Als
ich vom Feiern des überragenden deutschen Sieges über diese
schwache $%&§/ portugiesische Mannschaft nach Hause kam und mein
Mario-Gomez-Gedenkaltärchen aufgebaut hatte, fand ich meine Frau mit
glasigen Augen vor dem Home-Shopping-Europe-Sender, vor dem ich sie
leichtsinnigerweise alleine gelassen hatte, weil da keine
EM-Berichterstattung lief. Na, das kann was werden. Sie kann sich an
nichts erinnern. Ich habe sie vor den heutigen Spielen
sicherheitshalber ans Bett gefesselt, damit sie nicht stört.
In
ganz Deutschland herrscht heute eine Stimmung der Genugtuung. Ja, es
war Rumpelstilzchenfussball der Deutschen, das war nicht hübsch
anzusehen und die Portugiesen waren irgendwie besser. Nur haben wir
eben Super-Mario und Boateng war Ronaldo eben näher als Schina-Lisa
und hat ihn weitestgehend neutralisiert. Wie das die komplette
Nationalelf mit Mario Gomez auch gemacht hat. Und wir haben das
berühmte eine Tor mehr. Ätsch.
Heute
spielen ja der Geheimtipp Spanien gegen den Geheimtipp Italien. Die
Spanier sind ja bekannt für ihr begeisterndes Kurzpassspiel, das in
Spanien auch „tiki-tiki“, im Rest Europas einfach „Generve“
genannt wird, während die Italiener in der Regel für einen 10er
Abwehrblock und großartige artistische Falleinlagen sowie
hervorragende schauspielerische Leistungen bekannt sind. Der
spanische Stier trifft das italienische Oppossum, Paella meets Pizza.
Die
Italiener gehen durch einige Wettskandale und Haftbefehle ja
vorbelastet in dieses Match, keiner weiss, was sie von den Spaniern
für eine eventuelle Niederlage bekommen haben und wie hoch die
Schecks der einzelnen Spieler waren. Von daher erwartet uns durchaus
eine spannende Partie.
Die
Spanier legen wie gewohnt mit ihrem „klein-klein“ los und
entnerven die Italiener ab der ersten Minute, die zwar viel laufen
dürfen, dafür aber keine Bälle bekommen. Immerhin aber kämpfen
die Italiener heute weniger mit interessanten Fallstudien, sondern
viel mehr so, wie man das aus den Slums von Neapel kennt: zu Dritt
auf einen, weswegen auch sämtliche Versuche der Spanier, den Ball
regelgerecht ins gegnerische Tor zu tragen, schlicht an der eigenen
Unfähigkeit scheitern, einen Ball weiter als vier Meter zu passen.
Zur
Halbzeit ziehen sich beide Mannschaften leicht enerviert und etwas
gefrustet in die Kabinen zurück, die Italiener vergleichen ihre
Schecks, die Spanier handeln die Konditionen für die Refinanzierung
der gezahlten Gelder aus.
Irgendwie
neutralisieren sich beide Mannschaften gegenseitig. Bis zum
gegnerischen Strafraum geht’s vorwärts, danach fliegt der Ball
irgendwohin, bestenfalls noch zum Gegner. In der 64sten Minute
erfährt di Natale, der nicht in der Stammformation spielt, sondern
nur so ein Eingewechselter ist, dass er kein Geld bekommen hat und
locht in einem unbeobachteten Moment das 1:0 für Italien ein,
woraufhin seine Mannschaftskandidaten so sauer auf ihn sind, dass sie
den Spaniern nur vier Minuten später den Ausgleich gönnen.
In
der Folge geben sich zwar beide Mannschaften redlich Mühe, aber es
rächt sich eben, dass die Spanier keine Stürmer und die Italiener
einen Torwart mitgenommen haben und so scheitern die Spanier immer
wieder an den Italienern und die Italiener an sich selbst und man
trennt sich mit einem freundschaftlichen 1:1, was den Sieger des
nächsten Spieles zum Gruppenersten machen wird. Spanien wird als
Titelfavorit auf BBB zurückgestuft.
Im
zweiten Spiel des Abends trifft der Geheimtipp Irland auf die
Kroaten, die in informierten Kreisen als Geheimtipp gelten. Robuste
englische Treter gegen robuste Balkantreter, beide nicht zimperlich,
was die Gesundheit des Gegners angeht, wir dürfen also ein im
wahrsten Sinne des Wortes kampfbetontes Spiel erwarten.
Die
Kroaten können an guten Tagen ein unangenehmer Gegner sein, an
schlechten Tagen sind sie es auch und während die als biedere und
solide Fussballhandwerker bekannten Iren noch kontrollieren, ob
wirklich alle Kroaten die Springmesser am Kabinenausgang abgegeben
haben, machen die derweil das 1:0. Das ist ärgerlich für die Iren,
weil die sich dank ihres Trainers Trappatoni darauf eingestellt
hatten, kein Tor zu kassieren und nicht, eines zu schiessen.
Während in Villa Croatia aber noch gefeiert wird, trifft irgendeine glücklicher Ire zum Ausgleich, was wiederum die Kroaten kränkt. In der Folgezeit versuchen die armen Iren, verzweifelt das Ergebnis zu halten, haben den heute erfrischend frisch auftretenden Kroaten aber wenig entgegenzusetzen ausser den eigenen Körpern. Und so kegelt sich dann auch der Kroate Jelavic eher versehentlich zum 2:1 kurz vor der Pause durch einen gerade für die Iren erstaunlich unglücklichen Fehlpass.
In
der gleich folgenden Pause dann schmachtet Kathrin
Müller-Dingenskirchen (im Familienjargon auch „dumme Nuss“
genannt) dann Olli „Mann, ist das 'ne Wurst“ Kahn derart
offensichtlich an, dass ich befürchte, Schina-Lisa und Scherom waren
nur das Vorspiel zu einer der sexuellsten EM ever.
Nach
der Pause bleiben die Iren am Ball, den meist die Kroaten haben und
weil der Torwart der Iren heute für die Mannschaft den Kopf hinhält,
macht er zu allem Überfluss ein erst recht unglückliches Tor für
Kroatien, als der Ball von seinem Quadratschädel ins Tor bringt.
Erstaunlich unglücklich, der Spielverlauf bis dahin.
Die
Iren zappeln sich mangels spielerischer Mittel durch, milde von den
Kroaten belächelt, und als ein kroatischer Spieler verletzt auf dem
Rasen liegt, tun die Iren so, als wäre das normal und schiessen auch
nicht den Ball ins Aus. Gut, wahrscheinlich kann man sich mit einem
3:1 gegen sich auch keine Höflichkeiten leisten, dafür verweigert
ihnen der Fussballgott dann auch einen eigentlich fälligen Elfer und
sorgt mal wieder für ausgleichende Gerechtigkeit. Auf jeden Fall
begnügen sich die nach dem 3:1 deutlich entspannten Kroaten damit,
harmlose irische Spieler umzuschubsen, die sich hilflos um den
Anschlusstreffer bemühen und man darf nach dem Schlusspfiff gespannt
sein, wie sich die Kroaten, die jetzt lustigerweise Gruppenerster
sind, gegen einen seriösen Gegner schlagen werden.
Schalten
Sie also auch morgen wieder ein, wenn Kathrin Müller-Hohenstein Olli
Kahn fragt, womit er schon beworfen wurde und ob er auch ihre Bälle
halten kann.
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