Freitag, 20. Februar 2015

SMS nicht für Dich

Neulich stehe ich so auf dem Bürobalkon und rauche vor mich hin, als ich „pling“ eine Nachricht auf mein Iphone erhalte: „Seid Du mich verlassen hasst fühle ich mich einsam und lehr.“ Und eine mir unbekannte Handy Nummer.

Nun habe ich, zumindest bisher, niemanden verlassen, weil schlicht niemand da ist, den ich verlassen haben könnte. Zumindest wüsste ich es nicht. Die letzte Dame, die ich verlassen habe, habe ich zu einer Zeit verlassen, in der Rechner mit 64 Megabyte Festplattenspeicher das Nonplusultra der Computertechnologie waren. Also, wenn es DIE wäre, dann bestünde eine gute Chance, dass mein vielleicht gezeugtes Kind mittlerweile eine fertige Berufsausbildung oder sogar eine eigene Familie hat.

Ich beantworte die SMS mit der meines Erachtens vollkommen berechtigten Frage: „Wer bist Du?“

Keine Sekunde später kommt ein „Tu nicht so“ zurück.

Na gut, dann tu ich eben nicht so und schreibe: „OK, was willst Du noch? Es ist alles gesagt!“
„Pling“: „Es tut mir leit“. 
Ich schreibe „Dazu hast Du auch allen Grund“ zurück. Und, bevor er oder sie antworten kann, setze ich ein „Du Schwein“ hintendran.
„Pling“: „Hast ja recht aba was kann ich tuen ausser mich zu enschuldigen?“

Tja. Nix, würd ich mal sagen. Oder halt, doch!

Ich schreibe „das kann ich Dir genau sagen: Du überweist jetzt 50 Tacken an Brot für die Welt und machst einen Screenshot von Deinem Computerbildschirm. Ich will das sehen!“
Daraufhin kommt ein verblüfftes: „Ja, mach ich, aber was dann?“

Jooo… was dann?

„Dann schickst Du mir noch einen Strauß Blumen. Rosen. Rote Rosen. 50 Stück. Langstielig. Und eine Karte, mit der Du Dich entschuldigst. Und ich will, dass es echt klingt. Sei nicht so phantasielos.“

„Pling“. „Weisst Du was das kostet?“

Klar, deswegen mach ich es ja! „Das sollte Dir unsere Liebe nach all dem schon wert sein, findest Du nicht?“

Diesmal hat es eine Minute Pause. Anscheinend rechnet mein Galan nach…

„Was wird Dein Mann dazu sagen?“ kommt als Nächstes.

Ja, der wäre bestimmt nicht begeistert von seiner Ehebrecherin und ihrem orthographieschwachen Hengst.

„Der ist auf Geschäftsreise und nicht vor Ende des Monats zurück!“

„Pling“: „Als Becker?“

Oh verdammt. Ich brauch eine Lösung. Schnell. Folgendes: „Er ist auf einem Bäckerkongress in Berlin. Ich habe also viel Zeit und ja, auch ich fühle mich einsam.“ Und ein „sehr einsam, wenn Du verstehst, was ich meine…“
Diesmal, wie aus der Pistole geschossen: „Wann seen wir uns wieder?“
Ja, so siehst Du aus, mein Freund! „Erledige zuerst das, was Du erledigen sollst. Danach melde ich mich bei Dir. Ich will, dass Du es diesmal ernst meinst!“

Zurück kommt dann nur noch ein Herzchen. Der Idiot. Ich bin gespannt, ob es in Kürze heißt „Bäcker erschlägt seine Frau und deren Liebhaber“.

Und die Moral von der Geschicht? Schick SMS an falsche Nummern nicht.

Samstag, 14. Februar 2015

When the Postman don´t calls on Valentinesday

„When the Postman don´t calls on Valentines Day…“                                                                   14.02.2015

Gibt es etwas Traurigeres, als wenn der Postbote am Valentintstag nicht bei Ihnen klingelt? Die Antwort darauf lautet: Ja, aber sicher! Pestepedemien, Erdbeben, Kriege und den Tabellenplatz von Borussia Dortmund. Und jede Faschingsveranstaltung.

Für aber alle diejenigen, die heute am Valentinstag nur Rechnungen, Kreditangebote und den neuen Prospekt des Billigklamottenanbieters aus dem Briefkasten geangelt haben, seien zum Trost ein paar Fakten über den Valentinstag genannt:

Der Valentinstag an sich geht nicht, wie man meinen könnte, auf das Valentinstagmassaker 1929 zurück, an dem die Chicagoer Gangsterbanden geschäftliche Unstimmigkeiten robust ausdiskutierten, sondern  auf den heiligen Valentin von Terni, der im Jahre 268 n. Chr. enthauptet wurde, da er Paare nach christlichem Ritus traute. Wäre diese hübsche Tradition beibehalten worden, dann gäbe es heute keine kirchlichen Trauungen und auch keinen Valentinstag. Wie viel Elend hätte abgewendet werden können…

So aber wurde der Valentinstag zum Gedenktag für alle Liebenden, die kopflos durch die Gegend rennen und ihre Holde mit Rosen und Schokolade bewerfen, in der Hoffnung, dass die sich über Heuschnupfen und Diabetes freut und die Geschenke in körperlichen Gefälligkeiten zurückzahlt. Oder wenigstens so tut.

Die Tradition des Valentinstages ist in Deutschland recht neu und wurde, wie alles hier, von den amerikanischen Besatzern so um das Jahr 1950 eingeführt. Damals beschenkten an diesem besonderen Tage die GI ihren deutschen Frauleins mit Zigaretten, Nylonstrümpfen, Schokolade und Nachwuchs, weswegen die Geburtenjahrgänge ab 1950 als besonders stark gelten. Wer also heute kurz vor der Rente steht und im November/Dezember Geburtstag hat, der kann davon ausgehen, dass er das Ergebnis von Lucky Strike und einer Packung Feinstrumpfhosen ist. Und außerdem der unbekannte  Erbe irgendeiner Ranch in Texas.

Man sieht es nicht, aber der Valentinstag ist heute ein Wunder an Logistik, das es locker mit einem Truppenaufmarsch am persischen Golf aufnehmen kann. Alleine Lufthansa-Cargo hat 2013 am Valentinstag über 1.000 Tonnen Rosen nach Deutschland transportiert. Es hätte also tatsächlich Rosen regnen können. Und da sind die Rosen in LKW, privaten KFZ, Roseé-Weinen und Gürtelrosen noch gar nicht mitgerechnet. Wer also heute keine Rose erhalten hat, der kann davon ausgehen, dass er entweder einen extrem sachlichen oder extrem vergesslichen oder extrem rebellischen oder extrem gar keinen Geliebten hat, was einerseits zwar doof ist, andererseits aber auch vor der Verpflichtung bewahrt, etwas zurückschenken zu müssen, was in den heutigen, harten Zeiten ja auch nicht schlecht ist.

Heute wird der Valentinstag hauptsächlich von Blumenhändlern beworben, die ganz Pfiffigen haben ihren Laden nur kurz vor Valentinstag und dem Muttertag geöffnet, den Rest des Jahres können sie getrost geschlossen halten. Auch Ihren Süßwarenhändler können Sie nach dem Valentinstag in der Regel vor allem in Autohäusern antreffen, wo er sich die neuesten Modelle ansieht oder Sie fahren auf die Seychellen, um hier ihren Floristen und seine Familie zu treffen. Die sind ab Rosenmontag nämlich finanziell in der Mittelschicht angekommen.

Gegen so viel geballte Werbepower können natürlich die Hersteller von Küchengeräten nicht anstinken, denn keine Frau freut sich am Valentinstag über ein neues Bügeleisen, den Staubsauger oder den Küchenmixer, obwohl das zwar nützlichere und zielführendere Geschenke wären, aber nicht sehr mit der Romantik der Liebenden, sondern eher der Nüchternheit der Pragmatiker in Verbindung gebracht werden. Deswegen hat beispielsweise Krups entsprechende Werbefeldzüge ziemlich fix wieder fallen gelassen.

Etwas verblüffend ist, dass im Zeitalter der Emanzipation trotzdem eher wenig Männer von ihrer persönlichen Lady Godiva zu diesem besonderen Floristenmarketinggagtag Rosen oder Schokolade oder wenigstens ein multifunktionales Schraubenzieherset geschenkt bekommen. Und dass die Grünen bisher keine Ambitionen gezeigt haben, den Valentins-Tag wegen Sexismus zu verbieten. Anscheinend schlummern in unserer aufgeklärten Gesellschaft noch so ein paar bittere Reste von Geschlechterungleichheit, die einzuebnen sich noch niemand die Mühe machen wollte.

Daher, liebe unberost und unbeschokoladet gebliebene Frauen, die Ihr nicht mehr mit „Hasi“ oder „Mausi“ oder „Bärli“, sondern nur noch mit „Schatzi“ oder „Du da“ angeredet werdet: ergreift selbst die Initiative und schenkt dem eventuell vorhandenen verkommenen Subjekt Eurer Begierde heute mal etwas  Hübsches, vielleicht Selbstgebasteltes. Ihr könnt Eurem Galan beispielsweise eine besonders schöne Szene machen oder wunderbaren Ärger bereiten oder etwas Leckeres vor Zorn kochen oder einen Streit vom Zaun brechen. Er wird es zu schätzen wissen!

Schönen Valentinstag noch.