Sonntag, 10. Juni 2012

Tag 3: kleine Italiener


Als ich vom Feiern des überragenden deutschen Sieges über diese schwache $%&§/ portugiesische Mannschaft nach Hause kam und mein Mario-Gomez-Gedenkaltärchen aufgebaut hatte, fand ich meine Frau mit glasigen Augen vor dem Home-Shopping-Europe-Sender, vor dem ich sie leichtsinnigerweise alleine gelassen hatte, weil da keine EM-Berichterstattung lief. Na, das kann was werden. Sie kann sich an nichts erinnern. Ich habe sie vor den heutigen Spielen sicherheitshalber ans Bett gefesselt, damit sie nicht stört.

In ganz Deutschland herrscht heute eine Stimmung der Genugtuung. Ja, es war Rumpelstilzchenfussball der Deutschen, das war nicht hübsch anzusehen und die Portugiesen waren irgendwie besser. Nur haben wir eben Super-Mario und Boateng war Ronaldo eben näher als Schina-Lisa und hat ihn weitestgehend neutralisiert. Wie das die komplette Nationalelf mit Mario Gomez auch gemacht hat. Und wir haben das berühmte eine Tor mehr. Ätsch.

Heute spielen ja der Geheimtipp Spanien gegen den Geheimtipp Italien. Die Spanier sind ja bekannt für ihr begeisterndes Kurzpassspiel, das in Spanien auch „tiki-tiki“, im Rest Europas einfach „Generve“ genannt wird, während die Italiener in der Regel für einen 10er Abwehrblock und großartige artistische Falleinlagen sowie hervorragende schauspielerische Leistungen bekannt sind. Der spanische Stier trifft das italienische Oppossum, Paella meets Pizza.

Die Italiener gehen durch einige Wettskandale und Haftbefehle ja vorbelastet in dieses Match, keiner weiss, was sie von den Spaniern für eine eventuelle Niederlage bekommen haben und wie hoch die Schecks der einzelnen Spieler waren. Von daher erwartet uns durchaus eine spannende Partie.

Die Spanier legen wie gewohnt mit ihrem „klein-klein“ los und entnerven die Italiener ab der ersten Minute, die zwar viel laufen dürfen, dafür aber keine Bälle bekommen. Immerhin aber kämpfen die Italiener heute weniger mit interessanten Fallstudien, sondern viel mehr so, wie man das aus den Slums von Neapel kennt: zu Dritt auf einen, weswegen auch sämtliche Versuche der Spanier, den Ball regelgerecht ins gegnerische Tor zu tragen, schlicht an der eigenen Unfähigkeit scheitern, einen Ball weiter als vier Meter zu passen.

Zur Halbzeit ziehen sich beide Mannschaften leicht enerviert und etwas gefrustet in die Kabinen zurück, die Italiener vergleichen ihre Schecks, die Spanier handeln die Konditionen für die Refinanzierung der gezahlten Gelder aus.

Irgendwie neutralisieren sich beide Mannschaften gegenseitig. Bis zum gegnerischen Strafraum geht’s vorwärts, danach fliegt der Ball irgendwohin, bestenfalls noch zum Gegner. In der 64sten Minute erfährt di Natale, der nicht in der Stammformation spielt, sondern nur so ein Eingewechselter ist, dass er kein Geld bekommen hat und locht in einem unbeobachteten Moment das 1:0 für Italien ein, woraufhin seine Mannschaftskandidaten so sauer auf ihn sind, dass sie den Spaniern nur vier Minuten später den Ausgleich gönnen.

In der Folge geben sich zwar beide Mannschaften redlich Mühe, aber es rächt sich eben, dass die Spanier keine Stürmer und die Italiener einen Torwart mitgenommen haben und so scheitern die Spanier immer wieder an den Italienern und die Italiener an sich selbst und man trennt sich mit einem freundschaftlichen 1:1, was den Sieger des nächsten Spieles zum Gruppenersten machen wird. Spanien wird als Titelfavorit auf BBB zurückgestuft.

Im zweiten Spiel des Abends trifft der Geheimtipp Irland auf die Kroaten, die in informierten Kreisen als Geheimtipp gelten. Robuste englische Treter gegen robuste Balkantreter, beide nicht zimperlich, was die Gesundheit des Gegners angeht, wir dürfen also ein im wahrsten Sinne des Wortes kampfbetontes Spiel erwarten.

Die Kroaten können an guten Tagen ein unangenehmer Gegner sein, an schlechten Tagen sind sie es auch und während die als biedere und solide Fussballhandwerker bekannten Iren noch kontrollieren, ob wirklich alle Kroaten die Springmesser am Kabinenausgang abgegeben haben, machen die derweil das 1:0. Das ist ärgerlich für die Iren, weil die sich dank ihres Trainers Trappatoni darauf eingestellt hatten, kein Tor zu kassieren und nicht, eines zu schiessen.

Während in Villa Croatia aber noch gefeiert wird, trifft irgendeine glücklicher Ire zum Ausgleich, was wiederum die Kroaten kränkt. In der Folgezeit versuchen die armen Iren, verzweifelt das Ergebnis zu halten, haben den heute erfrischend frisch auftretenden Kroaten aber wenig entgegenzusetzen ausser den eigenen Körpern. Und so kegelt sich dann auch der Kroate Jelavic eher versehentlich zum 2:1 kurz vor der Pause durch einen gerade für die Iren erstaunlich unglücklichen Fehlpass.

In der gleich folgenden Pause dann schmachtet Kathrin Müller-Dingenskirchen (im Familienjargon auch „dumme Nuss“ genannt) dann Olli „Mann, ist das 'ne Wurst“ Kahn derart offensichtlich an, dass ich befürchte, Schina-Lisa und Scherom waren nur das Vorspiel zu einer der sexuellsten EM ever.

Nach der Pause bleiben die Iren am Ball, den meist die Kroaten haben und weil der Torwart der Iren heute für die Mannschaft den Kopf hinhält, macht er zu allem Überfluss ein erst recht unglückliches Tor für Kroatien, als der Ball von seinem Quadratschädel ins Tor bringt. Erstaunlich unglücklich, der Spielverlauf bis dahin.

Die Iren zappeln sich mangels spielerischer Mittel durch, milde von den Kroaten belächelt, und als ein kroatischer Spieler verletzt auf dem Rasen liegt, tun die Iren so, als wäre das normal und schiessen auch nicht den Ball ins Aus. Gut, wahrscheinlich kann man sich mit einem 3:1 gegen sich auch keine Höflichkeiten leisten, dafür verweigert ihnen der Fussballgott dann auch einen eigentlich fälligen Elfer und sorgt mal wieder für ausgleichende Gerechtigkeit. Auf jeden Fall begnügen sich die nach dem 3:1 deutlich entspannten Kroaten damit, harmlose irische Spieler umzuschubsen, die sich hilflos um den Anschlusstreffer bemühen und man darf nach dem Schlusspfiff gespannt sein, wie sich die Kroaten, die jetzt lustigerweise Gruppenerster sind, gegen einen seriösen Gegner schlagen werden.

Schalten Sie also auch morgen wieder ein, wenn Kathrin Müller-Hohenstein Olli Kahn fragt, womit er schon beworfen wurde und ob er auch ihre Bälle halten kann.

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