Hallo, Ihr Faktenfaktenfakten-Fluter!
Gelegentlich VERSUCHE ich, einen Artikel auf Eurer knallbunten Homepage zu lesen, aber Ihr lasst mich ja nicht!
Ständig haltet Ihr mir irgendein dümmliches Werbeschildchen vor die Nase, das zum Einen ewig braucht, um zu laden, zum Anderen nur dadurch wegzukriegen ist, dass ich Eure Site wieder schliesse.
Ich weiss ja, der freien Presse geht es schlecht und wenn ich schon kostenlos im Internet lesen will, dann müsst Ihr Euch über Werbung gegenfinanzieren, verstehe ich ja. All Eure Nachrichtenpraktikanten, die sich für billig Geld an der Site mal ausprobieren dürfen, sollen wenigstens ihre Mittagspausenwecken bezahlt bekommen, ist mir klar.
Nur übertreibt Ihr mittlerweile. Ihr habt da ein Werbeportal gebastelt, das mit Nachrichten hinterlegt ist und kein Nachrichtenportal mit zugeschalteter Werbung. Das geht so nicht weiter.
Also, Fiktionsfaktenfanatiker, aufgehörcht:
Ich will kein Fan von Facebook werden. Nein, niemals, auch nicht, wenn Ihr mich 130 mal fragt. Ich will nicht. Ich HASSE Facebook. Es ist öde. Und langweilig. Fast so schlimm wie Euer Online-Portal.
Ich will auch keine Deka-Fonds. Die sind miserabel und die Leute, die stolz ihren Garten "dank Deka" präsentieren, wollten von dem Geld eigentlich ein Wohnhaus kaufen und keinen Garten.
Jetzt glaubt doch nicht alles, was in der Werbung steht, herrgott!
Ich lehne Calvin-Klein-Klamotten ab. In meiner Unterhose steht mein Name und nich die von dem, der sich das Design ausgedacht hat. Auf meinem Klingelschild an der Haustüre steht ja auch nicht der Name des Klingelschilddesigners.
Ihr habt es derart überzogen, dass ich grundsätzlich keinen Kram mehr von Firmen kaufe, die Eure Werbepartner sind. Ihr geht mir gewaltig auf den Keks! Ich lese Euch bald gar nicht mehr. Wie auch. Hängt ja ständig ein Werbebanner drüber.
Ich wechsle dann lieber zu SPON. Die sind zwar links, verscheissern mich aber nicht dauernd mit sinnlosen Werbebannern. Das habt Ihr davon. Euer Nicht-mehr-Leser ThiloS
Die Welt ist nicht so, wie wir sie wünschen, sondern so, wie sie will (ist von mir - gut, gell?)
Mittwoch, 5. Dezember 2012
Samstag, 17. November 2012
Abenteuer46
Es ist drei
Uhr nachmittags, ich habe ein halbes Stündchen Zeit und schätze, ich könnte auf
kurz mal eine heiße Schokolade trinken, schräg gegenüber bei der
Lieblingsitalienerin, die jeden Stammgast auf herzliche und extrem
aufdringliche und unhygienische Art abbusselt, aber das ist eben die
mediterrane Herzlichkeit, von der wir uns kühle Deutsche eine Scheibe
abschneiden können und für die wir Steuergelder zahlen. Hol´s der Teufel, ich
risikiere es.
Die GÖTTIN steht auf, lächelt ein letztes Mal und geht, ohne dass sie mein Eisbär- und Brusthaarfell kennengelernt hat. Ich zahle auch, gehe noch mal kurz auf Toilette und erfahre, warum sie mich angelächelt hat: mein Gesicht ist mit Schokolade verschmiert und ich sehe wie ein Clown aus, der ich wahrscheinlich auch bin.
Und da sitze
ich dann nach der Knutschorgie („tschaue Bello, isse schön, dasse Du komme“)
da, nehme einen tiefen Schluck meiner heißen Schokolade und da sehe ich SIE da
sitzen.
SIE ist
schlank, blond, gut angezogen, hübsche feste Figur und hat genau das richtige
Alter für mich: nicht mehr so jung, dass SIE meine Tochter sein könnte und ich
mich als Pädophiler fühlen würde, wenn ich SIE anspräche, aber auch noch nicht
so alt, als dass SIE nicht mehr auf das Cover des Playboy passen würde. Perfekt.
Toll. Makellos. Ein Hingucker vor dem Herrn.
Während ich
an der Schokolade nippe, lege ich mir SIE auf das berühmte Eisbärfell vor dem
Kamin in der Blockhütte am Kaminfeuer. Gute Güte, was könnten wir für
schweinische Sachen machen. Einmal das Kamasutra rauf und wieder runter und von
vorn und hinten.
Problem
dabei: ich bin verheiratet. Dies bedeutet, ich bin a) aus der Übung, was das
Ansprechen wildfremder Frauen angeht und b) glücklich verheiratet und c) meine
Frau versteht mich sehr wohl und d) würde das allen meinen Vorstellungen von
Treue und Ehre widersprechen. Außerdem e) bin ich intelligent. Und das ist das
Haupthindernis.
Die blonde
Göttin sieht zu mir herüber und lächelt mich an. WOW, sie hat mich bemerkt, wie
geil ist DAS denn?
Ich denke
einen Schritt weiter: also, die Nummer mit dem Eisbärfell in der romantischen
und verschwiegenen Hütte haben wir durch und sie ist nach einer heißen Liebesnacht
mit viel Wein und Romantik und scharfem Sex in meinen Armen eingeschlafen.
Geweckt wird
sie am Morgen danach durch einen krachenden Furz, weil ich Rotwein normalerweise
nicht vertrage, sie erschrickt dann und ich wache auch auf. Und dann hockt sie
auf dem Eisbärfell, nicht mehr nackt, sondern nur noch nackig und ungepflegt.
Und ihr erster Satz wird „ich muss pinkeln“ sein. Und ich sehe ihr dann
hinterher, wie sie mit baumelnden Brüsten ihre Unterwäsche sucht und dann aufs
Klo geht, rücksichtsvollerweise lasse ich Ihr nämlich den Vortritt, weil, wenn
sie nach mir ins Bad ginge, sie an einer Gasvergiftung sterben würde.
Ich suche unterdessen
meine Socken und meine Unterwäsche (was habe ich heute an? Die gute
Schiesser-Doppelripp mit Eingreifschlitz, aber wenigstens ohne Muster) und ziehe
mir Hose und T-Shirt an. Und sehe aufs Handy, auf denen sich drei SMS meiner
Frau befinden, wo ich denn bliebe und dass ich mich melden soll, weil sie sich
Sorgen macht.
Aus der
Badezimmertüre kommen Kotzgeräusche, weil SIE es anscheinend entweder auch
nicht so mit Wein hat oder mich bei Tageslicht gesehen hat, während ich mir
fieberhaft eine Ausrede überlege, denn eines ist auch klar: mir würde die
Chuzpe fehlen, nach Hause zu gehen, meiner Frau zu erklären, dass ich sie heute
Nacht betrogen habe, aber es sei nur was Sexuelles und sie solle es bitte nicht
persönlich nehmen und ich ihr jetzt im Übrigen meine dreckige Unterwäsche in
den Wäschekorb schmeiße. Schönen Tag noch.
Während ich
mir das Gesicht meiner Frau dabei vorstelle, lächelt mich die GÖTTIN am Tisch
gegenüber schon wieder an und ich lächle charmant zurück. Verdammte Kacke, das
wäre die Chance…
Mal so aus
dem Ehetrott ausbrechen, gell? Ist ja nichts dabei. „Abenteuer 18, für
Menschen, die in einer Beziehung leben und kein Geld im Bordell ausgeben wollen“.
So ein kleiner Seitensprung würde natürlich auch die Ehe auffrischen, man würde
zueinander finden und wüsste mal wieder, was man so aneinander hat oder auch
nicht hat, es würde mal so ein bisschen Pepp in die Beziehung bringen und das
Gesicht der GÖTTIN verwandelt sich in das Gesicht meiner Gefährtin und
plötzlich liegt meine Frau auf dem Eisbärfell, allerdings nicht mit mir,
sondern mit irgendeinem debilen Idioten, der sie in irgendeiner italienischen
Szenekneipe mit aufdringlicher Wirtin aufgerissen hat.
Das wiederum
ist nun eine Vorstellung, die mir so gar nicht gefällt. Denn gleiches Recht für
alle. Ich würde dem dummen Arschloch zuerst die Beine und dann die Arme brechen
und die Koffer meiner Frau würden schneller auf der Straße stehen, als sie den
Satz „ich kann das erklären“ zu Ende bringen kann. Keiner fasst meine Frau an
außer mir. Fakt. Punkt. Keine Diskussion und „nein“, wir würden auch „keine
Freunde bleiben“.Die GÖTTIN steht auf, lächelt ein letztes Mal und geht, ohne dass sie mein Eisbär- und Brusthaarfell kennengelernt hat. Ich zahle auch, gehe noch mal kurz auf Toilette und erfahre, warum sie mich angelächelt hat: mein Gesicht ist mit Schokolade verschmiert und ich sehe wie ein Clown aus, der ich wahrscheinlich auch bin.
Schön wär´s
gewesen. Schön blöd.
Donnerstag, 25. Oktober 2012
Schnupfm
Ich hatte eine Erkältung abgegriffen. Nichts Ernstes, aber schon lästig. Schnupfen, Heiserkeit, Halsweh, Gliederschmerzen, das volle Programm aus der ratiopharm-Werbung. Und ich habe mich elend gefühlt. Und da habe ich beschlossen, zu Hause zu bleiben, es ging mir nicht gut. So allgemein.
Ich bin selbständig, ich darf das. Ohne Krankenschein. Zu Hause bleiben. Hab ich gedacht.
„Was ist mit Dir?“ hat meine Frau gefragt. „Ich bin krank“ habe ich geantwortet. „Nein, Du hast nur eine Erkältung“ hat sie gesagt.
Und das fand ich eine Unverschämtheit. „Nur“ eine Erkältung. Eine Erkältung ist eine schlimme Krankheit, damit soll man nicht spassen, ich bin bestimmt kein Weichei, aber man hat schon oft von Erkältungen gehört, die sich dann zu einer ausgewachsenen Lungenentzündung entwickelt haben und wenn man da nicht aufpasst, wacht man morgens auf und ist tot. Basierend auf diesem Gedankengang habe ich meiner Frau eröffnet, dass ich sterben könnte.
„An einer Erkältung!“ hat sie nüchtern festgestellt.
JA, VERDAMMT. An einer Erkältung kann man sterben, das geht ratz fatz, dann ist die Lunge dick, die Bronchien versagen, die Augen werden trüb, die ganzen inneren Organe schwellen an und platzen, die Viren oder Bazillen oder wie die Viecher heissen, fressen die ganzen Blutkörperchen auf und dann steht man da und stirbt einen elenden und siechen Tod, weil man eine Erkältung leichtsinnig übergangen hat.
„Nein“ hat meine Frau gesagt „Du hast nur einen Schnupfen, Du musst nicht zu Hause bleiben.“
Ach nein? Muss ich nicht? Sie geht mit meinem Leben und meiner schlimmen Erkrankung aber SEHR leichtfertig um, die Dame meines Herzens. Gut, es ist ja nicht sie, die wegen „nur“ eines Schnupfens dem grimmen Schnitter ins Auge schaut, was für uns beide, also den Schnitter und mich, sehr unangenehm ist. Aber ich gebe mich noch nicht geschlagen.
„Ein Schnupfen ist eine hochansteckende Krankheit, wusstest Du das?“ belehre ich sie. „Es handelt sich nämlich bei der Rhinitis um einen Infekt, der durch Rhinoviren (eine Abart der Picornaviren) und Adenoviren übertragen wird und wenn ich nicht aufpasse, dann entwickelt sich das zu einer Atrophie der Nasenschleimhäute und mündet in einer Ozeana, landläufig auch „Stinknase“ genannt, da die atrophische Schleimhaut Keimansiedlungen begünstigt, die einen unangenehmen, süßlich-faulen Geruch absondern. Da die Schleimdrüsen ebenfalls atrophieren, kann der Naseninnenraum nicht mehr ausreichend befeuchtet werden, was zu Trockenheit der Schleimhaut und damit zu starker, schwarzer bis gelb-grüner Borkenbildung führt. Folgen der zähen Verkrustungen können Kopf- und Nasenschmerzen, Nasenbluten sowie Vereiterungen sein. Auf Grund des Nasengeruchs erleide ich dann einen sozialen Ausschluss, weil niemand wegen meiner Nase noch etwas mit mir zu tun haben möchte und mein Betrieb geht pleite und Dein Malkurs hat sich erledigt, weil wir sparen müssen und ich kauf Dir einen Corsa oder eine Busfahrkarte. Und das ist noch nicht alles: Durch Anosmie (auf Grund der Atrophie von Geruchsnerven) und wegen der Gewöhnung der Geruchsnerven an den Eigengeruch nehme ich den Gestank selber nicht einmal wahr. Dies bedeutet, Du wirst diejenige sein, die leidet. Jedenfalls bis zur Scheidung oder meinem Tod.“
„Gute Güte, Du hast einen Schnupfen“ wiederholt sie. Und dann sagt sie: „sei nicht so eine Memme.“
Nun – anscheinend drücke ich mich für die Frau, von der ich bisher dachte, sie liebt mich, unverständlich aus. Ich probiere es anders:
„Hast Du verstanden, was ich gesagt habe? „HOCHANSTECKENDE KRANKHEIT“! Die krankheitsverursachenden Viren werden sowohl als Tröpfcheninfektion durch die Luft als auch direkt oder indirekt durch Kontakt mit Erkrankten oder über kontaminierte Gegenstände per Schmierinfektion (Kontaktinfektion) in deren Umgebung übertragen. Dies bedeutet faktisch, dass ich die komplette Stadt anstecken könnte. Das ganze kann als eine veritable Pandemie oder Epidemie enden. Menschen schleppen sich schniefend und rotzend auf die Strasse, wo sie erbärmlich in den Gossen ihr Leben aushauchen, gehüllt in einen Kokon aus Rotz und Tempotaschentüchern, unsere Stadt wird unter Quarantäne gestellt, die Bundeswehr sperrt mit Schützenpanzern und in Ganzkörperanzügen die Zufahrtsstrassen ab, in den Strassen patroulliert der Bundesgrenzschutz mit Gasmasken und räumt die Herstallstrasse von den ganzen Schnupfentoten frei. Nach 14 Tagen gehen die Impfstoffe aus und die Aktie der Firma „Tempo“ bricht durch die Börsendecke, während sie ganze Kontinente von den für die Atmosphäre wichtigen Regenwälder befreit, weil sie Nachschub für ihre Papiertaschentuchproduktion brauchen. In der Folge bricht das Weltklima zusammen und es kommt zu Hungersnöten und Unruhen weltweit. Was meinst Du, wenn die drauf kommen, wer das verursacht hat? Was dann hier los ist? Wenn ich Glück habe, dann komme ich nur mit einer Todesfatwa eines islamischen Geistlichen davon. Und das alles nur, weil Du gemeint hast, ich hätte ja „nur“ einen Schnupfen und könne arbeiten gehen. Vielen Dank für gar nichts. Aber ich werde dann mit dem Finger auf Dich zeigen und sagen: SIE WOLLTE, DASS ICH ARBEITEN GEHE. ICH HATTE SIE JA GEWARNT!“
„Du willst also heute zu Hause bleiben“ stellt sich sachlich fest.
ABER JA! DIE ZUKUNFT DES PLANETEN HÄNGT DAVON AB!
„Dann kannst DU ja mal die Ablage und die Buchführung machen, wenn Du daheim bist.“
Und da ist mir dann plötzlich eingefallen, dass mich die Welt eigentlich kreuzweise kann und ich bin arbeiten gegangen. Ich meine „hallo?“ Ist ja nur ein Schnupfen.
Ich bin selbständig, ich darf das. Ohne Krankenschein. Zu Hause bleiben. Hab ich gedacht.
„Was ist mit Dir?“ hat meine Frau gefragt. „Ich bin krank“ habe ich geantwortet. „Nein, Du hast nur eine Erkältung“ hat sie gesagt.
Und das fand ich eine Unverschämtheit. „Nur“ eine Erkältung. Eine Erkältung ist eine schlimme Krankheit, damit soll man nicht spassen, ich bin bestimmt kein Weichei, aber man hat schon oft von Erkältungen gehört, die sich dann zu einer ausgewachsenen Lungenentzündung entwickelt haben und wenn man da nicht aufpasst, wacht man morgens auf und ist tot. Basierend auf diesem Gedankengang habe ich meiner Frau eröffnet, dass ich sterben könnte.
„An einer Erkältung!“ hat sie nüchtern festgestellt.
JA, VERDAMMT. An einer Erkältung kann man sterben, das geht ratz fatz, dann ist die Lunge dick, die Bronchien versagen, die Augen werden trüb, die ganzen inneren Organe schwellen an und platzen, die Viren oder Bazillen oder wie die Viecher heissen, fressen die ganzen Blutkörperchen auf und dann steht man da und stirbt einen elenden und siechen Tod, weil man eine Erkältung leichtsinnig übergangen hat.
„Nein“ hat meine Frau gesagt „Du hast nur einen Schnupfen, Du musst nicht zu Hause bleiben.“
Ach nein? Muss ich nicht? Sie geht mit meinem Leben und meiner schlimmen Erkrankung aber SEHR leichtfertig um, die Dame meines Herzens. Gut, es ist ja nicht sie, die wegen „nur“ eines Schnupfens dem grimmen Schnitter ins Auge schaut, was für uns beide, also den Schnitter und mich, sehr unangenehm ist. Aber ich gebe mich noch nicht geschlagen.
„Ein Schnupfen ist eine hochansteckende Krankheit, wusstest Du das?“ belehre ich sie. „Es handelt sich nämlich bei der Rhinitis um einen Infekt, der durch Rhinoviren (eine Abart der Picornaviren) und Adenoviren übertragen wird und wenn ich nicht aufpasse, dann entwickelt sich das zu einer Atrophie der Nasenschleimhäute und mündet in einer Ozeana, landläufig auch „Stinknase“ genannt, da die atrophische Schleimhaut Keimansiedlungen begünstigt, die einen unangenehmen, süßlich-faulen Geruch absondern. Da die Schleimdrüsen ebenfalls atrophieren, kann der Naseninnenraum nicht mehr ausreichend befeuchtet werden, was zu Trockenheit der Schleimhaut und damit zu starker, schwarzer bis gelb-grüner Borkenbildung führt. Folgen der zähen Verkrustungen können Kopf- und Nasenschmerzen, Nasenbluten sowie Vereiterungen sein. Auf Grund des Nasengeruchs erleide ich dann einen sozialen Ausschluss, weil niemand wegen meiner Nase noch etwas mit mir zu tun haben möchte und mein Betrieb geht pleite und Dein Malkurs hat sich erledigt, weil wir sparen müssen und ich kauf Dir einen Corsa oder eine Busfahrkarte. Und das ist noch nicht alles: Durch Anosmie (auf Grund der Atrophie von Geruchsnerven) und wegen der Gewöhnung der Geruchsnerven an den Eigengeruch nehme ich den Gestank selber nicht einmal wahr. Dies bedeutet, Du wirst diejenige sein, die leidet. Jedenfalls bis zur Scheidung oder meinem Tod.“
„Gute Güte, Du hast einen Schnupfen“ wiederholt sie. Und dann sagt sie: „sei nicht so eine Memme.“
Nun – anscheinend drücke ich mich für die Frau, von der ich bisher dachte, sie liebt mich, unverständlich aus. Ich probiere es anders:
„Hast Du verstanden, was ich gesagt habe? „HOCHANSTECKENDE KRANKHEIT“! Die krankheitsverursachenden Viren werden sowohl als Tröpfcheninfektion durch die Luft als auch direkt oder indirekt durch Kontakt mit Erkrankten oder über kontaminierte Gegenstände per Schmierinfektion (Kontaktinfektion) in deren Umgebung übertragen. Dies bedeutet faktisch, dass ich die komplette Stadt anstecken könnte. Das ganze kann als eine veritable Pandemie oder Epidemie enden. Menschen schleppen sich schniefend und rotzend auf die Strasse, wo sie erbärmlich in den Gossen ihr Leben aushauchen, gehüllt in einen Kokon aus Rotz und Tempotaschentüchern, unsere Stadt wird unter Quarantäne gestellt, die Bundeswehr sperrt mit Schützenpanzern und in Ganzkörperanzügen die Zufahrtsstrassen ab, in den Strassen patroulliert der Bundesgrenzschutz mit Gasmasken und räumt die Herstallstrasse von den ganzen Schnupfentoten frei. Nach 14 Tagen gehen die Impfstoffe aus und die Aktie der Firma „Tempo“ bricht durch die Börsendecke, während sie ganze Kontinente von den für die Atmosphäre wichtigen Regenwälder befreit, weil sie Nachschub für ihre Papiertaschentuchproduktion brauchen. In der Folge bricht das Weltklima zusammen und es kommt zu Hungersnöten und Unruhen weltweit. Was meinst Du, wenn die drauf kommen, wer das verursacht hat? Was dann hier los ist? Wenn ich Glück habe, dann komme ich nur mit einer Todesfatwa eines islamischen Geistlichen davon. Und das alles nur, weil Du gemeint hast, ich hätte ja „nur“ einen Schnupfen und könne arbeiten gehen. Vielen Dank für gar nichts. Aber ich werde dann mit dem Finger auf Dich zeigen und sagen: SIE WOLLTE, DASS ICH ARBEITEN GEHE. ICH HATTE SIE JA GEWARNT!“
„Du willst also heute zu Hause bleiben“ stellt sich sachlich fest.
ABER JA! DIE ZUKUNFT DES PLANETEN HÄNGT DAVON AB!
„Dann kannst DU ja mal die Ablage und die Buchführung machen, wenn Du daheim bist.“
Und da ist mir dann plötzlich eingefallen, dass mich die Welt eigentlich kreuzweise kann und ich bin arbeiten gegangen. Ich meine „hallo?“ Ist ja nur ein Schnupfen.
Donnerstag, 2. August 2012
Business all time flat professional
Ein altes
Sprichwort sagt: wechsle nie die Pferde im Strom. Auf Deutsch und als Mahnung
an die geneigten Leser und Hörer und Zuschauer und Mitfühlenden: wenn etwas
funktioniert, dann pfusch nicht drin herum. Finger weg. Lass den Scheiß. Es
funktioniert und das ist alles, was es soll. Funktionieren. Nicht weniger, aber
auch nicht mehr. Alles gut.
„Hallo, Herr ThiloS, mein Name ist Susanne Berger von eplusbaseoutootelecomcommunicationsinternationalmobilevodafonelimited („Ja hallo“) und Sie sind ja Kunde bei uns im Call and Surf professional. Wir wollten mal nachfragen, wie zufrieden sie sind.“
„Hihi, neinnein, mit Ihrem Call and Surf Tarif.“
„Ja, sehr geil! Das klingt gut, das nehme ich! Nur noch eine Frage an Sie als Profi zum Schluss und im Vertrauen: welches Paket haben Sie eigentlich gebucht?“
Beispielsweise
mein Handy. Es funktioniert. Ich kann Apps laden, SMS und MMS verschicken,
Fotos machen, Spiele spielen, Musik hören und im Internet surfen. Und manchmal
kann ich damit auch telefonieren. Wenn ich ein Funknetz habe. Diese archaische
Kommunikationsform, wo man noch seine Stimme modulieren und gelegentlich
zuhören muss und während der Unterhaltung nicht einfach aufs Klo flitzen oder
nebenbei Fernsehen gucken kann oder das Ding einfach beiseite legt, damit es
sich selbst Nachrichten schreibt.
Mein Iphone
ist mein treuer Begleiter auf allen Wegen. Und deswegen ging ich
leichtsinngerweise dran, als es mit den Glockentönen von BigBen die Anwesenheit
eines Menschen signalisierte, der anscheinend zwischenmenschliche Kommunikation
mit mir wünschte.„Hallo, Herr ThiloS, mein Name ist Susanne Berger von eplusbaseoutootelecomcommunicationsinternationalmobilevodafonelimited („Ja hallo“) und Sie sind ja Kunde bei uns im Call and Surf professional. Wir wollten mal nachfragen, wie zufrieden sie sind.“
Ich habe
einen guten Tag heute und schalte schnell:
„Meinen Sie
generell, mit meinem Job, meiner Ehe oder mit dem Iphone oder mit Ihnen als
Firma oder Ihnen persönlich?“„Hihi, neinnein, mit Ihrem Call and Surf Tarif.“
„Ich kann
telefonieren. Das ist okay.“
„Aha“
(wahrscheinlich hätte ich ihr auch sagen können, dass ich derzeit und einem
Schwerlaster liege und eine schwedische Krankenschwester mich soeben beatmet,
sie hätte in jedem Fall „aha“ gesagt).
„Wir hätten
nämlich da einen neuen Tarif für Sie, mit dem Sie günstiger als in Zukunft
telefonieren.“
…und während
ich noch grüble, ob das jetzt ernst gemeint oder eine freud´sche Fehlleistung
war, spricht das Susanne hemmungslos weiter:
„Wenn Sie
nämlich in den Business-comfort-flat-scream-and-squeak-Tarif wechseln würden,
dann erhielten Sie 120 Freisekunden in das Festnetz der Kaiman-Inseln, dazu
gratis 10 SMS ab 1 Gigabyte Festplattenspeicher, ein Messerset aus chinesischem
Blattgold und zehn reichverzierte Wassermühlen mit Fernbedienung. Na, wie
klingt das?“
Tja.
Eigentlich
ganz gut soweit.
Ich habe da
allerdings eine Frage, und zwar telefoniere ich im Moment over den Fireabend-Tarif
mit allen Verbindungen ins französische Festnetz, mit Standleitung zur
russischen Raumstation „Glasnost“ und habe außerdem 20 Silben im Monat frei,
wenn gerade Freitag ist und die Sonne nicht scheint. Was ist damit?
„Das ist gar
kein Problem, Herr ThiloS, die Freisilben können wir übertragen und wenn Sie
das Super-Event-Entertainment-Paket dazubuchen, dann können Sie Nachts zwischen
23 und 3 Uhr bei schönem Wetter die Sterne betrachten und dank des
Star-Wars-Pakets dem Funkverkehr auf Beta Geuze folgen“
„Hmmm“… das
ist natürlich ein verlockendes Angebot, andererseits…
„Gesetzt den
Fall, ich würde mit meinem neuen Scram-and-Squeak-Paket einsteigen, bekäme ich
dann noch ein Handy für meine Frau?“
Susanne
Berger ist ein echtes Ass und reagiert schnell: „in diesem Falle können wir
Ihnen das private-Talk-and-Walk-Package inklusive 120 Freischwimmer-Minuten in
alle deutschen Schwimmbäder, ein Monatsabo der Zeitschrift „Frau am Herd“ via
Download oder read-per-view und eine warme Mahlzeit in einer Bahnhofsmission
Ihrer Wahl anbieten!“
„Das ist ja
alles schön und gut, aber ich schreibe mir im Monat ca. 300 Beiträge hinter die
Ohren und meine Frau geht sowieso nie dran, wenn sie sieht, dass ich es bin,
könnten wir dann da eine Rufnummer- und Frauenunterdrückung einbauen und sie
zwingen, an das Handy zu gehen, also so eine Art „women-suppress-force“-Paket
mit cleaning-dishes-Option?“
„Hihi.“
Susanne kichert. „Das ginge, aber dann müssten Sie das Girlfriend-divorce–big-tits-mature-woman-want-you“-XXL
Paket für lediglich 10,- € pro Minute in alle polnischen Sex-hotlines
dazubuchen, da kämen Sie dann im Grundbetrag auf ca. 1.000,- € im Monat“„Ja, sehr geil! Das klingt gut, das nehme ich! Nur noch eine Frage an Sie als Profi zum Schluss und im Vertrauen: welches Paket haben Sie eigentlich gebucht?“
„Ich?“ Susanne
ist jetzt ehrlich überrascht. „Ich telefoniere nicht, das ist mir mit den
Tarifen zu umständlich. Ich habe sozusagen ein
Face-to-face-social-network-Paket und treffe mich einfach so und persönlich mit
Freunden.“
Ich lege auf:
jemand, der sich noch persönlich mit anderen Leuten trifft, ist mir suspekt und
mit dem möchte ich auch nichts zu tun haben.
„Persönlicher
Kontakt“… vielleicht sogar noch mit Händedruck zur Begrüßung oder was?
In welcher
Zeit lebt die dumme Nuss eigentlich?
Donnerstag, 14. Juni 2012
Tag 6: H-Day
Es
ist kalt in Deutschland. Kalt und unangenehm, Der Wind treibt die
Regenschauer über verödete Strassen. Es ist H-Day. Holland-Tag.
Prügeln wir also ab jetzt auf Podolski ein, die alte Flasche.
Schalten Sie auch morgen wieder ein, wenn Mehmet Scholl sagt „die Impulse müssen aus dem Mittelfeld kommen“.
Gut,
dass meine Frau den Doppelschirm für zwei Personen mit echtem
Perlmut-Griff bestellt hat, so kann ich den in die Ecke stellen, weil
ich sowieso nicht ´rausgehe. Stattdessen ist vorhin die
Cheerleaderin eingetroffen, die meine Frau netterweise für das
heutige Spiel bestellt hat., mit schwarz-rot-güldenen Pompons. Sie
hat auch so Anfeuerungssprüche drauf wie „Mit Jogi Löw und Miro
Klose geht die EM nicht in die Hose, wer wird Meister, ist doch klaa,
Deutschland-Allemania“ oder auch „wir haben Lahm und Ihr habt
Robben, drum werden wir Euch Deppen stoppen“, nicht so gut fand ich
allerdings „Das war wohl ein Griff ins Klo, im Sturm spielt Gomez
Mario“.
Als
Vorgruppe des heutigen Spiels simulieren die Portugiesen mit den
Dänen so etwas wie ein Fussballspiel. Die Dänen haben einen Sieg,
die Portugiesen eine Niderlage auf dem Buckel. Dies bedeutet, dass
wenn die Portugiesen heute unentschieden spielen, dann müssten die
Dänen im letzten Spiel verlieren, damit die Holländer gegen die
Portugiesen gewinnen, sofern sie heute verlieren. Wenn aber die Dänen
durchsetzen, dass die Regel „drei Ecken gibt einen Elfer“ ab
heute, 20.45 Uhr gilt, dann würde das bedeuten, dass Deutschland
wenigstens im Elfmeterschiessen nach Verlängerung nicht Lukas
Podolski an den Ball lassen darf, weil der schlechter Elfer
verwandeln kann, als Robben, wobei er eigentlich alles nur schlechter
als Robben kann und ich mich frage, was Jogi Löw geritten hat,
diesen Ruhrpottparaolympioniken ausgerechnet nach Polen mitzunehmen,
vielleicht hofft er ja, die behalten ihn da – aber jetzt bin ich
abgeschweift in die Fussballarithmetik, entschuldigung.
In
jedem Fall beginnen die Portugiesen so, als wären sie eine der
Fussballmannschaften, die man bei diesem Turnier auf dem Schirm haben
sollten und spielen netten und ansprechenden Fussball – oder das,
was sie dafür halten. Für die erschrockenen Nordmannen, die wie die
sprichtwörtlichen Nordmanntannen herumstehen, ist das eine böse
Überraschung und sie kassieren aus Unfähigkeit und Entsetzen nach
24 Minuten (immerhin!) das 1:0.
Für
die Dänen ist das jetzt eine Aufforderung. Leider hören sie diese
nicht und die Portugiesen machen gut gelaunt nur 12 Minuten später
das 2:0.
Den
Portugiesen reicht das. Den Dänen reicht es jetzt. Während man sich
in Portugiesien schon mit Häppchen und Käseigeln geistig auf die
Halbzeit einstellt, macht irgendein Däne, keiner weiss wie, den
Anschlusstreffer und es geht mit einem charmanten 2:1 in die Pause.
In
der Halbzeit gibt der portugiesische Trainer die Parole „GEWONNEN“
aus und die Portugiesen ziehen sich infolgedessen selbstzufrieden in
die eigene Hälfte zurück und selbst wenn sie auf Konter lauern
sollten, so sieht man das nicht. Das ist jetzt etwas bräsig aus,
Ronaldo nimmt eine warme Mahlzeit zu sich und die armen Dänen
zappeln sich einen weg. Höhnisch vergeben die Portugiesen, wenn sie
schon gelegentlich vors dänische Tor kommen, Großchancen en gros.
Bis
zur 80sten Minute: da mogelt sich der kleine Däne Bendtner in einem
unbeobachteten Moment zwischen ein paar portugiesische Abwehrspieler
(das sind zu diesem Zeitpunkt 10 Mann) und locht zum Ausgleich ein.
Alles
wieder offen.
Schade.
Für die Portugiesen. Die ja schon gewonnen hatten. Jetzt rennen
plötzlich beide Mannschaften wie die Gestörten, bis der
portugiesische Trainer die ´nauze voll hat und einen No Name namens
Varela einwechselt. Und weil der noch frisch ist, ist er auch
ungestört und macht 7 Minuten nach dem Dänentor das 3:2. Das ist
ungerecht, das ist Pech und das ist ärgerlich für die Dänen. Die
Portugiesen holen am tragischen Schluss 3 Punkte.
Und
Olli kahn kritisiert in der Spielpause Ronaldo, weil nicht der
getroffen hat, die Flasche.
Danach
das Kracher-Spiel des heutigen Abends: Geheimtipp Holland gegen
Offizielltipp Deutschland, ein Fussballleckerbissen, ein ewiges
Duell, eine ewige Rivalität, Orange gegen Schwarz/weiß, das ist
Völler gegen Rijkjard (oder wie der Idiot geschrieben wurde), das
ist WM 1974 und das ist – nun ja – etwas krampfig.
Gomez,
die alte Flasche, die viel geweint hat wegen Frau Scholl, spielt von
Anfang an das was, was er kann, nämlich gut aussehen und beide
Mannschaften beginnen nervöser als ein Selbstmordattentäter, der in
Badehose ein Schwimmbad sprengen will. Löw vertreibt sich die Zeit
mit Kaugummi-Kauen und Balljungen ärgern, weil sich auf dem Platz
nichts tut. Klar, ist ja auch Gomez im Sturm und Podolski auf dem
Platz.
Das
ändert sich in der 24sten Minute. Robben hatte soeben den dritten
Ballkontakt und scheint, Gewohnheit ist Gewohnheit, Schweinsteiger
den Ball zugepasst zu haben, der schiesst einfach mal drauf los,
trifft den unglücklichen Gomez und der macht das 1:0. Tooooooor.
Erste Silvesterraketen steigen auf, in der Ferne ist ein himmlischer
Chor zu hören und mein Nachbar dreht das „Halleluja“ von Händel
(nicht „Hendl“, wie fälschlicherweise oft geschrieben wird) bis
zum Anschlag auf. Gomez, der Suoertyp, Gomez der Held, Gomez
Fussballgott. Im ARD-Studio wird Scholl mit vereinter Kraft daran
gehindert, sich die Pulsadern aufzuschneiden.
Aber
damit nicht genug!
Plötzlich
sieht es tatsächlich so aus, als wollten unsere Jungs das Spiel
gewinnen und die erstaunten Niederländer sehen plötzlich Deutsche
im Vorwärtsgang und schneller als Schrittgeschwindigkeit. Um das zu
verhindern, werfen sie gelegentlich ein paar deutsche Spieler um,
aber während 50% der Deutschen noch am Boden liegen, haben sie
vergessen, Schweinsteiger und Gomez umzuwerfen und ausgerechnet die
beiden machen in trauter Zweisamkeit das 2:0. Gomez, der
Fussballgott, der Held der Helden, der Franz Beckenbauer der
Nationalmannschaft, der Mann mit dem Fuße Gottes locht zum zweiten
Mal ein. Klose beginnt, sein Trikot zu fressen, Mehmet Scholl wird
erwischt, wie er sich an einem Balken im Studio zu erhängen versucht
und aus der orangenen Resignation wird Verzweiflung. Ich habe ja
immer an Gomez geglaubt. Immer!
Alleine:
die Holländer haben es heute eher rustikal als spielerisch. Aus Zorn
wird gefoult, was die Beine hergeben, getreten wie auf der
Kneipp-Kur, nur Torschüsse – die sind rar. Die deutsche
Verteidigung ist besser als die Heeresgruppe Kurland ´45 und die
Holländer laufen sich ein- ums andere Mal fest.
So
ein Lullenfussball schlaucht mit der Zeit. Und so versinken Jogis
Jungs gegen Ende der Partie in einer kleinen Lethargie, was der
Holländer Van Persie dreckig ausnutzt und 17 Minuten vor Schluss den
Anschlusstreffer erzielt. Mit einem bösen Grantenschuss aus der
Distanz.
Jetzt
wird es noch einmal eng. Die Deutschen (außer Podolski, an dem die
Partie mal wieder vorbeiläuft, irgendwie habe ich das Gefühl, die
schneiden den da) rennen in Richtung holländisches Tor, jetzt nicht
noch den Ausgleich fangen. Und so werden es noch sehr lange 17
Minuten, bis es mal wieder heißt: am Ende gewinnt Deutschland.
Oliver
Kahn wird Kathrin Müller-Dingens nach dem Spiel fragen, was Gomez so
weit hinten macht, er soll sich gefälligst in der Spitze aufhalten
und redet damit das direkte Gegenteil von Scholl, der sich
beschwerte, dass sich Gomez zu wenig um Aushilfe in der Abwehr
bemüht. So viel zum Thema „Experten“.
Prügeln wir also ab jetzt auf Podolski ein, die alte Flasche.
Schalten Sie auch morgen wieder ein, wenn Mehmet Scholl sagt „die Impulse müssen aus dem Mittelfeld kommen“.
Dienstag, 12. Juni 2012
Tag 5: Noch ist Polen nicht ganz verloren. Aber fast!
Ich
bin wirklich überrascht, was man in Home-shopping-Kanälen bestellen
kann. Zum Beispiel kam heute ein Gartengrill an, in dem ich mich
später mal selbst kremieren kann, eine Hitler-Puppe mit Echthaar aus
Taiwan, dann haben wir anscheinend einen Urlaub im
aserbeidschanischen Hinterland gebucht (Mithilfe bei der Ernte
fakultativ, nicht obligatorisch) und wo ich den Kampfhubschrauber
russischer Baurt hinstelle, weiss ich auch noch nicht. Aber
wenigstens ist mein blöder Nachbar neidisch.
Hansi
Flick hat Sprechverbot. Heute soll er beim Frühstück gesagt haben,
die Deutschen müssten die Holländer mit bedingungslosem Gehorsam
und fanatischem Willen angreifen und deren Strafraum besetzen, Gott
sei auf der Seite der stärkeren Sturmspitzen. So etwas darf man aber
nicht sagen. Das ist fast so schlimm, wie Gomez das Wundliegen
ersparen zu wollen. Fast.
Heute
Abend ja im ersten Spiel ein absoluter Fussballleckerbissen in der
Todeslangweilergruppe A: der nachwievor geheime Geheimtipp
Griechenland gegen den noch streng geheimeren Geheimtipp Tschechien,
die wirklich etwas reissen können, wenn sie gegen Mannschaften wie
Luxemburg oder Vatikanstaat spielen. Von den Russkis haben sie aber
eine auf den Sack gekriegt, dürften also dementsprechend motiviert
sein.
Und
das sind die Tschechen auch. Nach 3 Minuten, die Griechen griechen
noch auf ihre Positionen, rauscht es zum ersten Mal im griechischen
Tor. Und während die Griechen noch mit dem Schiri diskutieren, warum
sie das jetzt irgendwie nicht so gut finden, zappelt der Ball schon
wieder im griechischen Fischernetz.
Das
ist doof. Für die Griechen. Und das Spiel.
Denn
die Tschechen beschliessen jetzt, ihre Mitarbeit an der EM2012
einzustellen und stellen sich nur noch nach hinten und zeigen
hervorragendes Stellungsspiel. Die Herren aus Hellas müssen nun
plötzlich arbeiten und sie rackern auch, aber eben genau so, wie sie
„rackern“ verstehen, deswegen kommt bis zur Halbzeit auch nichts
zusammen.
In
der Pause ruft Frau Lagarde den scechischen Torwart Tschech in der
Kabine auf dem Handy an und bittet um Gnade für die armen Griechen,
die ja außer Fussball nichts mehr haben. Peter mit der Zipfelmütze
tut ihr den kleinen Gefallen und lässt nach der Pause beim Fangen
mal einen Ball für einen griechischen Stürmer durch, der vor
Schreck den Ball zum Anschlusstreffer verwandelt.
In
Griechenland keimt Hoffnung auf, das kennen sie von ihrer
Staatskrise. Und ebenso hier wie da wird diese Hoffnung enttäuscht
werden. Die Griechen wollen zwar, können aber nicht, die Tschechen
könnten, wollen aber nicht mehr. Die Hellenen zeigen zauberhaften
Kombinationsfussball, sie kombinieren nämlich, dass hohe Bälle in
den Rücken der griechischen Abwehr noch zum Ausgleich führen,
leider vergessen sie dabei, da irgendwo auch Stürmer zu platzieren
und so bleibt es bei einem sicher berechtigten, aber irgendwie
langweiligen und unspektakulären 2:1 für den größeren der beiden
Fussballzwerge. Die Hellenen können schon mal Koffer packen. Sie
waren aber auch, das muss man fairerweise sagen, in der Slawengruppe
ein echter Exot.
Der
eigentliche Kracher folgt aber erst danach: Geheimtipp Polen gegen
Geheimtipp Russland. Ein Leckerbissen für Fussballfans, wenigstens,
wenn man auf bäuerliche Hausmannskost steht. Die Ausgangslage
jedenfalls ist klar: 11 hässliche Polen spielen gegen 11 hässliche
Russen.
Polen
gegen Russland, das ist immer Kampf, das ist immer Leidenschaft, das
ist immer Herzblut, das ist immer ganz große Kacke.
Die
Polen machen mit den Russen zu Spielanfang das, was sie auch in der
EU machen: sie stören früh. Nur leider sind die russischen Spieler
in einem Alter, in dem man sich von Jüngeren eben nicht mehr
unbedingt stören lässt und so werden die Russkis erst dann etwas
aktiver, als die Polen mangels spielerischer Qualitäten den
Ex-Sowjets die Gehhilfen wegtreten. Zu allem Überfluss hat die UEFA
einen feinen Sinn für Ironie beweisen, als sie ausgerechnet einen
deutschen Schiedsrichter das Spiel pfeifen lässt, der sich somit den
Hass des kompletten ehemaligen Warschauer Paktes zuzieht und man darf
auf geharnischte diplomatische Noten gefasst sein, sollte einer der
beiden Mannschaften ein fälliger Elfer verweigert werden.
Wie
auch immer, die Russen spielen heute spöttisch und mit angezogener
Handbremse, was gegen die erschreckend schwachen Polskis immer noch
zu einem 1:0 nach einer Standardsituation reicht.
In
der Pause jedenfalls scheint der polnische Träner seinen
Schützlingen erklärt zu haben, dass es irgendwie nett wäre, wenn
sie bei einer EM im eigenen Land wenigstens die Vorrunde überstehen
würden und außerdem die Fans wüssten, wo ihre Häuser stehen, denn
nachdem die Toten und Schwerverletzten beider Seiten von den Rängen
entfernt wurden, kommen unsere slawischen Nachbarn mit neuem Effet
auf den Platz, der im Moment noch den Namen „Platz der Schande“
trägt.
Die
Russen haben das jedenfalls unterschätzt oder sie wollen einfach nur
nett sein: während St. Petersburg eine Großchance nach der anderen
verdaddelt und abgibt, wo Direktschuss notwendig wäre und direkt
schiesst, wo eine Abgabe sinnvoll gewesen wäre, machen die Polski
irgendwie und mit einem ausnahmsweise schönen Tor den Ausgleich.
Danach wird es etwas dramatisch, weil sich beide Mannschaften
gegenseitig von den Beinen holen und gelegentlich auch einen Knäuel
bilden und nur dem beherzten Eingreifen des deutschen Unparteiischen
(kicher) ist es zu verdanken, dass kein Notarztwagen aufs Feld muss.
Es
bleibt beim 1:1 und beide Mannschaften haben noch gute Chancen, in
die nächste Runde zu kommen, weil wohl niemand mit klarem Verstand
damit rechnet, dass ausgerechnet die Griechen die Russen schlagen und
noch Hoffnung besteht, dass die Tschechen gegen die Polen wie gegen
die Russen spielen.
Eine
persönliche Anmerkung: sollte ich jemals Diktator von Deutschland
werden, werde ich Waldi Hartmann und Matze Knob zwingen, sich „Waldis
EM-Club“ 7 Tage in Endlosschleife anzusehen.
Schalten
Sie also auch morgen wieder ein und hören Sie Mehmet Scholl sagen
„es ist nicht die Aufgabe eines Verteidigers, Tore zu machen“.
Montag, 11. Juni 2012
Tag 4: Freundschaftsspiele
Die
ersten Bestellungen meiner Frau vom gestrigen Tage trafen heute ein.
Ein Zwiebelschneider, der auch Beton schneidet, ein Messerset, mit
dem man auch Sofakissen aufschlitzen kann und ein Kirschkernkissen,
auf dem man wunderbar schläft, aber nur, wenn man tot ist. Ich bin
gespannt, was noch kommt.
Große
Aufregung in Deutschland. Mehmet „Fußball ist ein
Mannschaftssport“ Scholl hat Mario „was wollt ihr, ich hab doch
getroffen“ Gomezziemlich übel beleidigt, weil er ihn vor dem
Wundliegen beschützen wollte. Das nehmen dem Mehmet ziemlich viele
Medien krumm, vor allem diejenigen, die „Supermario“ in den Titel
setzen, wenn der zufällig in einen Ball fliegt. Merke: success
counts, egal wie.
Aber
kommen wir zum Knallerspiel des heutigen Abends: der Geheimfavorit
Frankreich gegen den Geheimfavoriten England. Die Franzosen sind ja
dafür bekannt, keine Lust mehr zu haben, wenns schief geht, während
die Engländer dieses Jahr ausnahmsweise mal ihre Mannschaft nicht
über den grünen Rasenklee loben, weil ihre Deppenwalze Roooooooney
gesperrt ist. Wir dürfen also ein Knaller-Spiel erwarten.
Eigentlich.
Aber,
sagen wir es so: wenn Fußball die Fortsetzung des Krieges mit
anderen Mitteln ist, dann sehen wir hier zwei Verbündete miteinander
und nicht gegeneinander spielen. So eine Art „Entente Cordiale“,
einen Nichtangriffspakt, ein herzliches Einvernehmen, ja, eine
Freundschaft gar. Anders ausgedrückt: ich habe noch nie ein
Fußballspiel gesehen, das im Gehen geführt wurde.
Sicher,
die Engländer machen versehentlich in der 30sten Minute das 1:0,
aber beiden Mannschaften ist dieser Zufallstreffer derart peinlich,
dass sie den Franzosen, die deswegen viel geweint haben, nur 9
Minuten später das 1:1 gönnen. Und nachdem es nicht gegen
Deutschland geht, sind beide Mannschaften recht zufrieden damit. Der
Einzige, der die Ruhe gelegentlich stört, ist Ribery, den wohl
niemand informiert hat, dass heute „Dabeisein“ alles ist und
weitere peinliche Tore unerwünscht sind.
Nur
so ist es zu erklären, dass der kleine hässliche Franzose, der in
einer feindlichen deutschen Mannschaft als Legionär dient, keine
Anspielstationen findet, die am Ende vielleicht noch das Bild eines
unfähigen Torwarts im englischen Tor offenlegen könnten, denn was
der englische Keeper zu bieten hat, wäre bereits in der dritten
deutschen Liga ein Entlassungsgrund – und zwar für jeden
Feldspieler, so er im Tor Vertretung machen müsste. Der italienische
Schiedsrichter gerät nur dann in haarige Situationen, wenn er ein
französisch-englisches Liebespärchen auf dem Rasen unterbrechen
oder irgendwelche wilden Knutschereien unterbinden muss. Ansonsten
tut sich nicht viel. Beide Mannschaften schlendern im warmen
ukrainischen Sommer über den Platz und betreiben Fußball als das,
was er ist: die schönste Nebensache der Welt. Zumal bei einer EM.
In
der Pause wird Kathrin Müller-Dingenskirchen hinter der Kamera Olli
Kahn fragen, ob er das Spiel auch so endgeil wie sie findet und Olli
wird „zweimal nein“ antworten.
Nach
schier endlosen 90 Minuten jedenfalls geht die französisch-englische
Freundschaft zuerst in die Kabine und dann zusammen ins Kino, wo sie
Händchen halten und sich mental auf ein Treffen mit den bösen
Deutschen vorbereiten. Auf die Frage meiner Frau „guckst Du
Fußball?“ habe ich jedenfalls wahrheitsgemäß mit „nein, einen
Liebesfilm“ geantwortet.
Dementsprechend
gruselt es mich auch vor dem zweiten Knallerhammerspiel des Abends:
der Geheimtipp Ukraine gegen den noch viel geheimeren Geheimtipp
Schweden. Der Bär trifft den Elch, der Mongole trifft den Wikinger,
gelbe Trikots treffen auf gelbe Trikots.
Wer
nun erwartet hat, dass das ein langweiliges und hilfloses Spiel wird,
der wurde nicht enttäuscht. Vielleicht liegt es daran, dass man die
Fans, die alle einheitlich in Gelb gekleidet sind, nicht
auseinanderhalten kann, vielleicht sind die Ukraianer und die
Schwedianer von den gelben Schärpen in den blauen Trikots der alten
Schweden irritiert, es tut sich nichts. In den ersten 5 Minuten
tasten sich die beiden Langweiler noch ab, in den anderen 40 Minuten
tun sie das auch.
Es
ist ja nicht so, dass das Kanonenfutter da unten ohne Herz spielen
würde, nur leider ist es anscheinend das Herz von Synchronschwimmern
und nicht von Fußballern. Ich gebe gerne zu, dass ich ein wenig
eingenickt bin und mich nur die Feststellung von Olli „ich kahn
nicht mehr“, „die Mannschaften würden sich abtasten“ aus
meinem erotischen Traum geweckt hat.
Allerdings
haben wohl die Trainer beider Mannschaften ihren Gelbsüchtigen in
der Pause erklärt, dass, wenn sie es schon nicht gegen so einen
drittklassigen Gegner wie den derzeitigen packen, es gegen England
und Frankreich so ein ganz kleines bisschen noch viel schwieriger
werden könnte, hier bei der EM weiterzukommen.
In
jedem Fall regt sich nach der Halbzeit so etwas wie intelligentes
Leben auf dem Platz, denn zuerst dürfen die Schweden ein Tor
schießen, danach die Ukrainier zwei davon. Nach 90 Minuten und einer
Nachspielzeit, die den sich abwechselnd auf dem Boden windenden
Memmen gewidmet ist, endet eine sehr – nennen wir sie nett:
„durchwachsene“ - Partie mit einem nicht unverdienten aber auch
nicht verdienten Sieg der Ukraine über die entsetzlich
bemitleidenswert spielenden Schweden und ich frage mich, warum die
UEFA darauf besteht, eine EM ausgerechnet in Ländern auszurichten,
deren Nationalmannschaften an besseren Tagen Pausenfüller und
Sparringspartner für ernsthafte Teams sind. Was kommt als
Übernächstes? EM in der Türkei oder in Albanien oder San Marino?
Insgesamt
war der heutige Spieltag so spannend wie eine Kerner-Show. Schalten
Sie also auch morgen wieder ein, wenn Mehmet Scholl solche Sätze
sagt wie „das Spiel wird anhand der Tore entschieden“.
Sonntag, 10. Juni 2012
Tag 3: kleine Italiener
Als
ich vom Feiern des überragenden deutschen Sieges über diese
schwache $%&§/ portugiesische Mannschaft nach Hause kam und mein
Mario-Gomez-Gedenkaltärchen aufgebaut hatte, fand ich meine Frau mit
glasigen Augen vor dem Home-Shopping-Europe-Sender, vor dem ich sie
leichtsinnigerweise alleine gelassen hatte, weil da keine
EM-Berichterstattung lief. Na, das kann was werden. Sie kann sich an
nichts erinnern. Ich habe sie vor den heutigen Spielen
sicherheitshalber ans Bett gefesselt, damit sie nicht stört.
In
ganz Deutschland herrscht heute eine Stimmung der Genugtuung. Ja, es
war Rumpelstilzchenfussball der Deutschen, das war nicht hübsch
anzusehen und die Portugiesen waren irgendwie besser. Nur haben wir
eben Super-Mario und Boateng war Ronaldo eben näher als Schina-Lisa
und hat ihn weitestgehend neutralisiert. Wie das die komplette
Nationalelf mit Mario Gomez auch gemacht hat. Und wir haben das
berühmte eine Tor mehr. Ätsch.
Heute
spielen ja der Geheimtipp Spanien gegen den Geheimtipp Italien. Die
Spanier sind ja bekannt für ihr begeisterndes Kurzpassspiel, das in
Spanien auch „tiki-tiki“, im Rest Europas einfach „Generve“
genannt wird, während die Italiener in der Regel für einen 10er
Abwehrblock und großartige artistische Falleinlagen sowie
hervorragende schauspielerische Leistungen bekannt sind. Der
spanische Stier trifft das italienische Oppossum, Paella meets Pizza.
Die
Italiener gehen durch einige Wettskandale und Haftbefehle ja
vorbelastet in dieses Match, keiner weiss, was sie von den Spaniern
für eine eventuelle Niederlage bekommen haben und wie hoch die
Schecks der einzelnen Spieler waren. Von daher erwartet uns durchaus
eine spannende Partie.
Die
Spanier legen wie gewohnt mit ihrem „klein-klein“ los und
entnerven die Italiener ab der ersten Minute, die zwar viel laufen
dürfen, dafür aber keine Bälle bekommen. Immerhin aber kämpfen
die Italiener heute weniger mit interessanten Fallstudien, sondern
viel mehr so, wie man das aus den Slums von Neapel kennt: zu Dritt
auf einen, weswegen auch sämtliche Versuche der Spanier, den Ball
regelgerecht ins gegnerische Tor zu tragen, schlicht an der eigenen
Unfähigkeit scheitern, einen Ball weiter als vier Meter zu passen.
Zur
Halbzeit ziehen sich beide Mannschaften leicht enerviert und etwas
gefrustet in die Kabinen zurück, die Italiener vergleichen ihre
Schecks, die Spanier handeln die Konditionen für die Refinanzierung
der gezahlten Gelder aus.
Irgendwie
neutralisieren sich beide Mannschaften gegenseitig. Bis zum
gegnerischen Strafraum geht’s vorwärts, danach fliegt der Ball
irgendwohin, bestenfalls noch zum Gegner. In der 64sten Minute
erfährt di Natale, der nicht in der Stammformation spielt, sondern
nur so ein Eingewechselter ist, dass er kein Geld bekommen hat und
locht in einem unbeobachteten Moment das 1:0 für Italien ein,
woraufhin seine Mannschaftskandidaten so sauer auf ihn sind, dass sie
den Spaniern nur vier Minuten später den Ausgleich gönnen.
In
der Folge geben sich zwar beide Mannschaften redlich Mühe, aber es
rächt sich eben, dass die Spanier keine Stürmer und die Italiener
einen Torwart mitgenommen haben und so scheitern die Spanier immer
wieder an den Italienern und die Italiener an sich selbst und man
trennt sich mit einem freundschaftlichen 1:1, was den Sieger des
nächsten Spieles zum Gruppenersten machen wird. Spanien wird als
Titelfavorit auf BBB zurückgestuft.
Im
zweiten Spiel des Abends trifft der Geheimtipp Irland auf die
Kroaten, die in informierten Kreisen als Geheimtipp gelten. Robuste
englische Treter gegen robuste Balkantreter, beide nicht zimperlich,
was die Gesundheit des Gegners angeht, wir dürfen also ein im
wahrsten Sinne des Wortes kampfbetontes Spiel erwarten.
Die
Kroaten können an guten Tagen ein unangenehmer Gegner sein, an
schlechten Tagen sind sie es auch und während die als biedere und
solide Fussballhandwerker bekannten Iren noch kontrollieren, ob
wirklich alle Kroaten die Springmesser am Kabinenausgang abgegeben
haben, machen die derweil das 1:0. Das ist ärgerlich für die Iren,
weil die sich dank ihres Trainers Trappatoni darauf eingestellt
hatten, kein Tor zu kassieren und nicht, eines zu schiessen.
Während in Villa Croatia aber noch gefeiert wird, trifft irgendeine glücklicher Ire zum Ausgleich, was wiederum die Kroaten kränkt. In der Folgezeit versuchen die armen Iren, verzweifelt das Ergebnis zu halten, haben den heute erfrischend frisch auftretenden Kroaten aber wenig entgegenzusetzen ausser den eigenen Körpern. Und so kegelt sich dann auch der Kroate Jelavic eher versehentlich zum 2:1 kurz vor der Pause durch einen gerade für die Iren erstaunlich unglücklichen Fehlpass.
In
der gleich folgenden Pause dann schmachtet Kathrin
Müller-Dingenskirchen (im Familienjargon auch „dumme Nuss“
genannt) dann Olli „Mann, ist das 'ne Wurst“ Kahn derart
offensichtlich an, dass ich befürchte, Schina-Lisa und Scherom waren
nur das Vorspiel zu einer der sexuellsten EM ever.
Nach
der Pause bleiben die Iren am Ball, den meist die Kroaten haben und
weil der Torwart der Iren heute für die Mannschaft den Kopf hinhält,
macht er zu allem Überfluss ein erst recht unglückliches Tor für
Kroatien, als der Ball von seinem Quadratschädel ins Tor bringt.
Erstaunlich unglücklich, der Spielverlauf bis dahin.
Die
Iren zappeln sich mangels spielerischer Mittel durch, milde von den
Kroaten belächelt, und als ein kroatischer Spieler verletzt auf dem
Rasen liegt, tun die Iren so, als wäre das normal und schiessen auch
nicht den Ball ins Aus. Gut, wahrscheinlich kann man sich mit einem
3:1 gegen sich auch keine Höflichkeiten leisten, dafür verweigert
ihnen der Fussballgott dann auch einen eigentlich fälligen Elfer und
sorgt mal wieder für ausgleichende Gerechtigkeit. Auf jeden Fall
begnügen sich die nach dem 3:1 deutlich entspannten Kroaten damit,
harmlose irische Spieler umzuschubsen, die sich hilflos um den
Anschlusstreffer bemühen und man darf nach dem Schlusspfiff gespannt
sein, wie sich die Kroaten, die jetzt lustigerweise Gruppenerster
sind, gegen einen seriösen Gegner schlagen werden.
Schalten
Sie also auch morgen wieder ein, wenn Kathrin Müller-Hohenstein Olli
Kahn fragt, womit er schon beworfen wurde und ob er auch ihre Bälle
halten kann.
Samstag, 9. Juni 2012
Tag 2: Dänlicher geht es fast nicht
Die
Geschichte mit meiner Frau und der Kreditkarte zeigt erste
Konsequenzen. Da sie sehr sparsam ist, hat sie die 20 Paar Schuhe im
Räumungsverkauf organisiert und dabei irre viel Geld gespart. Ich
bin ein wenig stolz auf sie und habe sie wegen heute Abend zusammen
mit den Schuhen in den Heizungskeller gesperrt (mein österreichischer
Nachbar gab mir den Tipp) und durch die Stahltür hört man ihr
Wimmern nur ganz leise.
Im ersten Spiel des heutigen Abends stehen sich ja der krasse Aussenseiter Holland, der seit 1974 stets als Geheimtipp gilt und der krasse Aussenseiter Dänemark, der eigentlich immer als Geheimtipp gilt, gegenüber. Man darf gespannt sein, ob sich die Dänen, die zu Hause den Spitznamen „die Dänen“ haben, mit der Spielweise der Holländer, die zu Hause den Spitznamen „Eftal“ oder „Oranjes“ oder „Versager“ tragen, zurechtfinden werden. Die Holländer sind ja bekannt für das Blockieren der rechten Autobahnspuren mit Wohnwagenanhängern, die Frage bleibt, ob ihnen das für den heutigen Abend ausreichen wird, um die munteren Dänen zu dänmütigen.
Die armen Dänen werden regelrecht schwindlig gespielt, bis schliesslich ein- zwei Leutchen da der Kragen platzt: ein schnörkelloser Doppelpass, ein Torschuss und die Dänen führen 1:0. Das war nicht schön, das war nicht schick, das war nicht einmal sonderlich raffiniert. Nur effektiv.
Zu weiteren Torchancen kommen die Dänen nicht, zu sehr drücken die Holländer auf die Dänendrüse und man sieht, wie hervorragend sie ihr James-Bondscoach aufgestellt hat und welche Tricks er ihnen beigebracht hat. Und ginge es um pure Fussballschönheit, die Holländer wären bereits Europameister. Nur leider geht es nach Toren. Und da haben die Dänen einen kleinen Vorsprung. Es bleibt beim 1:0 und in Amsterdam und dem Umland fliessen bittere Dänen.
Zum Spiel dann selbst: ich weiss nicht, wer die Parole ausgegeben hat, unsere Mannschaft wäre auf „Titel2012“ in irgendeiner Weise geeicht. Was wir zu sehen bekommen, ist ganz großer Fussball, verglichen mit den Leistungen der deutschen Nationalmannschaft 1976.
Im Vergleich mit 2010 spielen die Deutschen wie Gehbehinderte, was sich Özil und Khedira leisten, grenzt schon an Vaterlandsverrat. Es ist ja nicht so, dass Özil keine genialen Pässe spielen würde, nur landen die alle bei den Gegnern. Das Highlight in der ersten Halbzeit ist bezeichnenderweise Löws Suche nach lästigen Popeln. Zum Glück für Jogis „Turniermannschaft“ sind die Portugiesen nicht viel besser und nur einem Niesser von Gomez in der 70sten Minute ist es zu verdanken, dass irgendjemand Notiz von ihm nimmt und ihm auch mal einen Ball zukommen lässt, den Gomez heute ausnahmsweise mal im gegnerischen Tor unterbringt, nachdem Löw quasi als Drohung und Menetekel schon den betagten Miro Klose am Seitenrand hat herumhumpeln lassen.
Der Rest ist arger Krampf und Quark und ich drücke 5,- € ins Phrasenschwein, dass wir ja „eine Turniermannschaft“ sind. „Die Mannschaft hatte Leidenschaft“ wird Mehmet Scholl danach sagen, ich sehe nur viel Leiden und wenig Geschaff. Immerhin sind sie alle unverletzt geblieben.
Schalten Sie auch morgen wieder ein, wenn Mehmet Scholl sagt „man muss für Tore nach vorne spielen“...
Gewimmert
wird heute auch in der obersten deutschen EM-Leitung. Hansi Flick hat
sich für das Wort „Stahlhelm“ entschuldigt (er schlug mit dem
Kopf an die Wand und wälzte sich vor den polnischen Journalisten im
Staub und zeigte die Kehle), weil das in Polen Autobahn ist und Löw
muss seine Pressestatements künftig der „Genehmigungsstelle für
ethisch saubere und einwandfreie Formulierungen unter
Berücksichtigung der unsäglichen deutschen Vergangenheit im
Fussball und auch sonstwo“, kurz GfesueFuBdudViFuas vorlegen, die
ihm aus seinem heutigen Bulletin den Satz „mir gehe ausch dem Laga
högscht konzendrierd in desch heudige Schbiel“ aus völlig
unerfindlichen Gründen herausgestrichen hat. Dringelassen haben sie
den Satz „Ob de Scherom schbielt, weisch isch noch ned, des kommet
drauf oi, ob er mir von den Schina-Lisa de Handynummer gebet“.
Im ersten Spiel des heutigen Abends stehen sich ja der krasse Aussenseiter Holland, der seit 1974 stets als Geheimtipp gilt und der krasse Aussenseiter Dänemark, der eigentlich immer als Geheimtipp gilt, gegenüber. Man darf gespannt sein, ob sich die Dänen, die zu Hause den Spitznamen „die Dänen“ haben, mit der Spielweise der Holländer, die zu Hause den Spitznamen „Eftal“ oder „Oranjes“ oder „Versager“ tragen, zurechtfinden werden. Die Holländer sind ja bekannt für das Blockieren der rechten Autobahnspuren mit Wohnwagenanhängern, die Frage bleibt, ob ihnen das für den heutigen Abend ausreichen wird, um die munteren Dänen zu dänmütigen.
In
jedem Fall sieht man bereits ab der ersten Minute, dass es die
Holländer ziemlich ernst meinen. Die Dänen kommen sich nach bereits
zwei Minuten wie Slalomstangen für unsere orangenen Banknachbarn
vor. Hier lässt van Percy zwei Dänen stehen, da ein netter
Hackentrick von Robben, dort ein begeisterndes Dribbling van von
Bommel und da drüben ein Flankenwechsel mit eingesprungenem
Rittberger und einem Doppelaxel. Mit anschliessendem Rückpass an den
niederländischen van Torwart, weil es die Netherlanders spannend
machen wollen. Das alles sieht sehr schön und gefällig aus und ich
mache eine Ein-Mann-La-Ola-Welle auf der Couch nach der anderen.
Fussballspielen können sie, die Niederländer.
Die armen Dänen werden regelrecht schwindlig gespielt, bis schliesslich ein- zwei Leutchen da der Kragen platzt: ein schnörkelloser Doppelpass, ein Torschuss und die Dänen führen 1:0. Das war nicht schön, das war nicht schick, das war nicht einmal sonderlich raffiniert. Nur effektiv.
Zu weiteren Torchancen kommen die Dänen nicht, zu sehr drücken die Holländer auf die Dänendrüse und man sieht, wie hervorragend sie ihr James-Bondscoach aufgestellt hat und welche Tricks er ihnen beigebracht hat. Und ginge es um pure Fussballschönheit, die Holländer wären bereits Europameister. Nur leider geht es nach Toren. Und da haben die Dänen einen kleinen Vorsprung. Es bleibt beim 1:0 und in Amsterdam und dem Umland fliessen bittere Dänen.
Aber
zum Hauptspiel des deutschen Abends: Deutschland gegen Portugal. Die
Portugiesen sind natürlich Geheimfavorit, denn sie haben Ronaldo,
was normalerweise locker reichen würde, hätte er nicht zehn weitere
Mitspieler. Deutschland ist hier als offizieller und ganz
unheimlicher Titelfavorit natürlich krasser Aussenseiter.
Zum Spiel dann selbst: ich weiss nicht, wer die Parole ausgegeben hat, unsere Mannschaft wäre auf „Titel2012“ in irgendeiner Weise geeicht. Was wir zu sehen bekommen, ist ganz großer Fussball, verglichen mit den Leistungen der deutschen Nationalmannschaft 1976.
Im Vergleich mit 2010 spielen die Deutschen wie Gehbehinderte, was sich Özil und Khedira leisten, grenzt schon an Vaterlandsverrat. Es ist ja nicht so, dass Özil keine genialen Pässe spielen würde, nur landen die alle bei den Gegnern. Das Highlight in der ersten Halbzeit ist bezeichnenderweise Löws Suche nach lästigen Popeln. Zum Glück für Jogis „Turniermannschaft“ sind die Portugiesen nicht viel besser und nur einem Niesser von Gomez in der 70sten Minute ist es zu verdanken, dass irgendjemand Notiz von ihm nimmt und ihm auch mal einen Ball zukommen lässt, den Gomez heute ausnahmsweise mal im gegnerischen Tor unterbringt, nachdem Löw quasi als Drohung und Menetekel schon den betagten Miro Klose am Seitenrand hat herumhumpeln lassen.
Der Rest ist arger Krampf und Quark und ich drücke 5,- € ins Phrasenschwein, dass wir ja „eine Turniermannschaft“ sind. „Die Mannschaft hatte Leidenschaft“ wird Mehmet Scholl danach sagen, ich sehe nur viel Leiden und wenig Geschaff. Immerhin sind sie alle unverletzt geblieben.
Schalten Sie auch morgen wieder ein, wenn Mehmet Scholl sagt „man muss für Tore nach vorne spielen“...
Freitag, 8. Juni 2012
EM-Tagebuch 2012 Tag 1: Not gegen Elend
So, es geht wieder los. Die anderen paar Völker der Welt schauen auf Europa. Aber nicht wegen der EM in diesen seltsamen Ländern mit wilden Eingeborenen, sondern wegen der Euro-Krise. Aber das ist mir egal, ich bin eh in Sachwerten investiert.
Drei dieser Sachwerte habe ich für die EM ins Heim abgeschoben und meine Frau hat die Kreditkarte bekommen, damit sie mich nach dem Catering in Ruhe EM gucken lässt und ich mir nicht dauernd Kommentare a lá „wieso hat der jetzt die gelbe Karte bekommen? Nur wegen des Faustschlages oder was war da eben?“ anhören muss, was sehr lästig ist, wenn der Verwarnte ein Deutscher war.
Nachdem also beste Voraussetzungen für eine ruhige und konzentrierte EM-Teilnahme gegeben sind, heißt es jetzt: Fernseher an! Ich habe mir extra einen schönen großen Flat von Samsung besorgt, mit dem man auch dreidimensional gucken kann, weil ich darauf stehe, wenn mir ein Spieler ins Wohnzimmer spuckt.
Man muss ja ehrlich sagen, dass sie sich viel Mühe gegeben haben, die slawischen Fussballzwerge, um rechtzeitig zur WM im eigenen Wurstland fertig zu werden und tatsächlich sind die meisten Strassen gebaut und gelegentlich liegt sogar Kanalisation drunter, ein klares Zeichen, dass Polen und die Ukraine endlich in Europa angekommen sind – allerdings im Europa des Jahres 1950. Aber wir wollen nicht maulen, wenigstens bleiben wir Deutschen für DIESMAL nicht auf den Kosten hocken. Die haben Lukaschenko und der polnische Dingenskirchenski nun an der Backe.
Die Eröffnungsfeier ist sehr schön, wenn man bedenkt, welche Länder die EM ausrichten. Die kleinen Polinnen haben sich als Pilze verkleidet und lustige Badekappen auf. Die rennen da alle drucheinander und gelegentlich ergeben sich dann Bilder wie ein Fussball oder UEFA oder WIR GRÜSSEN KIM YONG UN und so. Wer die Eröffnungsfeier verpasst hat, ein guter Tipp dazu: nicht downloaden. Das frisst nur unnötig Pixel.
Das erste Spiel des heutigen Tages lautet Not gegen Elend oder auch Polen gegen Griechenland. Die Polen als Gastgeber sind natürlich ein Geheimfavorit dieser EM und tragen so klingende Namen wie, ehm, beispielsweise, also.. auf jeden Fall irgendwas mit -owski am Schluss und waren automatisch als Gastgeber qualifiziert. Die Griechen hingegen haben in die EM-Endrunde auf dem gleichen Weg wie in die europäische Währung gefunden: irgendwie hineingemogelt. Deswegen gelten sie auch als klarer Geheimfavorit und man darf gespannt sein, wie sich die Hellenen nebst ihren vom Rettungsfonds gesponserten Trikots gegen die Polskis schlagen werden.
Um es kurz zu machen: Die Griechen machen das, was sie am Besten können, nämlich nichts und stehen den Polen dauernd im Weg herum, was für die wackeren noch nicht Verlorenen ein ständiges und frustrierendes Anrennen bedeutet und so ein wenig an nervöse BMW-Fahrer erinnert, denen ein LKW den Überholstreifen blockiert. Nach 5 Minuten bekommt man den Eindruck, beide Teams spielen auf Ergebnis. Die Polen zappeln, die Griechen wackeln und doch: in einem unbeobachteten Moment schiesst irgendein Pole versehentlich das 1:0.
Das frustriert die Griechen und jetzt kommt zum „in der Landschaft herumstehen“ das ein- oder andere elende Foul, was der Schiedsrichter letztlich mit der Massnahme quittiert, die auch die Europäische Zentralbank mit dem kompletten Land machen sollte: er schmeisst einen Griechen raus.
Sicher, die Verwarnung ist etwas unglücklich, aber das sind die Griechen dafür und mit dem Rückstand sowieso, da fällt das nicht weiter auf. Während die Polen (oder besser: Borussia Dortmund) zur Halbzeit kichernd in den Katakomben verschwinden, schubsen sich die Restgriechen gegenseitig enttäuscht. Als die Polen erst langsam wieder aus der Halbzeitpause geschlichen kommen, gleicht irgendein -dopoulos derweile schon mal aus und es steht nur noch 1:1. Das ist für die Polen, die eigentlich den Ball sicherheitshalber mitgenommen hatten, dann doch etwas ärgerlich.
Die Griechen haben mittlerweile spitz bekommen, dass es vielleicht um etwas gehen könnte und zeigen, was sie können, was aber immer noch nicht wirklich viel ist, immerhin jedoch dazu reicht, dass der polnische Towartschinski einen griechischen Stürmer flachlegt und dafür in einem Akt ausgleichender Gerechtigkeit jetzt seinerseits vom Platz fliegt. Der anschliessende Elfmeter wird von den Griechen verwandelt. Und zwar in eine Blamage, denn der neue polnische Torwart hält diese hilflose Kopie eines Strafstosses von irgendeinem der Kasperdopouli. In der Folge wird, während der Schiedsrichter berechtigterweise versucht, beide Mannschaften zu dezimieren, mit gewechselten Fronten gespielt: die Polen stehen nur herum, während die Griechen hilflos über und neben das polnische Tor ballern und zu Strafe den einzigen Schuss, der noch ins polnische Netz findet, auch noch abgepfiffen bekommen.
Nachdem der griechische Trainer weggedämmert ist und sich der polnische Trainer betrinkt, trennen sich nach endlosen 90 Minuten Rumpelfussball die Anfänger da unten auf dem Platz gleichermassen unverdient mit 1:1.
Im Zweiten Weltkrieg dieses Abends treffen Not auf Elend, nämlich die Tschechen auf die Russen, die ja bekanntermassen dem russischen Oligarchen Wladimir „Vlad Dracu“ Putin gehören. Die Tschechen gelten ja seit dem Gewinn des Landfrauencups der böhmischen Bäuerinnen 1954 zu den absoluten Geheimtipps jeder EM, während die Russen alleine schon aus Angst, von russischen Agenten umgelegt zu werden, als Geheimtipp dieser EM gelten. Man darf also gespannt sein!
Die Russen starten mit der ältesten – im Fussballjargon „erfahrensten“ - Mannschaft des Turniers, die Spieler wurden aus allen Altenheimen von Mitterchen Ruuussland zusammengecastet. Die Tschechen wissen das natürlich und gehen es dementsprechend entspannt an. Jedenfalls bis sie nach 15 Minuten das 1:0 kassieren. Nun wären die Tschechen nicht die Tschechen, wenn sie sich dadurch aus der Ruhe bringen liessen, denn immerhin haben sie mit dem Kappentschechen, der auch so heisst, einen der besten Torhüter im Kasten. Der kassiert dann auch entspannt das 2:0 und dann ist Halbzeit.
Mehmet Scholl wird sagen, dass die Russen das System haben, sich den Ball zu holen. Das ist für mich überraschend, macht aber in einem Sport wie Fussball durchaus Sinn.
In der Kabine fangen die Russen derweil an zu feiern, weil das gut aussieht und dopen sich mit Wodka, den Tschechen wird lebenslang Soljanka angedroht. Das rächt sich nach der Pause und die Tschechen machen den Anschlusstreffer, während die Russen geistig noch in der Kabine sind.
Die Russkis sind deshalb schlagartig ernüchtert und rennen wie die roten Teufel. Das wiederum konsterniert die Tschechkis, die zwar gerne noch ein Tor geschossen hätten, aber entweder ist es Respekt vor dem Alter oder schlichtes Unvermögen, sie kommen nicht durch. Die Russkis hauen dem bedauernswerten Czechen Tschech mit der Mütze noch zwei Dinger in den Kasten und dann ist Schluss und der erste Geheimfavorit ist letzter der Gruppe A, was wenigstens die Griechen tröstet.
Aus dem deutschen Führerhauptquartier klingt die Meldung, dass alle den Stahlhelm aufziehen und dann durchs Turnier. Claudia Roth hat viel geweint und Grass ein Gedicht geschrieben.
Schalten Sie auch morgen wieder ein, wenn Mehmet Scholl sagt, dass es die Aufgabe des Torwarts ist, keinen Ball reinzulassen!
Drei dieser Sachwerte habe ich für die EM ins Heim abgeschoben und meine Frau hat die Kreditkarte bekommen, damit sie mich nach dem Catering in Ruhe EM gucken lässt und ich mir nicht dauernd Kommentare a lá „wieso hat der jetzt die gelbe Karte bekommen? Nur wegen des Faustschlages oder was war da eben?“ anhören muss, was sehr lästig ist, wenn der Verwarnte ein Deutscher war.
Nachdem also beste Voraussetzungen für eine ruhige und konzentrierte EM-Teilnahme gegeben sind, heißt es jetzt: Fernseher an! Ich habe mir extra einen schönen großen Flat von Samsung besorgt, mit dem man auch dreidimensional gucken kann, weil ich darauf stehe, wenn mir ein Spieler ins Wohnzimmer spuckt.
Man muss ja ehrlich sagen, dass sie sich viel Mühe gegeben haben, die slawischen Fussballzwerge, um rechtzeitig zur WM im eigenen Wurstland fertig zu werden und tatsächlich sind die meisten Strassen gebaut und gelegentlich liegt sogar Kanalisation drunter, ein klares Zeichen, dass Polen und die Ukraine endlich in Europa angekommen sind – allerdings im Europa des Jahres 1950. Aber wir wollen nicht maulen, wenigstens bleiben wir Deutschen für DIESMAL nicht auf den Kosten hocken. Die haben Lukaschenko und der polnische Dingenskirchenski nun an der Backe.
Die Eröffnungsfeier ist sehr schön, wenn man bedenkt, welche Länder die EM ausrichten. Die kleinen Polinnen haben sich als Pilze verkleidet und lustige Badekappen auf. Die rennen da alle drucheinander und gelegentlich ergeben sich dann Bilder wie ein Fussball oder UEFA oder WIR GRÜSSEN KIM YONG UN und so. Wer die Eröffnungsfeier verpasst hat, ein guter Tipp dazu: nicht downloaden. Das frisst nur unnötig Pixel.
Das erste Spiel des heutigen Tages lautet Not gegen Elend oder auch Polen gegen Griechenland. Die Polen als Gastgeber sind natürlich ein Geheimfavorit dieser EM und tragen so klingende Namen wie, ehm, beispielsweise, also.. auf jeden Fall irgendwas mit -owski am Schluss und waren automatisch als Gastgeber qualifiziert. Die Griechen hingegen haben in die EM-Endrunde auf dem gleichen Weg wie in die europäische Währung gefunden: irgendwie hineingemogelt. Deswegen gelten sie auch als klarer Geheimfavorit und man darf gespannt sein, wie sich die Hellenen nebst ihren vom Rettungsfonds gesponserten Trikots gegen die Polskis schlagen werden.
Um es kurz zu machen: Die Griechen machen das, was sie am Besten können, nämlich nichts und stehen den Polen dauernd im Weg herum, was für die wackeren noch nicht Verlorenen ein ständiges und frustrierendes Anrennen bedeutet und so ein wenig an nervöse BMW-Fahrer erinnert, denen ein LKW den Überholstreifen blockiert. Nach 5 Minuten bekommt man den Eindruck, beide Teams spielen auf Ergebnis. Die Polen zappeln, die Griechen wackeln und doch: in einem unbeobachteten Moment schiesst irgendein Pole versehentlich das 1:0.
Das frustriert die Griechen und jetzt kommt zum „in der Landschaft herumstehen“ das ein- oder andere elende Foul, was der Schiedsrichter letztlich mit der Massnahme quittiert, die auch die Europäische Zentralbank mit dem kompletten Land machen sollte: er schmeisst einen Griechen raus.
Sicher, die Verwarnung ist etwas unglücklich, aber das sind die Griechen dafür und mit dem Rückstand sowieso, da fällt das nicht weiter auf. Während die Polen (oder besser: Borussia Dortmund) zur Halbzeit kichernd in den Katakomben verschwinden, schubsen sich die Restgriechen gegenseitig enttäuscht. Als die Polen erst langsam wieder aus der Halbzeitpause geschlichen kommen, gleicht irgendein -dopoulos derweile schon mal aus und es steht nur noch 1:1. Das ist für die Polen, die eigentlich den Ball sicherheitshalber mitgenommen hatten, dann doch etwas ärgerlich.
Die Griechen haben mittlerweile spitz bekommen, dass es vielleicht um etwas gehen könnte und zeigen, was sie können, was aber immer noch nicht wirklich viel ist, immerhin jedoch dazu reicht, dass der polnische Towartschinski einen griechischen Stürmer flachlegt und dafür in einem Akt ausgleichender Gerechtigkeit jetzt seinerseits vom Platz fliegt. Der anschliessende Elfmeter wird von den Griechen verwandelt. Und zwar in eine Blamage, denn der neue polnische Torwart hält diese hilflose Kopie eines Strafstosses von irgendeinem der Kasperdopouli. In der Folge wird, während der Schiedsrichter berechtigterweise versucht, beide Mannschaften zu dezimieren, mit gewechselten Fronten gespielt: die Polen stehen nur herum, während die Griechen hilflos über und neben das polnische Tor ballern und zu Strafe den einzigen Schuss, der noch ins polnische Netz findet, auch noch abgepfiffen bekommen.
Nachdem der griechische Trainer weggedämmert ist und sich der polnische Trainer betrinkt, trennen sich nach endlosen 90 Minuten Rumpelfussball die Anfänger da unten auf dem Platz gleichermassen unverdient mit 1:1.
Im Zweiten Weltkrieg dieses Abends treffen Not auf Elend, nämlich die Tschechen auf die Russen, die ja bekanntermassen dem russischen Oligarchen Wladimir „Vlad Dracu“ Putin gehören. Die Tschechen gelten ja seit dem Gewinn des Landfrauencups der böhmischen Bäuerinnen 1954 zu den absoluten Geheimtipps jeder EM, während die Russen alleine schon aus Angst, von russischen Agenten umgelegt zu werden, als Geheimtipp dieser EM gelten. Man darf also gespannt sein!
Die Russen starten mit der ältesten – im Fussballjargon „erfahrensten“ - Mannschaft des Turniers, die Spieler wurden aus allen Altenheimen von Mitterchen Ruuussland zusammengecastet. Die Tschechen wissen das natürlich und gehen es dementsprechend entspannt an. Jedenfalls bis sie nach 15 Minuten das 1:0 kassieren. Nun wären die Tschechen nicht die Tschechen, wenn sie sich dadurch aus der Ruhe bringen liessen, denn immerhin haben sie mit dem Kappentschechen, der auch so heisst, einen der besten Torhüter im Kasten. Der kassiert dann auch entspannt das 2:0 und dann ist Halbzeit.
Mehmet Scholl wird sagen, dass die Russen das System haben, sich den Ball zu holen. Das ist für mich überraschend, macht aber in einem Sport wie Fussball durchaus Sinn.
In der Kabine fangen die Russen derweil an zu feiern, weil das gut aussieht und dopen sich mit Wodka, den Tschechen wird lebenslang Soljanka angedroht. Das rächt sich nach der Pause und die Tschechen machen den Anschlusstreffer, während die Russen geistig noch in der Kabine sind.
Die Russkis sind deshalb schlagartig ernüchtert und rennen wie die roten Teufel. Das wiederum konsterniert die Tschechkis, die zwar gerne noch ein Tor geschossen hätten, aber entweder ist es Respekt vor dem Alter oder schlichtes Unvermögen, sie kommen nicht durch. Die Russkis hauen dem bedauernswerten Czechen Tschech mit der Mütze noch zwei Dinger in den Kasten und dann ist Schluss und der erste Geheimfavorit ist letzter der Gruppe A, was wenigstens die Griechen tröstet.
Aus dem deutschen Führerhauptquartier klingt die Meldung, dass alle den Stahlhelm aufziehen und dann durchs Turnier. Claudia Roth hat viel geweint und Grass ein Gedicht geschrieben.
Schalten Sie auch morgen wieder ein, wenn Mehmet Scholl sagt, dass es die Aufgabe des Torwarts ist, keinen Ball reinzulassen!
Freitag, 9. März 2012
8 Lieder für Aschenblödel
Stets investigativ nachforschend enthülle ich heute bei ThiloLeaks streng geheime Gesprächsprotokolle aus dem Bundespräsidialamt:
Tüüüüt
Tüüüt
Tüüüt
*clack*
Bundespräsidialamt, Oberamtsrat Scheffler am Apparat, was kann ich für Sie tun?
Ja, hallo, hier ist der Dings, der Christian. Sie erinnern sich an mich, ich war bis vor Kurzem Ihr Chef!
Jaaaa
Ja, also, es geht um die Verabschiedung, ich wünsche mir hier vier Lieder und meine Frau will auch vier Lieder haben - haben Sie was zum Schreiben?
Jaaa, ääääh...
Prima: also meine Frau wünscht sich "Üb immer Treu und Redlichkeit", "Money Money Money", "Time to say Goodbye" mit Sardellen und eine große "Mein kleiner grüner Kaktus" mit Meeresfrüchten, das wärs!
Ja, also Herr Präsident...
Oh, und Girlanden. Wir hätten gerne Blumengirlanden. Aus Rosen und Veilchen und Vergißmeinnicht!
Also, Herr Präsi...
Dochdoch, das steht mir zu, ich habe es genau nachgelesen. Im Gesetz. "Der Bundespräsident wird mit Girlanden verabschiedet"! Das steht da!
Also wegen der Lieder...
Dann wegen der Schnittchen. Wir hätten für die Gäste gerne Lachsschnittchen. Aber nicht wieder von dem billigen Zeug wie beim Empfang des diplomatischen Chores, sondern den richtigen, echten Lachs aus Norwegen! Und was die Weinauswahl angeht...
HERR PRÄSIDENT DAS GEHT ALLES NICHT!!!
Was? Warum nicht? Bin ich Bundespräsident aD oder bin ich Bundespräsident aD?
Ja, aber was das alles kos...
Ist das Ihr persönliches Geld oder was? Der Respekt vor dem Amt gebietet es, dass der Steuerzahler da mal etwas tiefer in die Tasche greift. Außerdem macht mir meine Frau wieder die Hölle heiß, wenn das nicht so klappt, wie sie sich das vorstellt!
Herr Präsident, wir kriegen das niemals genehmigt und in der Kürze der Zeit schaff ich das nicht mit dem norwegischen Lachs... Und was die Liedauswahl angeht, das ist auch sehr wenig sensibel - Sie wissen, wie empfindlich die Leute sind. Eventuell, wenn Herr Maschmeyer was dazu gi...
Maschmeyer? Kenne ich nicht, nie gehört, keine Ahnung, wer das sein soll...
Oder Herr Geerkens...
Kenn ich auch nicht. Ich möchte nicht Präsident in einem Land gewesen sein, in dem die Leute Geerkens heissen!
Wie auch immer, ich krieg das nicht hin. Die brennen mir das Schloss nieder. Acht Lieder sind deutlich zu viel!
Wieso? Kostet doch nichts?
Eben. Drum. Aber die Leute sind so sauer, dass sie Ihnen nicht einmal die Atemluft eines Bundeswehrsoldaten gönnen! Geschweige denn 10 Minute mehr ihrer Lebenszeit!
Ja, und was machen wir jetzt?
Also: Sie kriegen vier Lieder statt acht Lieder, das ist immerhin ein Lied mehr als die richtigen Bundespräsidenten bekamen. Statt Lachs gibt es garnichts, aber statt Girlanden kann ich Ihnen mehrere hundert Demonstranten zusagen. Außerdem kommen alle Alt-Bundespräsidenten (*kreuzt am Telefon die Finger hinterm Rücken*)!
Cool! Sehr schön, so machen wir es! Ich wünsche viel Spaß mit dem Neuen dann!
Danke Herr Bundespräsident. Ich wünsche noch ein schönes Restleben in Saus und Braus, schauen Sie doch mal bei uns rein, wenn sie mal wieder in der Nähe sind! Für Sie halten wir immer ein Zimmer im Bellevue bereit!
Ach, das wäre nett, tatsächlich sagte ich neulich zu meiner Frau, wenn wr in Ostern in Berlin wären, dann könnten wir doch...
*clack*
Aufgelegt. Kein Anstand mehr, die Beamten von heute! Ich bin froh, nicht mehr Präsident von solchen Leuten zu sein!
Tüüüüt
Tüüüt
Tüüüt
*clack*
Bundespräsidialamt, Oberamtsrat Scheffler am Apparat, was kann ich für Sie tun?
Ja, hallo, hier ist der Dings, der Christian. Sie erinnern sich an mich, ich war bis vor Kurzem Ihr Chef!
Jaaaa
Ja, also, es geht um die Verabschiedung, ich wünsche mir hier vier Lieder und meine Frau will auch vier Lieder haben - haben Sie was zum Schreiben?
Jaaa, ääääh...
Prima: also meine Frau wünscht sich "Üb immer Treu und Redlichkeit", "Money Money Money", "Time to say Goodbye" mit Sardellen und eine große "Mein kleiner grüner Kaktus" mit Meeresfrüchten, das wärs!
Ja, also Herr Präsident...
Oh, und Girlanden. Wir hätten gerne Blumengirlanden. Aus Rosen und Veilchen und Vergißmeinnicht!
Also, Herr Präsi...
Dochdoch, das steht mir zu, ich habe es genau nachgelesen. Im Gesetz. "Der Bundespräsident wird mit Girlanden verabschiedet"! Das steht da!
Also wegen der Lieder...
Dann wegen der Schnittchen. Wir hätten für die Gäste gerne Lachsschnittchen. Aber nicht wieder von dem billigen Zeug wie beim Empfang des diplomatischen Chores, sondern den richtigen, echten Lachs aus Norwegen! Und was die Weinauswahl angeht...
HERR PRÄSIDENT DAS GEHT ALLES NICHT!!!
Was? Warum nicht? Bin ich Bundespräsident aD oder bin ich Bundespräsident aD?
Ja, aber was das alles kos...
Ist das Ihr persönliches Geld oder was? Der Respekt vor dem Amt gebietet es, dass der Steuerzahler da mal etwas tiefer in die Tasche greift. Außerdem macht mir meine Frau wieder die Hölle heiß, wenn das nicht so klappt, wie sie sich das vorstellt!
Herr Präsident, wir kriegen das niemals genehmigt und in der Kürze der Zeit schaff ich das nicht mit dem norwegischen Lachs... Und was die Liedauswahl angeht, das ist auch sehr wenig sensibel - Sie wissen, wie empfindlich die Leute sind. Eventuell, wenn Herr Maschmeyer was dazu gi...
Maschmeyer? Kenne ich nicht, nie gehört, keine Ahnung, wer das sein soll...
Oder Herr Geerkens...
Kenn ich auch nicht. Ich möchte nicht Präsident in einem Land gewesen sein, in dem die Leute Geerkens heissen!
Wie auch immer, ich krieg das nicht hin. Die brennen mir das Schloss nieder. Acht Lieder sind deutlich zu viel!
Wieso? Kostet doch nichts?
Eben. Drum. Aber die Leute sind so sauer, dass sie Ihnen nicht einmal die Atemluft eines Bundeswehrsoldaten gönnen! Geschweige denn 10 Minute mehr ihrer Lebenszeit!
Ja, und was machen wir jetzt?
Also: Sie kriegen vier Lieder statt acht Lieder, das ist immerhin ein Lied mehr als die richtigen Bundespräsidenten bekamen. Statt Lachs gibt es garnichts, aber statt Girlanden kann ich Ihnen mehrere hundert Demonstranten zusagen. Außerdem kommen alle Alt-Bundespräsidenten (*kreuzt am Telefon die Finger hinterm Rücken*)!
Cool! Sehr schön, so machen wir es! Ich wünsche viel Spaß mit dem Neuen dann!
Danke Herr Bundespräsident. Ich wünsche noch ein schönes Restleben in Saus und Braus, schauen Sie doch mal bei uns rein, wenn sie mal wieder in der Nähe sind! Für Sie halten wir immer ein Zimmer im Bellevue bereit!
Ach, das wäre nett, tatsächlich sagte ich neulich zu meiner Frau, wenn wr in Ostern in Berlin wären, dann könnten wir doch...
*clack*
Aufgelegt. Kein Anstand mehr, die Beamten von heute! Ich bin froh, nicht mehr Präsident von solchen Leuten zu sein!
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