, die dann "Puff" machen und aus denen eine Stichflamme kommt.

Ganz im Ernst: Terrororganisationen sind auch nicht mehr das, was sie einmal waren.

Nicht, dass ich das bedauern würde, aber wenn sich Geschichte als Farce wiederholt, dann haben die Jungs von der "Konspration der Zellen des Feuers" absolut den Vogel abgeschossen.

Nicht nur, dass diese Stümper es nicht schaffen, sich einen einprägsamen Namen auszusuchen, nein, sie verschicken ihre Anschläge auch noch mit der Post. Und das sogar an die rumänische und bulgarische Botschaft, die wahrscheinlich noch ärmer und karger eingerichtet sind als das ärmste Mitglied der "Konspiration der Zellen des Feuers". Außerdem weiß kein Schwein, was die "Konspiration der Zellen des Feuers" eigentlich damit bezwecken will?

Ich würde es ja verstehen, wenn die Jungs aus der griechischen Provinz irgendwelche Forderungen mit ihrem Geschenkversand verknüpfen würden, so a lá "entweder ihr ändert komplett die Finanzpolitik und verbrennt umgehend alle Börsenmakler auf öffentlichen Scheiterhaufen, oder wir verschicken Pakete".

Wobei sich dann die Frage stellt, warum sie ihre Päckchen nicht gleich den Börsenmaklern zustellen, aber wir haben es ja auch mit Provinzlern zu tun. Stattdessen erwischt es die Rumänen - und nicht mal die...

Aber sie fordern ja nicht einmal etwas. Sie wollen einfach nur bekannt sein. So weltweit. Gut, das haben diese Eigenbaumöchtegernbombenbastler ja geschafft, weil sie auch Chile und Mexiko mit Paketen bombardiert haben - nur: was haben sie jetzt davon?

Wäre es da nicht einfacher gewesen, einfach nur Briefe zu verschicken oder Zeitungsanzeigen mit dem Inhalt "Kalimera. Wir sind eine neue Terrorgruppe und nennen uns "Verschwörung der Anzeigen in Printmedien" und wollten nur Bescheid geben, dass es uns gibt. Schönen Tag noch." Das wäre ebenso auffällig gewesen, hätte keine Polizei auf den Plan gerufen, wäre kosten- und zeitmässig günstiger geworden und hätte die Deppen nicht umgehend in griechische Profanbauten gebracht. Und vielleicht hätte jemand noch auf youtube einen Handyfilm einstellen können.

Aber nein: wer für dämliche Terrorgruppen noch dämlichere Namen erfindet, der hat es auch nicht besser verdient. Verdammte Stümper!

So aber nun wird diese grandiose Laienspielterrorgruppe wahrscheinlich nicht einmal wegen terroristischen Anschlägen, sondern nur wegen "groben Unfugs" und "Erregung öffentlichen Ärgernisses" verknackt werden und im Orkus der Geschichte verschwinden.

Nicht die schlechteste Lösung, wie ich meine.

Freitag, 29. Oktober 2010

Mal kurz

Da sitzt man da, ahnt nichts Böses, beschäftigt sich mit Dingen, die einem den Lebensunterhalt sichern oder für Kontemplation sorgen, vielleicht guckt man auch einfach „Desperate Housewives“. Warum? Weil man es kann.

Und dann schaut die Dame des Herzens um die Ecke und sagt: „Könntest Du bitte mal kurz den Müll rausbringen?“

Ja, könnte ich. Wenn ich wollte. Müll rausbringen geht fix. Müll aus dem Mülleimer nehmen, zügig Küche, Wohnzimmer und Flur durchqueren, Türe auf, in den Hof, zur Mülltonne, Mülltonne aufmachen, Müll reinschmeissen, Mülltonne zumachen, vom Hof wieder in den Flur („mach doch die Türe zu, die Katze rennt sonst raus“ brüllt der Älteste), Türe schließen, schnellen Schrittes zurück ins Wohnzimmer und auf die Couch. Müll draußen, Frau glücklich, weiter Fernsehen gucken.

Soviel zur Theorie.

In der Praxis hat sich gezeigt, dass die Frage „könntest Du mal kurz“ ein veritabler Haken ist, an dem sich die Freizeit des Angesprochenen sehr fix und hinterfotzig aufknüpfen lässt.

Denn wenn ich nun den Müll heraustrüge, dann wäre dies ein untrügliches Zeichen dafür, dass ich nichts Besseres vorhätte, nichts Besseres zu tun hätte, also quasi „Freizeit“ hätte und Freizeit ist böse.

Kaum säße ich nämlich wieder im Sessel, käme der nächste Kopf um die Ecke, um mir einen ganz kurzen Auftrag zu verpassen. Beispielsweise könnte ich „mal kurz“ die Matheaufgaben meines Ältesten kontrollieren, der sich im Moment mit Exponenzialrechnungen beschäftigt und von denen ich ungefähr so viel Ahnung wie von Atomphysik habe, in die ich mich also erst einmal wieder hineinlesen müsste, anschließend dürfte ich „mal kurz“ das Wohnzimmer saugen und dann „mal kurz“ bei der Mittleren die Englischvokabeln abfragen, allerdings spreche ich Englisch fast so gut wie Deutsch und ich weiß, dass mir neben der Galle auch meine sämtlichen anderen Innereien hochkämen, hörte ich die Mittlere ihr Schulenglisch radebrechen und stottern.

Hätte ich nun den Müll herausgetragen, die Exponenzialrechnung quasi neu erfunden, das Wohnzimmer gesaugt, die Mittlere Englisch abgehört, dann wären mal eben zwei Stunden weg. Zwei Stunden Lebenszeit, in denen ich genauso gut ein Mittel gegen Krebs in alkoholischer Form hätte erfinden oder eine Weltreligion hätte gründen können. Mein Genie quasi vergeudet hätte.

Und dann wäre ja noch nicht Schluss. Es gibt so viele Dinge, die ich „ganz kurz“ mal erledigen könnte. Hof fegen zum Beispiel. Oder die Glühbirne in der Gästetoilette austauschen. Oder das Trampolin im Hof abbauen. Oder den Keller aufräumen. Oderoderoderoderoder.

Eine ganze, endlos lange und flexible Schlange von kleinen Tätigkeiten, die mich endlose Zeit und Nerven kosten würde, denn zuerst müsste ich den Hofbesen aus dem Gerümpel im Keller suchen und die Sicherung im Gästeklo herausdrehen und eine Glühbirne und eine Trittleiter suchen (was meinen Sie, warum ich den Keller aufräumen muss?) undundund.

Das dauert. Das zieht sich.

Und immer dann, wenn ich dächte, ich hätte es jetzt hinter mir, dann wüchsen wie weiland Prometheus´ Leber oder Sysiphus´ Stein die Liste wie von selbst weiter an. „Kurze Aufgaben“ sind die Hydra der Tätigkeiten. Erledigst Du einen Job, dann wachsen zwei neue Jobs nach. Denn „wenn mal schon mal dabei ist…“

Die Dame meines Herzens fragt nach: „Hast Du denn Müll schon rausgebracht?“

Nein. Hab ich nicht. Ich erfinde gerade ein Haarwuchsmittel oder schreibe einen nobelpreisverdächtigen Artikel und schaue dabei „Desperate Housewives“ und hoffe, dass es diesmal im Mittagsprogramm eine pornographische Szene gibt. Ich kann den Müll nicht ´rausbringen. Nicht jetzt, nicht später, nie. Es ist Müll. Er wird nicht flüchten. Ich kann das später noch tun. Wenn ich das möchte.

Im Augenwinkel sehe ich meine Frau mit der Mülltüte unter dem Arm an mir vorbeilaufen. „Was machst Du?“ frage ich und ernte einen „wonach seht es denn aus?“-Blick, den ich so hasse.

„Ich hätte den Müll schon ´raussgebracht“ antworte ich trotzig. Sie sagt „bis Du ihn ´rausgebracht hättest, wäre er entweder wieder lebendig gewesen oder Gegenstand einer archäologischen Sensation in 500 Jahren geworden.“

Stimmt. Vielleicht. Und außerdem wäre ich bis heute in die tiefe Nacht beschäftigt. Aber jetzt ist der Müll ja draussen.

Ich sage „was machst Du jetzt“ und sie sagt „ich bin fertig und sehe nun fern“ und ich frage, ob Sie mir dann aus der Küche mal kurz ein Bier mitbringen kann.
Sie sagt nein und ich könne ihr mal kurz den Buckel herunterrutschen.

Ich seh schon… wenn man nicht ALLES selbst macht!

Montag, 25. Oktober 2010

Erwischt...

...um einen fliessenden Übergang zu bekommen, sei der letzte Post im alten blog auch der zweite Post im neuen blog:

Es ist Dienstagmittag, ich habe schön beim Italiener gegessen und weil ich aus Erfahrung weiß, dass ein voller Bauch nicht gerne läuft, habe ich mein Fahrzeug ganz vorschriftswidrig im Parkverbot abgestellt, denn ich bin 44 Jahre und im Vollbesitz meiner geistigen Kräfte und meines freundlichen Bankkontos und deswegen praktiziere ich damit meine Form von passivem Widerstand gegen die Staatsgewalt, in dem ich mich dahin stelle, wo es mir passt.

Werde ich nicht erwischt, dann hatte ich einen netten Parkplatz für lau und wenn ich erwischt werde, dann kostet mich das doppelt so viel, als wäre ich gleich ins Parkhaus. Doppelt oder nichts. Wie beim Roulette. Oder im Leben.

Als ich also das „Al Dente con Salmonelle da Berlusconi“, den Bauch und die Krawatte voll mit Spaghetti Bolognese verlasse, steht ein Büttel der Staatsgewalt, ein Scherge des Königs, ein Soldat des Ordnungsamtes der Stadt neben dem Geländewagen und schreibt seelenruhig sein Ticket. Ich gehe auf mein Auto zu und sage „ach verdammt“. Weil man das so sagt, wenn man beim Falschparken erwischt wird.

Ich kenne jetzt das Spiel so: der Vertreter der dunklen Seite der Wehrmacht sieht mich strafend an, drückt mir seinen Strafzettel in die Hand, ich steige ins Auto ein, lege seine Existenzberechnung in die Mittelkonsole und warte auf die Post, wo ich dann das Knöllchen überweise. Ich stand im Parkverbot, wurde erwischt und bezahle. Pech gehabt. Ich habe ja niemanden umgebracht.

Im Verlauf der nächsten fünf Minuten wird mir allerdings klar, dass ein Mord im Vergleich zum „Parken im Halteverbot“ ein fröhliches Kavaliersdelikt ist.

Denn die ordnungsamtgraue Eminenz sieht mich an und sagt streng: „Sie wissen schon, dass hier absolutes Halterverbot ist?“

Tja.

Was soll man da sagen? Natürlich weiß ich es. Ich will ja auch den Strafzettel gerne und dankbar als Fügung des Schicksals annehmen. Ich will aber kein Gespräch. Also sage ich brav: „ja, weiß ich.“ Damit wäre das Gespräch meinerseits eigentlich an dieser Stelle beendet.

Nicht so für den Handlanger der Stadtkasse. „Und warum parken Sie dann hier?“ will er wissen.

Aha. So einer ist das. Nicht nur, dass er wild Strafzettel an unschuldige Falschparker verteilt, er will auch Verkehrsunterricht geben und gesellschaftspolitisch wichtige Fragen stellen. Kann er haben.

Mir gehen hier mehrere Antworten durch den Kopf: spontan könnte ich ihm beispielsweise die Wahrheit sagen: „ich bin zu faul zum Laufen“. Eine Möglichkeit.

Oder die arrogante Variante: „das geht Sie einen Scheissdreck an.“ Aber dann zieht er vielleicht zur Strafe nicht seinen Notizblock, sondern ein Pfefferspray. Möchte ich nicht.

Ich entscheide mich für Tor drei und kaufe „Überheblichkeit für 10 Euro“ und sage: „Weil ich es kann.“

Aber nicht mit Herrn Löhlein von der Stadtverwaltung! „Nun werden Sie mal nicht frech!“ faucht er mich an. „Mit Ihrem Verhalten blockieren Sie hier rücksichtslos Alte, Behinderte und Kinder, ist Ihnen das eigentlich klar?“

Was wird das hier? Ein Sozialquiz? Ein Verhör?

Zum Einen fehlen in seiner Randgruppenaufzählung noch „Mitbürger mit Migrationshintergrund“ und Arbeitslose, zum Anderen blockiere ich die besagten Volksmassen nur dann, wenn jene nicht in der Lage sind, in einer sechs Meter breiten, verkehrsberuhigten Zone einem stehenden Hindernis auszuweichen, wenn es also alte, arbeitslose Behinderte mit Kindern und Migrationshintergrund sind, die den Rollator mit ungefähr 120 Sachen durch dieses kopfsteingepflasterte Fußgängerghetto schieben.

Was erwartet jetzt eigentlich dieser Unterarm des Gesetzes? Soll ich mich ihm vor die Füße werfen und verzweifelt „es tut mir leid, es tut mir leid, bitte strafen Sie mich, bitte strafen Sie mich, ich war ein böses Mädchen“ wimmern? ´s Lebtag nicht!

„Die können doch außen herum gehen“ gebe ich zurück. Er überlegt einen Moment, weil das logisch klingt. Dann kommt ihm eine Idee: „Nicht, wenn da noch ein LKW kommt“.

Tja, das habe ich nicht bedacht. Dass ein LKW kommt. Mittags um 13.30. In einer verkehrsberuhigten Zone. Wenn Alte und Kranke da herumlaufen. Er denkt, er hat mich. Aber so nicht.

„Sehen Sie einen?“ frage ausnahmsweise mal ich. Und tatsächlich, ich kann es kaum glauben, er reckt den Kopf. „Nein“ sagt er. „Aber es KÖNNTE einer kommen!“ fügt er trotzig hinzu und ich beschließe, ihm eine Brücke zu bauen. „Wenn es brennt, dann würde einer kommen. Von der Feuerwehr“ helfe ich ihm.

„Wollen Sie mich verarschen?“ Er bekommt langsam Gesichtsfarbe. Ja, schon, ich wollte nur den Strafzettel und dann zurück ins Büro. Aber ich habe ja auch nicht angefangen, mir einen Vortrag zu halten.

„Niemals“ gebe ich zurück „wie käme ich denn dazu? Sie machen ja auch nur Ihren Job.“

„Genau“ gibt er zu „und ich habe es absolut nicht nötig, mich deswegen beschimpfen zu lassen!“ Er klingt zornig und, ja, auch ein wenig traurig.

Er tut mir plötzlich leid. Eigentlich würde ich jetzt gerne den Arm um ihn legen und ihm sagen, dass er seinen Job sogar ganz prima macht und mich ganz pflichtbewusst aufgeschrieben hat und das quasi in seiner Eigenschaft als Beschützer von Alten, Behinderten und Kindern vor rowdiehaften Falschparkern im ruhenden Verkehr. Aber erstens habe ich ihn nicht beschimpft, wenigstens NOCH nicht und zweitens – es geht nur um einen falschen Parkplatz und 10 Euro. Und ums Prinzip. Weil es immer ums Prinzip geht. Also gut, er soll seine Chance haben. Ich bin souverän.

„Wissen Sie was?“ sage ich und beschliesse, ihn anzulügen: „Ich bedanke mich, dass Sie mich auf mein falsches Verhalten hingewiesen haben und will es nie wieder tun, aber wie mir soeben auffällt, ist dies gar nicht mein Auto, weil ich heute in der Tiefgarage stehe.

Trotzdem Danke für die Belehrung. Ich wünsche Ihnen noch einen schönen und spannenden Tag.“

Er schüttelt den Kopf, klemmt seinen Zettel hinter den Scheibenwischer, ich drehe mich rum, trinke noch einen Kaffee bei Irma, warte bis er weg ist, pflücke seinen Dienstnachweis vom Wischer und lege ihn auf die Mittelkonsole und fahre ins Büro.

Es ist so einfach, Menschen glücklich zu machen.

Bin herzlich, will kommen.

So!

Nachdem es myblog nicht gepackt hat, einen Spamfilter vorzuschalten und ich regelmässig Handtaschenwerbung aus den Kommentaren räumen musste, bin ich hierher umgezogen.

Man könnte auch sagen, die Gegend, in der ich blogte, wurde mit der Zeit immer mieser.

Von daher also: willkommen in meinem neuen Heim, ich bin hier die Heimleitung.

Viel Spass beim Lesen und kommentieren und - wie gesagt - ich kommentiere auch zurück ;)