Vergesst die Navy-Seals, GSG9, KSK, Cobra, Speznas und wie
sie alle heißen. Alles Luschen, Kindergarten, Anfänger und Sandkastensoldaten.
Nein, die wirklich harten Jungs, die, die es echt draufhaben und Tag für Tag
ihr Leben zum Wohle des Ganzen riskieren, die bei Wind und Wetter und manchmal
sogar während der offiziellen Kaffeepause von 14.00 – 17.00 Uhr schwer mit
Schraubenschlüsseln bewaffnet für Ordnung in der Welt des Wohlstandsmülls
sorgen, sind die Mitarbeiter des Gemeindebauhofs.
Nicht jeder ist für diesen Knochenjob geeignet. Dringende
Voraussetzung sind ein Alter jenseits der Fünfzig, eine chronische Krankheit,
eine orange Warnweste und eine Wollmütze, auch im Sommer, und wer einen
chronischen Raucherhusten und ein Päckchen Rothändle oder Overstolz einstecken
hat, bekommt den Job.
Aber auch zwischen den gesundheitlich mindestens
Angeschlagenen wird noch einmal kräftig gesiebt. Alleine die Ausbildung zum
Hilfs-Bauhofmitarbeiter dauert Minuten. Wie findet man die richtige
Geschwindigkeit zum Öffnen des Bauhoftores? Ist der Bauhofmitarbeiter zu
schnell, versuchen zu viele Müllbürger gleichzeitig durchzuwitschen und es
herrscht Chaos am Grünabfall. Ist er zu langsam, verziehen sich die Bürger und
kippen den Rasenschnitt in die örtlichen Grünanlagen. Dann die richtige
Sprechgeschwindigkeit. Autoritär, aber auch bestimmt und unfreundlich. Außer
bei Frauen diesseits der 50. Hier darf der Bauhofsheriff auch mal lächeln. Ein
bisschen. Dann: die Sprechgeschwindigkeit muss schnell, der Duktus kurz, knapp
und militärisch sein, gewiefte Profis flechten Huster ein: „Bauschutt *hust* einmal
rum, hinten *hust* links!“, oder „Sperrmüll nemmwa *hust* nich, wieder
mitnehmen!“ Wichtig ist hierbei ein Tonfall, der keinen Widerspruch duldet.
Bauhofmitarbeiter dürfen nicht diskutieren. „Faustgroße
Stücke Styropor“ sind faustgroße Stücke Styropor. Und zwar nicht der Faust von
Wladimir Klitschko oder meiner Faust, sondern der Faust eines Neugeborenen. Wenn
das der Bauhofmitarbeiter so bestimmt. Weil man ihm irgendwie blöd gekommen ist
oder er nur einfach seinen Korn nicht zum Frühstück hatte. Was konkret
bedeutet, dass der entsorgungswillige Bürger sich gefälligst unter den misstrauischen
Augen des Wachpersonals vor die Styroportonne stellt und sein Styropor stundenlang
mit Händen und Zähnen in die einzelnen Bläschen zerschnetzelt und hinterher
aussieht, als wäre er durch einen Schneesturm gelaufen. Und wehe, einer muckt auf! Dann wird der
Grünabfall eben in Rasenschnitt, Äste, Pflanzen mit Wurzeln, Pflanzen ohne
Wurzeln, Gemüse, Ziersträucher und Unkraut getrennt. Das Folterrepertoire des
Bauhofmitarbeiters tendiert nämlich gegen unendlich.
Ich persönlich glaube, dass die Stelle des
Bauhofmitarbeiters nur aus dem Grund geschaffen wurde, damit die Leute, die
früher in KZ die Aufsicht hatten, eine Anschlussverwendung haben und ihre
nahezu grenzenlose Macht über harmlose Bürger, die sich nichts sehnlicher
wünschen, als ihre vollen Abfallkübel aus dem Hof zu bekommen, ausüben können
ohne dabei tödlichen Unfug zu treiben. Ich glaube sogar, dass „Bauhof“ so ein
typisch deutsches Ding ist. An der Rampe stehen und selektieren. Das haben wir
drauf, das machen wir gerne. Ob es nun Menschen oder Gartenabfälle sind. Und in
dunklen Momenten habe ich den Verdacht, auf die Antwort „ich habe hier eine
Leiche, die entsorgt werden muss“ den Hinweis „einmal rum, hinten der Container
vor dem Ausgang links, aber vorher Zahngold entfernen!“ erhalte.
Daher: überlasst die Grenzsicherung den Bauhofmitarbeitern.
Da wird dann zwar auf niemanden geschossen, aber bei Übertritt klargestellt,
dass es hier keinen Platz gibt, an dem politischer oder religiöser Extremismus
entsorgt werden kann. Dann muss der Grenzübertrittswillige eben wieder nach
Hause und seinen Extremismus mitnehmen.
Bauhofmitarbeiter – die harten und unbesungenen Helden im
Kampf für eine sauber sortierte Umwelt.